Nietzsche Doku-Zentrum Naumburg Nietzsche Doku-Zentrum Naumburg: Seltene Komposition nun im Bestand

Naumburg - Nur sieben Exemplare gibt es auf der ganzen Welt. Ein Stück gehört nun zum Archiv des Naumburger Nietzsche-Dokumentationszentrums. Als Erstdruck konnte im Juli die Komposition „Hymnus an das Leben“ bei einer Auktion des Hamburger Auktionshauses Christian Hesse erworben werden - mit Hilfe der Fielmann-Stiftung.
Viele Geschichten lassen sich zu diesem musikalischen Nietzsche-Werk, aber auch zur Versteigerung und der Verbindung zwischen der hiesigen Kultureinrichtung und der Stiftung des traditionsreichen Optik-Unternehmens mit Sitz in Hamburg erzählen. Beide begingen die besondere Zusammenarbeit am gestrigen Dienstag mit einer Begegnung auf der Terrasse des Nietzsche-Hauses. Dafür war der Kunsthistoriker Jürgen Oswald, im Auftrag der Fielmann-Stiftung tätig, nach Naumburg und an der Seite des hiesigen Filialleiters Daniel Wahrenberg in das einstige Wohnhaus des Philosophen gekommen. „Es ist der Beginn einer weiteren Förderung“, so Oswald, der von der Arbeit der Stiftung, die bundesweit 250 Museen finanziell unterstützt, berichtet. „Das sind kleinere oder mittlere Einrichtungen, die nicht über einen haushohen Etat verfügen“, so der Kunsthistoriker, der nach der Wende mit Freunden auf den Spuren Nietzsches reiste und so auch in die Region kam.
Für den aktuellen Erwerb des Erstdruckes reichte die Stiftung einen vierstelligen Betrag aus. „Uns fällt ein Stein vom Herzen, wir sind sehr dankbar für die unkomplizierte Hilfe“, sagte Ralf Eichberg, Leiter des Nietzsche-Zentrums. Den Tipp auf die Versteigerung gab der Schweizer Philosoph Andreas Urs Sommer. Der 48-Jährige lehrt an der Universität Freiburg und ist Direktor der Nietzsche-Stiftung. 2012 erhielt Sommer den Friedrich-Nietzsche-Preis verliehen. „Er hält für uns Augen und Ohren offen, wenn es um Auktionen geht“, so Eichberg weiter. Bei dieser Versteigerung habe es zwei Bietende gegeben, sei der Preis in 200-Euro-Schritten nach oben gestiegen. Die anderen Exemplare des Erstdrucks befänden sich im Nietzsche-Haus in Sils Maria (Schweiz), im Bestand der Stiftung Klassik Weimar sowie im Besitz von Privatsammlern, schilderte Eichberg, dessen erklärtes Ziel es ist, alle Erstausgaben der Nietzsche-Werke für den in Naumburg liegenden Bestand zu erwerben. Eichberg: „Mittlerweile sind solche Dinge unheimlich teuer geworden. Bleibende Werte haben eben ihren Wert.“ Der Kontakt zwischen dem Leiter des Doku-Zentrums und dem Geldgeber kam über Umwege zustande - über den Kontakt zum Stadtmuseum Jena. „Wir hatten für eine Ausstellung Leihgaben bereitgestellt. Während eines Gesprächs wurde die Stiftung erwähnt“, so Eichberg.
Doch was verbirgt sich hinter der Partitur? Der „Hymnus an das Leben“ ist ein Gemeinschaftswerk von Nietzsche und Lou Andreas-Salomé (1861 - 1937). Sie schrieb den Text, er die Musik. Die in St. Petersburg geborene Schriftstellerin gilt als Muse von Nietzsche und Rainer Maria Rilke. Den Sommer 1882 verbrachte sie mit Nietzsche in Tautenburg bei Jena.