1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Radinsel Bad Kösen: Radinsel Bad Kösen: Stillstand am Zuppinger Wasserrad

Radinsel Bad Kösen Radinsel Bad Kösen: Stillstand am Zuppinger Wasserrad

Von Harald Boltze 12.11.2017, 09:39
Zuppinger Wasserrad auf der Radinsel in Bad Kösen
Zuppinger Wasserrad auf der Radinsel in Bad Kösen Biel

Bad Kösen - Was passiert mit einem Wasserrad, das im Niedrigwasser steht und sich nicht bewegt? Das Holz oben vertrocknet, und das unten befindliche wird morsch. Und was geschieht mit dem Rechen, der das Wasserrad vor Unrat, Schlamm und Ästen freihalten soll, aber nicht gereinigt wird? Er verbiegt sich.

Dummerweise hat das Zuppinger Wasserrad (Untere Wasserkunst) an der Bad Kösener Radinsel gerade mit beiden Problemen zu kämpfen. Um den Rechen kümmerte sich in den letzten Jahren regelmäßig eine kleine Gruppe von Ehrenamtlern. Zu ihnen gehört der Bad Kösener Bernhard Bösel. Doch sein freiwilliges Engagement hat er derzeit eingestellt. Warum, das erzählte er in der jüngsten Sitzung des Naumburger Gemeinderates. „Ich mache das alles freiwillig, bekomme aber keine Unterstützung. Ich weiß nicht einmal, ob die Stadt überhaupt will, dass ich das mache. Ich habe ja nie eine Antwort auf meine Anfragen bekommen“, sagte er. Schon einmal habe er seine Tätigkeit für ein halbes Jahr ausgesetzt. „Und gleich ist großer Schaden entstanden, weil sich kein anderer gekümmert hat“, so Bösel.

Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) hätte es nun leicht gehabt, in der Ratssitzung Pluspunkte zu sammeln. „Wir danken Ihnen, Herr Bösel, für Ihr Engagement. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich wieder um das Wasserrad kümmern“, wären geeignete Sätze gewesen. Doch diese oder ähnliche hörte man von ihm nicht.

Stattdessen erklärte er immerhin den Hintergrund der derzeitigen Notlage. So hatte Thilo Mücke, der einst wegen der Mühle in Bad Kösen einen sogenannten Mitnutzungsvertrag für das Wehr mit dem Landesamt für Hochwasserschutz abgeschlossen hatte, im Frühling dieses Jahres plötzlich die Aufstauung beendet, was für einen deutlich niedrigeren Wasserstand sorgte. Ein Problem nicht nur für das Zuppinger Wasserrad, sondern auch für die Schifffahrt (wir berichteten).

„Ein Riesenproblem“, sagt sogar OB Küper. Man bemühe sich derzeit noch immer, dieses auf Landesebene rechtlich zu klären. Und erst dann mache es Sinn, die komplette Wasserkunst in Bad Kösen vernünftig instand zu setzen. Das aber sieht Bernhard Bösel anders: „Man kann dort auch schon mit wenig Geld viel erreichen. Man darf nur nicht warten“, sagte der Rentner gegenüber Tageblatt/MZ. Bad Kösens Ortsbürgermeister Holger Fritzsche kann den Ärger von Bösel verstehen: „Viele Jahre wusste die Stadt ja nicht mal, dass ihr das Zuppinger Wasserrad gehört. Dann haben wir als Heimatverein angeboten, uns zu kümmern. Aber da haben wir drei Jahre lang keine Antwort erhalten.“ Statt vergnatzt zu sein, habe man trotzdem weiter Hand angelegt. Bis es Bernhard Bösel jetzt reichte. Immerhin bekam er nun einen Anruf vom Oberbürgermeister. Nächste Woche soll ein Gespräch zu diesem Thema stattfinden.