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Nietzsche-Dokumentationszentrum Nietzsche-Dokumentationszentrum: Musik die sichtbar wird

Von Jana Kainz 05.12.2017, 09:00
Musik und Bewegung - Rhythmik-Studenten aus Weimar laden zu einem besonderen Erlebnis ins Nietzsche-Dokumentationszentrum ein.
Musik und Bewegung - Rhythmik-Studenten aus Weimar laden zu einem besonderen Erlebnis ins Nietzsche-Dokumentationszentrum ein. Biel

Naumburg - Musik kann man sehen - ja, nicht nur hören und, wenn sie laut genug ist, spüren, sondern eben auch sehen. Den Beweis des Visuellen in der Musik treten zehn Studenten der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar Freitagabend, 8. Dezember, in Naumburg an. Dann verwandeln sie ab 19.30 Uhr das Nietzsche-Dokumentationszentrum in eine Aufführungsstätte für ihre öffentliche Bewegungsperformance „Jetzt bin ich leicht, jetzt fliege ich, ... jetzt tanzt ein Gott durch mich“.

Die jungen Frauen und Männer - allesamt ausgebildete Musiker - erlernen in ihrem Masterstudiengang „Elementare Musikpädagogik und Rhythmik (Musik und Bewegung)“ Musik und Bewegung zu vernetzen, um Musik, vor allem kopflastige, besser verstehen zu können oder auch „die Bewegung auf vielen Handlungsebenen wachzuhalten“, erklärt Marianne Steffen-Wittek, Leiterin besagten Masterstudiengangs. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der es viele sitzende Tätigkeiten gibt, brauche es innovative Ideen für Bewegungen.

Zurück geht diese spezielle Studienrichtung „Rhythmik“ auf den französischen Musikprofessor Émile Jaques-Dalcroze, der von 1910 bis 1914 in Dresden-Hellerau im Festspielhaus gewirkt hatte. „Ursprünglich als Lehrer für Harmonielehre und Gehörbildung entdeckte er während seiner Lehrtätigkeit, dass Studenten besser lernen, wenn sie Bewegung einsetzen“, so Marianne Steffen-Wittek. In diesem Punkt gebe es eine Schnittstelle zu Friedrich Nietzsche, in dessen Schriften man viel zur Bewegung in der Musik finde. Zudem habe er den damals festgefahrenen Akademismus und Kunstbetrieb kritisiert. Von der theoretischen Schnittstelle Rhythmik/Nietzsche half nun ein „verrückter Zufall“, wie ihn die Leiterin des Studiengangs nennt, zur praktischen Schnittstelle. Über einen Tangokurs nämlich, den Ralf Eichberg, Leiter des Nietzsche-Dokumentationszentrums, in seiner Freizeit belegt, lernte er eine Weimarer Rhythmik-Studentin kennen. Sie kamen ins Gespräch über den wenig bekannten Studiengang und Nietzsche und entdeckten dabei Gemeinsamkeiten. Schnell wurde ein Besuch der Studenten im Dokumentationszentrum vereinbart. Während diesem führte Eichberg die Gäste auch in Nietzsches Schriften ein. „Das war sehr bereichernd“, so Marianne Steffen-Wittek. Beeindruckt waren die Studenten auch von den Räumen des Dokumentationszentrums. „Sofort fragten sie mich, ob man die Stühle herausnehmen und in dem Haus tanzen könne. Alle waren ganz wild darauf“, so Eichberg, der allzu gern in das besondere Projekt einwilligte.

Fortan erarbeiteten die Studenten ihre Bewegungsperformance, mit der sie die Räume auf den verschiedenen Ebenen beleben werden. Es erklingt zu besonderen Lichteffekten Musik vom Band. Zudem präsentieren eine Studentin (Klassischer Gesang) und ein Student (Klassisches Piano) Stücke von Nietzsche. „Mit den Bewegungen sollen die Gäste Zugang zu einer zu oft im Alltag befremdlichen Musik finden. Sie werden mit der Performance eingeladen, in einen anderen Musikkosmos hineinzuhören“, so Marianne Steffen-Wittek.

Vergangenes Wochenende fanden die letzten Proben im Dokumentationszentrum statt. Während dieser schauten den Studenten eine Handvoll spontan eingeladener Gäste zu. Diese waren derart beeindruckt, dass sie sich den Freitagabend für die Aufführung freihalten wollen.

››Anmeldungen für den Besuch der Performance unter 03445/261133