Naumburger Othmarsfriedhof Naumburger Othmarsfriedhof: Ort der Trauer wandelt sich

Naumburg - „Viele wissen nicht von den Möglichkeiten. Deshalb ist ein Gespräch mit den Hinterbliebenen wichtig“, sagt Egbert Rockstroh. Gerade hat der Verwalter des Naumburger Othmarsfriedhofs ein solches telefonisch geführt. Er legt den Hörer auf und verlässt für einen Rundgang über das etwa 1,4 Hektar große Gelände inmitten der Stadt sein Büro.
Mehr Urnengräber
Auf den ersten Blick sieht ein Besucher die zahlreichen und unterschiedlichen Grabsteine, die Bäume und Wege. Erst mit der Zeit erkennt er die unterschiedlichen Bestattungsformen: die Urnengemeinschaftsanlage an der Südmauer, die Doppelurnengemeinschaftsanlage mit dem Obelisken, die kleinen Steine mit Namen unter der großen Eiche; letztere Gräber als Alternative zu Waldbestattungen. „Die Bestattungskultur hat sich in Deutschland im Laufe der letzten Jahre stark gewandelt“, erklärt Rockstroh.
Die Zahl der Sargbestattungen ist rückläufig, liegt aktuell in der Region um die zehn Prozent. Der überwiegende Teil der Verstorbenen wird in einem Urnengrab beigesetzt. Hinzu komme, dass für mehr und mehr Hinterbliebene das Grab pflegelos sein sollte, erzählt Rockstroh. „Doch egal wie. Jeder Verstorbene hat es nach seinem Lebensende verdient, genannt zu werden. Außerdem sollte der Hinterbliebene einen Ort der Trauer haben“, meint der Friedhofsverwalter. Selbst bei den eher schlichten und schmucklosen Urnengräbern liegen bunte Blumensträuße, Gebinde oder Bilder, flackern Kerzen als Zeichen der Trauer. Aktuell sind rund 3500 Männer und Frauen sowie Kinder auf dem Othmarsfriedhof bestattet.
Ehrenamtliche Unterstützung
Wenn die Hinterbliebenen die Pflege der Gräber nicht mehr bewältigen wegen des Alters, Krankheit oder aufgrund der Entfernung zwischen Lebensort und Friedhof wird das Team aus zwei Mitarbeitern sowie Ehrenamtlichen tätig, wachsen für sie die Herausforderungen. „Für die ehrenamtliche Unterstützung sind wir sehr dankbar“, so Rockstroh.
Dabei ist ein Friedhof immer auch ein Ort der Veränderungen. Alte Gräber verschwinden, neue entstehen. Ein Sorgenkind ist die Mauer, die besondere Zuwendung benötigt. „Wir haben uns vorgenommen, uns jedes Jahr einem Teilstück zu widmen und es instand zu setzen. Ein nächstes Ziel soll es sein, die Südmauer zu vervollständigen“, erzählt der Friedhofsverwalter, der seit sechs Jahren im Amt ist. Außerdem plant er, den Bereich der Kindergräber zu verschönern. „Ziel ist es allgemein, den Charakter des Friedhofs beizubehalten“, so Rockstroh. Das Gelände wird indes nicht nur regelmäßig von Hinterbliebenen aufgesucht. Auch Spaziergänger oder all jene, die Ruhe finden wollen, nutzen den Ort der Stille. Zudem begrüßt der Verwalter regelmäßig Schüler der Jan-Hus-Schule im Rahmen ihres Ethikunterrichts.
