Nachtwanderung Nachtwanderung : Auf dem Felsen tobt der Teufel

Tröbsdorf - Jede Gegend, jede Stadt oder jedes Dorf hat Plätze, um die sich Geschichten ranken. Auch Tröbsdorf. Bereits das neunte Mal in Folge hatte am Sonnabendabend der Männerverein „Felsenfest“ Kinder und Erwachsene des Dorfes zur Nachtwanderung an die magischen Orte im Tröbsdorfer Märchenwald eingeladen.
Hotzenplotz als Wanderführer
Die Natur wurde dabei zur Kulisse für eine verzauberte Welt. Etwa 60 Nachtschwärmer trafen sich an der „Waldschänke“, um auf die Suche nach Märchengestalten zu gehen. Angeführt wurde die Schar von Vereinsmitglied Ralf Schneider. Als Räuber Hotzenplotz verkleidet, führte er Jung und Alt sicher über Stock und Stein.
Gleich am Anfang ging es - entlang der Tröbsdorfer Schweiz - steil bergan zur ersten Station, zur Teufelskanzel. Hoch oben auf dem Felsen sprang der Höllenfürst umher. Mit lautem Geschrei versuchte er die Menge von dem Felsen zu verjagen, um den sich so manche Mythen und Sagen ranken. Doch so sehr der Teufel auch tobte und schimpfte, Angst zeigten die Wenigsten, im Gegenteil, sie suchten nach Pfaden, um auf des Teufels Felsen zu gelangen. Bevor Räuber Hotzenplotz zum Aufbruch rief, erhielten die mutigen Wanderer zur Stärkung einen roten Teufelstrunk gereicht.
Auf idyllischen Pfaden marschierten anschließend alle gemeinsam in den Zauberwald. An der romantischen Wegkreuzung zur historischen Eselshohle entdeckten die Kinder einen mit leckeren Speisen beladenen Tisch. Als dann noch der Esel sich streckte und goldene Taler verlor, und der Müllerbursche den Knüppel aus dem Sack tanzen ließ, war das Rätsel schnell gelöst, um welches Märchen es sich handelt: „Tischlein, deck dich!“ riefen die Kinder.
Die Kinder-Nachtwanderung durch den Tröbsdorfer Märchenwald ist im Laufe der Jahre zu einem festen Programmpunkt im Terminkalender des Männervereins „Felsenfest“ geworden, sagte Vereinsmitglied Fritz Märtsch. Die Vereinsmitglieder staunen selbst über den Erfolg der Führungen, die neben den Tröbsdorfern auch stets Gäste aus umliegenden Dörfern faszinieren. Um ungehindert zu den Märchenstationen und zum Festplatz zu gelangen, hatten die Vereinsmitglieder die Wanderwege freigeschnitten und begehbar hergerichtet sowie Rasen gemäht.
Die letzte Etappe der Wanderung führte zum Festplatz. Hier wurden die Wanderer mit Rostbratwürstchen versorgt. Die Kinder konnten sich an der Feuerschale Knüppelkuchen backen. Jetzt freuen sich die Tröbsdorfer auf die nächste Veranstaltung, die vom Männerverein vorbereitet wird: das Kirschfest am ersten Juli-Wochenende.
Entlang der Eselshohle, die einst den Tröbsdorfer Müllern und Bauern als kürzeste Verbindung nach Golzen diente, verlief der Rundgang hinab zur Lichtung bis zur geheimnisvollen Fischtreppe. Hier wartete einsam und allein der Froschkönig mit der goldenen Kugel, die er für die Prinzessin aus dem Wasser geholt hatte.
Am Lehmberg wartet Frau Holle
Nach einem erneuten Anstieg erreichten die Nachtwanderer den Lehmberg zwischen Tröbsdorf und Thalwinkel. Hier oben wohnte Frau Holle mit der Gold- und Pechmarie. Jetzt im Sommer schüttelte Frau Holle keine Betten. Sie verteilte fleißig Süßes.
Etwa drei Kilometer war die rundum stimmige Märchenwanderung lang, die nach anderthalb Stunden am Festplatz in Tröbsdorf als Familienabend ausklang.
Nicht nur den Freundinnen Romy und Pia wird sie in Erinnerung bleiben. Und die beiden neunjährigen Mädchen werden bestimmt im nächsten Jahr erneut mit ihren Eltern im Tröbsdorfer Zauberwald mit unterwegs sein.
