Inspiration durch Märchen Paar aus Muschwitz schafft mit einem Künstlerhof eine verwunschene Gartenträumereien
Brigida und Wolfgang Böttcher haben in Muschwitz ihre Heimat gefunden. Wie sie seit 40 Jahren an ihrem persönlichen Freiluftmuseum arbeiten.

Muschwitz/MZ - Man könnte sich im Garten des Künstler-Ehepaares Brigida (68) und Wolfgang Böttcher (73) verlaufen. Allerorts findet sich ein schattiges Plätzchen, mehr noch aber Kunst zum Sattsehen. Keramikmalerei, Tonobjekte und Figuren. 1980 hatte es sie nach Muschwitz verschlagen. Das Gebäude-Ensemble war heruntergekommen, von einem urbanen Garten war nichts zu sehen. Ursprünglich gab es den gar nicht und ein Bauer hat erst mal ein Feld pflügen müssen. „Was man jetzt sieht, ist in Jahrzehnten gewachsen und entstanden.“
Künstlerpaar schafft verwunschene Gartenträumerei
Brigida Böttcher zeigt auf einen Mammutbaum, den sie in der Gärtnerei in Markranstädt besorgt hat. Der Gigant steht noch heute. Anderes hat es nicht geschafft. Die Kiwi zum Beispiel, die einem der kalten Winter in den 1980er Jahren zum Opfer gefallen ist. Und von einer kleinen Kirschallee ist nur noch ein Baum erhalten. Auch einer großen Walnuss machten die Eisheiligen an einem Maianfang den Garaus.
Immer wieder sind in die Natur idyllische Fleckchen eingebettet. Wie jener Grabstein von Pauline Hörig, die schon mit 46 Jahren 1895 gestorben ist. Zwischen dem Grün steht eine rothaarige, barbusige Frau, die die Hände fast so hält, als würde sie Geige und Bogen fassen oder was auch immer. Dahinter strebt eine gusseiserne Säule himmelwärts, die eine tönerne Figur trägt. Große Kunst macht den Garten lebendig, aber auch kleinere Arbeiten sind zu sehen. So nimmt Auxo mit seinem Gefolge aus 13 doppelgesichtigen Wesen einen Gartenteil ein, der hier im Halbdunkel entrückt scheint.

Inspiration des Märchens Froschkönig
Dachziegel dienen als Beetumrandung und überall hin verfolgt den Besucher eine Katze, die niemanden an sich heranlässt und dennoch ihre Neugier nicht verstecken kann. Hier findet sich Totholz, dort dient ein Tonrohr als Dekoration. Ein Stück weiter bedeckt eine indische Erdbeere den Boden. Sie lässt sich wohl auch essen, ist aber fast geschmacklos. Eine Brunnenumrandung hat hier wie im Märchen vom Froschkönig einen Platz gefunden.

Im Garten freilich ist alles echt bis zur Turmbekrönung und der Kaminabdeckung
Ofenkacheln sind neben Gasbeton drapiert und Wolfgang Böttcher sagt: „In meiner Lebenszeit habe ich alles zweimal angefasst.“ Schließlich muss ja alles auch in Ordnung gehalten werden. Es ist wie im Museum. Und Brigida Böttcher verweist auf einen Amberbaum, den sie aus Samen selbst herangezogen hat. Es sind tolle Farben zu sehen. Rosen neben Rhododendron und immer war früher angesichts der prallen Vegetation schnell ein Anknüpfungspunkt für ein Gespräch gefunden.
Heute kommen bestenfalls Hundebesitzer vorbei, die ihr Tier Gassi führen. Zeit für eine Unterhaltung? „Jeder ist mit sich beschäftigt“, wie Brigida Böttcher sagt. Im Garten freilich ist alles echt bis zur Turmbekrönung und der Kaminabdeckung. Ihr Anwesen in Muschwitz ist für Böttchers immer auch ein Spiegelbild ihrer heimlichen italienischen Liebe. Dort durften sie als Künstler schon mal vor der Wende hin und kamen mit Impressionen im Kopf zurück, die sich in Haus und Außenwänden, aber eben auch in ihrem Garten widerspiegelt. Gehen sie in ihn hinein, pulsiert südeuropäisches Flair mitten in Muschwitz.
