Neue Galerie am Marientor Neue Galerie am Marientor: Intensiv in Farbe und Strich

Naumburg - Jürgen Weber steht inmitten seiner Bildwelt. Mit wachem Blick schaut er auf seine Arbeiten, die mit ihrem kräftigen Strich und den intensiven Farben an jene Max Beckmanns erinnern. Doch die Bilder des 82-jährigen Rostockers sind eruptiv, lassen den packenden Zugriff spüren. „Wenn ich ein Motiv, eine Idee habe, dann kann ich nicht anders, ich muss malen, es ist ein intensiver Prozess“, bekennt Weber. Ähnlich geht es dem Betrachter. Auch er kann sich dieser Intensität kaum entziehen, obwohl die Motive zunächst eher lapidar scheinen: „Beim Bäcker“, „Karl und Konny“, „Fuerteventura“.
Zu sehen ist ein repräsentativer Querschnitt der Werke Webers aus den letzten 20 Jahren in der neuen Galerie am Marientor in Naumburg. Am Freitagabend wurde dort in Anwesenheit des Künstlers sowie seiner langjährigen Lebensgefährtin eine Ausstellung mit Malerei, Grafik und Plastik eröffnet.
Für das Haus Marienplatz 12 - nahe dem noch vollständig erhaltenen und aus dem Jahr 1446 stammenden Stadttor - bildet die Schau zugleich eine Premiere. In die bislang zur benachbarten Gaststätte „Alt-Naumburg“ gehörenden Räume, in denen sich einst auch eine Töpferwerkstatt befunden hatte, ist nun eine Galerie eingezogen. Die Idee dazu hatte Dietmar Havlat. „Die Räume auf zwei Etagen wurden von der Gaststätte nicht mehr benötigt, so haben wir überlegt, wie sie genutzt werden können“, berichtet der Geschäftsführer der in Leipzig ansässigen Garant Gebäudemanagement GmbH.
So sei die Idee entstanden, die Räume für die Kunst zu öffnen und damit das kulturelle Leben der Domstadt zu bereichern. Havlat nahm Kontakt zum in Halle ansässigen Berufsverband Bildender Künstler auf und kam so mit Jürgen Weber in Kontakt. „Mit der nächsten Ausstellung werden wir Karl Oppermann würdigen, der 1930 in Wernigerode geboren wurde und heute im Harzvorland lebt“, kündigt Havlat an. Auf den Mecklenburger Jürgen Weber werde dann ein Künstler aus Sachsen-Anhalt folgen. Für Naumburg dürfte die neue Galerie durchaus ein Gewinn sein, ergänzt sie doch die städtischen Angebote. So die Galerie im Schlösschen, in der noch bis 31. März die Ausstellung über den Naumburger Fotografen und Filmemacher Walter Hege gezeigt wird, sowie das Großjenaer Max-Klinger-Haus. Neben dem Kunstwerk „Turbinenhaus“, in dem 2017 eine Werkschau der 1941 geborenen Malerin Gudrun Brüne zu sehen war, gibt es damit eine weitere private Galerie in Naumburg. Wird noch das Nietzsche-Zentrum einbezogen - dort sind derzeit unter dem Titel „Der Raum zwischen uns - über die Natur, die wir teilen“ Malerei und Grafik von Annette Krisper-Beslic, Kathrin Henschler und Hartmut Kiewert zu sehen -, dürfte die Weltkulturerbe-Stadt für kunstinteressierte Gäste durchaus einen Besuch wert sein.
Jürgen Weber indes zeigte sich zur Ausstellungseröffnung erfreut, in diesem Umfeld seine Arbeiten präsentieren zu können. Die Besucher der Vernissage kamen mit ihm ins Gespräch, ließen sich von der Kraft seiner Bilder inspirieren. Diese wurde auch von Karl Anton gewürdigt. Der Leipziger Maler hob zur Eröffnung vor allem die Ehrlichkeit der Bilder Webers hervor sowie dessen Beharrlichkeit, seinen künstlerischen Weg zu gehen.