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Radsport Radsport: Die Zeitnehmer

Von Stefan Thomé 14.11.2012, 19:27

Weissenfels/MZ. - Es ist das Rennen, bei denen sich die Brüder Thiemo (22) und Robert Bergner (19) sowie Andreas Dutt (seit heute 23) aus Weißenfels wohl am meisten auf die Saisonpause freuen. Der Granschützer Radcross "Rund um den Auensee", ausgetragen vom Weißenfelser Radsportclub White Rock. Bei kühlen Temperaturen und nasskalter Witterung harren die drei jungen Männer von "Zwopunktnull" aus und sind ein ganz wichtiger Baustein der Veranstaltung. "Wir sind sehr froh, dass sie für uns nun schon seit Jahren die Zeitmessung übernehmen. Und das auf professionellem Niveau", sagt White-Rock-Vorsitzender Winfried Kreis und ergänzt: "Das wertet unsere Veranstaltungen ungemein auf, denn die Fehlerquote ist äußerst gering. Und die Jungs sind sehr zuverlässig."

Worte, die "Teamchef" Thiemo Bergner gern hört. Der Student der Wirtschafts- sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften in Halle hat mittlerweile zwar ein Kleingewerbe angemeldet. Doch wirklich Geld verdient das Trio mit seinem Unternehmen nicht. "Alles, was wir einnehmen, stecken wir in unsere Ausrüstung", erzählt Bergner. Vom Frühjahr bis Herbst verbringen die Bergners und Dutt an bis zu 15 Wochenenden ihre Freizeit als Zeitnehmer. "Unser Hobby", betont Thiemo. Dazu gehört die stetige Weiterentwicklung des selbst entwickelten Systems. Ihr pfiffiges Motto: "Unsere Technik hält noch lange durch, wenn sich die Fahrer geschlagen geben." Kernstück dafür seien Laptops mit leistungsstarken Akkus.

Seit diesem Jahr bieten sie neben der direkten Computerauswertung und einer Live-Ergebnisanzeige auch die Erfassung im Ziel mit Transpondersignalen an. Das kam in Granschütz jedoch nicht zum Einsatz. "Wir arbeiten mit Stickern, die an den Startnummern angebracht werden. Bei den Crossläufen der U 13 sowie U 11 konnten wir das nicht umsetzen und bei den Radrennen war es dann doch etwas zu aufwendig", schilderte Bergner. So war für seinen Kollegen Dutt, der in Jena Russisch und Sport auf Lehramt studiert, und Bruder Robert, der Erstsemester-Student der Fächer Verkehrswesen und Logistik in Erfurt ist, wieder Augenmaß und Handarbeit angesagt. Einer oder zwei schauen, welche Nummer über die Linie fährt und einer trägt es am Rechner ein. Um dabei manchmal unvermeidbare Fehler zu minimieren, haben die drei ihre Software mit entsprechenden Analyse-Algorithmen ausgestattet.

Doch warum machen sie das eigentlich? Radsport haben sie nie selbst betrieben. Alle drei spielten in der Jugend Floorball beim UHC Weißenfels. Thiemo wurde dort sogar deutscher Nachwuchsmeister und betreut nun die Homepage sowie den Bundesliga-Liveticker. Aber Spitzensport-Ambitionen hegten sie selbst keine. Und Beruflich streben sie ebenfalls andere Ziele an. "Wir sind da eben so reingerutscht", klärt Thiemo auf. Sein Vater Heiko hatte um die Jahrtausendwende angefangen, die Weißenfelser Radsportler bei der Zeitnahme mit Digitaltechnik zu unterstützen. "Wir waren als Kinder oft dabei und haben geholfen", erinnert sich Bergner. Aus Spaß an der Freude übernahmen die Söhne und Freund Dutt irgendwann selbst die Regie. 2009 meldete Thiemo dafür ein Gewerbe an. Mittlerweile sind sie die regionale Nummer eins.

"Es ist wie in einer großen Familie", sagt Thiemo Bergner. Die freundschaftlichen Beziehungen, vornehmlich in der Mitteldeutschen Radsportszene, sowie das stetige Tüfteln und Optimieren machen den Reiz aus. Dafür sitzen sie dann schon mal gern bis zu zwölf Stunden wie jetzt zuletzt bibbernd in ihren eigens angeschafften Mänteln, zählen und fiebern mit.