Nahverkehr im Burgenlandkreis Nahverkehr Burgenlandkreis: Mit neuem Busfahrplan zurück in die Dörfer

Weißenfels/Zeitz - Von seinem Heimatort Bad Bibra zum Arbeitsplatz in Weißenfels fährt der stellvertretende Landrat Dieter Engelhardt nicht mit Bus und Bahn, sondern mit dem Auto. Denn mit dem Nahverkehr würde er nach einem Arbeitstag gar nicht mehr nach Hause ankommen beschreibt Engelhardt im jüngsten Wirtschaftsausschuss des Kreises. Das Problem kennen auch weniger prominente Pendler. Landkreis und Mitteldeutscher Verkehrsverbund (MDV) stellen mit einem neu entwickelten Nahverkehrsplan nun Besserung in Aussicht.
„Ein weiter so schließt sich aus“, sagt MDV-Verkehrsplaner Ron Böhme. Denn bis zum Jahr 2025 drohen die Regionalbusse im Burgenlandkreis fünf Prozent ihrer Fahrgäste zu verlieren. Und auch in den Stadtverkehren ist im Vergleich zu den Fahrgastzahlen des Jahres 2017 ein weiterer Aderlass in Höhe von 3,4 Prozent zu befürchten.
Nahverkehr Burgenlandkreis: Rückgang der Fahrgastzahlen
Der Rückgang der Fahrgastzahlen lasse sich laut Böhme nicht alleine mit der sinkenden Bevölkerungszahl im Kreis erklären. Das Nahverkehrsnetz, so die Analyse des Verkehrsplaners, ist bisher nicht gut genug auf die Bedürfnisse der Bürger abgestimmt.
Denn die reine Anzahl der Buslinien im Kreis ist zwischen 2007 und 2017 zwar gestiegen, die Busse fahren unterm Strich aber weniger Kilometer ab, insbesondere im Bereich Naumburg. In neuen Fahrplänen sollen daher künftig auch kleinere Orte besser angebunden werden. Bisher sind in den Planungen nur Ortschaften ab 200 Einwohnern berücksichtigt worden, so MDV-Verkehrsplaner Ron Böhme.
Nahverkehr Burgenlandkreis: Busverkehr muss besser abgestimmt werden
Doch um in der Fläche überhaupt Präsenz zeigen zu können, muss der Busverkehr besser abgestimmt werden. Reisende mit Bus und Bahn sollen etwa ihre Anschlüsse stets erreichen und darauf auch nicht lange warten müssen. Diese Abstimmung und Verzahnung nennt Ron Böhme eine „Riesenaufgabenstellung“.
Und schon bei der Ausarbeitung des neuen Nahverkehrsplans, der Grundlage für spätere Fahrpläne, hat sich gezeigt, dass dafür nicht nur nachgedacht, sondern auch baulich nachgebessert werden muss. Zwischen 2019 und 2020 soll daher eine neue Umsteigemöglichkeit bei Kaufland Logistik in Osterfeld entstehen. Die Kosten dafür werden auf 300.000 Euro geschätzt. Mehr als doppelt so viel Geld wäre ab 2020 nötig, um weitere Bushaltestellen in den Orten zu erschließen. Und langfristig bräuchte es wohl auch einen neuen zentralen Busbahnhof in Naumburg, der mehr als drei Millionen kosten dürfte.
Nahverkehr Burgenlandkreis: Bei neuen Fahrplänen die Bedürfnisse der Bürger stärker berücksichtigen
Im Gegenzug stellen die Verkehrsplaner im jüngsten Wirtschaftsausschuss des Kreises in Aussicht, dass bei neuen Fahrplänen die Bedürfnisse der Bürger stärker berücksichtigt werden können. Der Bus zu Krankenhaus, Einkaufszentrum oder Berufsschule soll mindestens einmal in der Stunde fahren, der ins Gewerbegebiet alle zwei Stunden. „Durch mehr Anschlüsse wird die Hürde, den Bus zu nehmen, weiter gesenkt“, sagt MDV-Verkehrsplaner Ron Böhme.
Noch muss er davon auch den Kreistag überzeugen. Die ersten Reaktionen aber fallen sehr positiv aus. „Ich finde ganz toll, dass versucht wird, es allen recht zu machen“, lobt Grüne-Kreisrätin Dorothee Berthold den neuen Nahverkehrsplan. Sie erhofft sich, dass so die Museen in Lützen und Röcken besser an Leipzig angebunden werden. Im Gegenzug sollten aber auch die Lützener schneller die Behörden in Naumburg erreichen können.
Nahverkehr Burgenlandkreis: „Bei vielen gehört der Nahverkehr gar nicht mehr zum Lebensrhythmus“
Viele Vorteile verbindet auch die Weißenfelser CDU-Kreisrätin Elke Simon-Kuch mit dem neuen Nahverkehrsplan. „Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir den ländlichen Raum wieder beleben können“, sagt sie. Die neuen Angebote müssten aber zunächst in die Fläche getragen werden. „Bei vielen gehört der Nahverkehr gar nicht mehr zum Lebensrhythmus“, sagt sie.
Dezernent und Autofahrer Dieter Engelhardt ist dafür nur ein Beispiel. (mz)