Neidhardtsche Plantagen Neidhardtsche Plantagen: Fast den Weihnachtsbaum geklaut

Lösau/Zitzschen - Und dann kam einer aus dem Westen ... Manch üble Geschichte in Erinnerung an die Nachwendezeit fängt so an und endet in irgend einem Untergang. Christine Hennig kann da nicht mithalten. Auch wenn die heute 34-Jährige damals noch Kind war, kam mit einem Mann aus dem Westen die Idee für eine interessante Zukunft der Gärtnerei Neidhardt im heutigen Zwenkauer Ortsteil Zitzschen (Landkreis Leipzig), die die Brüder Bernd und Lutz gerade von der früheren Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft übernommen hatten. „Wollt ihr nicht Weihnachtsbäume anbauen, ich helfe euch“, habe der Mann gesagt, erzählt Christine Hennig, Tochter des einen Bruders.
Daraus sind mittlerweile 30 Hektar Wald geworden. Kein Hochwald, denn die Bäume sollen ja noch zu Heiligabend in die gute Stube passen. Nordmanntannen, Blaufichten, Coloradotannen und normale Fichten vor allem sind es, die auf den Plantagen an der Bundesstraße 186 bei Zitzschen wachsen, an der Landstraße neben dem Lützener Ortsteil Lösau, bei Dölzig, einem Ortsteil von Schkeuditz im Kreis Nordsachsen, und nahe Altenburg. Tausende Weihnachtsbäume stehen darauf, immer nahe dran am Standard-Idealmaß. „Die meisten Menschen wollen einen Baum um die 1,80 Meter groß, nicht zu schmal und nicht zu dicht“, beschreibt Christine Hennig eben diesen Traumbaum für die Weihnachtszeit. Auf den Neidhardtschen Plantagen wachsen inzwischen so viele Bäume, „dass wir nicht mehr zukaufen müssen, sondern ausschließlich aus dem eigenen Bestand anbieten können.“
Plantagen fallen vor allem Sonnabend und Sonntag in den Belagerungszustand
Für die Inhaber der Gärtnerei und die Mitarbeiter, bedeutet das ab diesem Wochenende Vollstress. Denn fast jeder will ja solch einen Baum. Dann fallen die Plantagen vor allem Sonnabend und Sonntag in den Belagerungszustand. „Bei uns kann man ja direkt reingehen in die Anlagen, und sich seinen Baum selbst schlagen, das nutzen auch viele Kunden“, erzählt die junge Frau, deren fünfjähriger Sohn sich schon mit dem Christbaum-Fieber infiziert hat. „Wenn ich in der Plantage in Lösau arbeite, für die ich verantwortlich bin, dann holt ihn meine Mutti aus dem Kindergarten ab und er geht dann meist noch für eine Stunde mit ihr in die Plantage“, schildert Christine Hennig. Und dann nimmt der Kleine seine Spielzeug-Motorkettensäge aus Plastik zur Hand, und „sägt“ einen Baum nach dem anderen ab.
Freut man sich, wenn man wochenlang den Baumverkauf vorbereitet und Betrieb hat, eigentlich noch auf Weihnachten? Und vor allem - kann man dann überhaupt noch Weihnachtsbäume sehen? O ja, sagt die Juniorchefin. Sie sucht sich stets ein besonders schönes Exemplar aus. „Das wird dann gekennzeichnet, bekommt drei, vier Etiketten, damit ihn niemand anderer wegschleppt.“ Voriges Jahr hat es doch ein Kunde versucht, aber die Mitarbeiter haben ihm den Baum beim Kassieren mit dem Hinweis, dass er reserviert sei, wieder abgenommen, erzählt sie.
Eine besondere Bedeutung haben Müllbeutel
So freut sie sich dann auf ihren Baum, und dass Ruhe einzieht. Die Geschenke hat Christine Hennig natürlich schon alle zusammen. „Denn jetzt habe ich bis Heiligabend keine ruhige Minute mehr“, sagt sie. Allerdings ist die Zeit nicht nur Stress. Da gibt es auch die eine oder andere kuriose Begebenheit. „Es kommt fast jedes Jahr vor, dass Frauen zu uns kommen, schick mit weißen hochhackigen Stiefeln gekleidet, und dann in die Plantage marschieren“, erzählt Christine Hennig. Und wenn es dann gerade ein paar Tage nass war, dann sehen die Stiefel bei der Rückkehr zum Wegschmeißen aus. „Aber wir können nicht überall Rindenmulch auftragen, das machen wir nur im Eingangsbereich der Plantagen.“
Eine besondere Bedeutung haben übrigens Müllbeutel „Es kommen ja komplette Familien, auch mit kleineren Kindern zu uns. Die haben nach dem Gang durch die Anlage jede Menge Dreck an den Schuhen. Wir empfehlen dann, die Füße der Kinder samt Schuhen doch in Müllbeutel zu verpacken, ehe sie sich ins Auto setzen“, sagt Christine Hennig lachend. Viele folgen dem Ratschlag und der eine oder andere hat bringt die Müllbeutel auch gleich mit. (mz)