Polizei wünscht sich mehr Wachpolizisten Polizei wünscht sich mehr Wachpolizisten: Mehr als ein Hilfssheriff

Weißenfels - Hochbetrieb auf der B91. Der Straßenverkehr rollt an Wachpolizist Raik Kölsch vorbei, der an der Ausfahrt nach Wildschütz mehrere Lichtschranken für Geschwindigkeitskontrollen aufbaut. „Wir machen das nicht, um die Autofahrer abzuzocken. Wir wollen die Verkehrssicherheit erhöhen“, sagt der 31-jährige Weißenfelser.
Der junge Mann trägt nach einer dreimonatigen Ausbildung eine Polizeiuniform, ist aber kein Beamter. Als einer von fünf Wachpolizisten unterstützt er seit dem Frühjahr die Polizisten im Revier Burgenlandkreis. Dort ist man für die Hilfe dankbar. „Die Politik hat verstanden, dass bei der Polizei nicht weiter gekürzt werden kann“, sagt Polizeirat Holm Lüdecke, der die Einsätze der Wachpolizisten koordiniert. Hauptaufgabe ist die Verkehrsüberwachung, um die Beamten zu entlasten.
Verkehrsüberwachung: „Die Wachpolizisten arbeiten bei den Einsätzen selbstständig in Zweierteams “
„Die Wachpolizisten arbeiten bei den Einsätzen selbstständig in Zweierteams “, sagt Holm Lüdecke. Dabei ist es ihnen aber nur erlaubt, Raser mit dem Blitzer aufzunehmen. Bei der Laser-Messung mit einem Handgerät muss ihnen ein Regionalbereichsbeamter zur Seite gestellt werden. „Die Wachpolizisten haben keine Befugnis, in den Verkehr einzugreifen und die Raser rauszuziehen“, sagt Lüdecke.
In Sachsen-Anhalt, Sachsen, Berlin und Hessen gibt es Wachpolizisten. Sie sind einem Polizeipräsidium angegliedert und sollen die Beamten bei Aufgaben wie Verkehrskontrollen und Objektschutz entlasten. 2016 wurde in Sachsen-Anhalt mit der dreimonatigen Ausbildung von 250 Wachpolizisten begonnen. Unter anderem werden sie zum Schutz von Flüchtlingsunterkünften vor Anschlägen eingesetzt. Der Einsatz ist im Gegensatz zu anderen Bundesländern allerdings auf zwei Jahre begrenzt. Auch die Kompetenzen sind vergleichsweise gering. Vorrang hat in Sachsen-Anhalt die Ausbildung von neuen Beamten. Die Wachpolizisten sind unbewaffnet. Zur Ausrüstung gehört Reizgas. (ivn)
Für Raik Kölsch ist die Arbeit als Wachpolizist zunächst einmal ein sicherer Job. Bei der Bewerbung konnte der Quereinsteiger und gelernte Koch damit punkten, dass er bereits bei einer Sicherheitsfirma gearbeitet hat.
Stellen der 250 Wachpolizisten in Sachsen-Anhalt auf zwei Jahre befristet
Die Stellen der 250 Wachpolizisten in Sachsen-Anhalt sind allerdings auf zwei Jahre befristet, um Zeit für die Ausbildung von neuen Beamten zu gewinnen. Raik Kölsch will sich noch überlegen, ob er sich später für eine Ausbildung zum Polizisten bewirbt. „Die Arbeit macht Spaß und wir werden von den Kollegen auch akzeptiert“, sagt er.
Die Weißenfelser Polizei wertet das Projekt Wachpolizei als Erfolg. „Die Mitarbeiter sind supermotiviert und helfen wirklich weiter“, sagt Holm Lüdecke. Allerdings würde er sich mehr Kompetenzen für die Kollegen wünschen, damit sie mehr Aufgaben übernehmen können, etwa beim Messen mit der Laser-Technik. Weiteres Problem sei die Beschränkung auf zwei Jahre. „Bis dahin sind gar nicht genügend neue Beamten ausgebildet“, sagt Holm Lüdecke. Der Polizeirat hat allerdings die Hoffnung, dass die Politik die Zeichen der Zeichen erkannt hat. Denn seit Oktober werden bereits neue Wachpolizisten ausgebildet. Dann soll auch das Weißenfelser Revier einen weiteren Helfer bekommen. (mz)