Naumburger Dom Naumburger Dom : Nun auch Ostchor in der Kur

Naumburg - „Ich glaube, es gibt kaum einen Dom in Deutschland ohne Gerüst und ohne denkmalpflegerische Sanierungsarbeiten“, hatte Stiftungsdirektor Holger Kunde im jüngsten Welterbe-Forum von Tageblatt/MZ verkündet. So werden sich auch die Besucher des Naumburger Doms ein weiteres Jahr mit einem Gerüst konfrontiert sehen. Denn nach der umfassenden Reinigung der Fenster des Westchors des Gotteshauses kommen nun jene des gegenüberliegenden Ostchors in die Kur.
Meisterwerke der Glaskunst
Bei den insgesamt elf Fenstern des Naumburger Doms handelt es sich um Meisterwerke der Glaskunst aus dem 13., 14., und 15. Jahrhundert. Sie gehören zu den qualitätvollsten erhaltenen Glasmalereizyklen des hohen Mittelalters. „Damit das wunderbare Glas und die einmaligen Glasmalereien auch für die Nachwelt erhalten bleiben und wieder zum Strahlen kommen, haben die Vereinigten Domstifter ein umfangreiches Projekt angestoßen“, berichtet Charlotte Tennler. Seit dem Jahr 2017 werden die Fenster in einer eigens dafür gegründeten Glawerkstatt am Dom von internationalen Experten restauriert (wir berichteten).
„Während die Arbeiten an den Fenstern im Westchor bald abgeschlossen sind und dieser bis zum Jahresende wieder vollkommen ohne Einschränkungen zu sehen sein wird, beginnen ab Mitte September die umfangreichen Arbeiten an den Glasfenstern im Ostchor“, so die Pressesprecherin der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz weiter.
Marienaltar erhält neuen Platz
Um die Restaurierungsarbeiten so effizient und sicher wie möglich zu gestalten, werden alle Fenster des Ostchors auf einmal eingerüstet. Die Arbeiten sollen ein Jahr dauern. „Die Sehenswürdigkeiten, die sich dort befinden, werden für den Gast weiter sichtbar bleiben, denn Kunstwerke wie der Marienaltar und der einmalige Diakon erhalten für die Übergangszeit einen neuen Platz im Dom“, kündigt Charlotte Tennler an. Außerdem werde eine bedruckte Plane vor den Gerüsten den Ostchor bildlich originalgetreu wiedergeben. Derzeit sind im Westchor noch das mittlere und ein südwestliches Fenster eingerüstet und mit einer Verschalung versehen, so dass ein sicherer Aus- und Einbau des historischen Glases erfolgen kann.
Die Arbeiten an den anderen drei Fenstern sind jedoch inzwischen beendet und die einzelnen Fensterfelder bereits eingebaut. Unter anderem wurde das Glas im trockenen Zustand mit Pinsel und Skalpell gereinigt, Kunstharze früherer Restaurierungen abgenommen, der umlaufende Schriftzug hervorgehoben und die historische Malschicht gefestigt. Kleinere Glassprünge wurden geklebt, Bleibrüche gesichert und kleine Bereiche nachgekittet. Zuletzt erhielten die Glasfelder eine Messingeinfassung zur Stabilisierung. Mehr als zwei Fenster gleichzeitig wurden nicht ausgebaut, so dass für die Besucher des Doms der Blick auf drei Fenster stets frei blieb. Diese Arbeiten laufen bereits seit Dezember 2017. Das Team der Glasrestaurierungswerkstatt ist dabei in enger Zusammenarbeit mit Projektleiter Ivo Rauch und unter der Gesamtleitung von Dombaumeisterin Regine Hartkopf tätig.
„Mit dem aktualisierten Fördermittelbescheid vom 11. Oktober 2018 ist die Finanzierung der Maßnahme bis 2020 gesichert“, so die Pressesprecherin weiter. „Das bedeutet, dass nun auch die Fenster des Ostchores in das Projekt einbezogen werden können.“