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Molkerei Bad Bibra  Molkerei Bad Bibra: Mitarbeiter protestieren gegen Schließung

11.07.2017, 07:22
Die Burgenlandkäserei Bad Bibra ist technologisch auf dem Stand der Zeit, doch wegen des Rückgangs der Milchmenge soll sie geschlossen werden.
Die Burgenlandkäserei Bad Bibra ist technologisch auf dem Stand der Zeit, doch wegen des Rückgangs der Milchmenge soll sie geschlossen werden. Biel

Bad Bibra - Trotz Ferienzeit ging es am Montag lebhaft zu auf dem Hof der Sekundarschule Bad Bibra. Hier versammelten sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Burgenlandkäserei. Und sie machten eine klare Ansage: „Die 100-jährige Molkereitradition in Bad Bibra darf nicht sterben. Dafür kämpfen wir.“

Rund 80 Belegschaftsangehörige aus dem Werk, das zum Deutschen Milchkontor gehört, brachten ihren Unmut über die geplante Schließung ihres Betriebes zum Ausdruck.

Molkerei Bad Bibra droht die Schließung: Gespräche wenig erfolgreich

In der Aula der Schule saßen anschließend der Betriebsrat und Vertreter der Gewerkschaft mit Managern des Milch-Konzerns zusammen, um Lösungsmöglichkeiten auszuloten. Die Positionen liegen weit auseinander. Die Milchkontor-Gruppe sei nach seinem Eindruck nicht bereit, eine weitere Milchverarbeitung am Standort zu ermöglichen, auch nicht unter einem möglichen anderen Eigentümer, gab Jörg Most, Regionalgeschäftsführer der Gewerkschaft „Nahrung, Genuss, Gaststätten“ , nach dem vierstündigen Gespräch Auskunft.

Kontor-Geschäftsführer Klaus Hein begründet das so: „Die Milchmenge am Standort Bad Bibra ist seit Jahren rückläufig. So kann unser Werk auf Dauer nicht effizient arbeiten. Eine Verlagerung der Produktion ist der einzig gangbare Weg, um die Wirtschaftlichkeit im Gesamtunternehmen sicherzustellen.“

Mit solchen pauschalen Begründungen wollen sich Betriebsrat und Gewerkschaft aber nicht abspeisen lassen. Laut Betriebsratsmitglied Ralf Staake werden in Bad Bibra pro Jahr 270 Millionen Kilo Milch benötigt. „Wir wollen konkret wissen, wie viel Milch hier am Standort fehlt“, so Staake.

Molkerei Bad Bibra droht die Schließung: Gewerkschaft will unabhängiges Gutachten

Laut Most will die Gewerkschaft ein unabhängiges Gutachten in Auftrag geben, das die Chancen für einen Fortbestand des Standortes prüft, und dabei auch die Landwirte einbeziehen. „Das Positive ist, dass wir weiter im Gespräch bleiben, das nächste Treffen ist für Mitte August anvisiert“, sagte Most. Vorm gestrigen ersten Treffen hatten die Arbeitnehmervertreter bekundet, dass man den Gesprächsfortgang schon als Erfolg betrachten werde. „Natürlich gibt es aber auch Enttäuschung in der Belegschaft, man geht ja immer mit Erwartung in eine solche Runde“, erklärte Most.

Staatssekretäre aus dem Wirtschafts- und aus dem Landwirtschaftsministerium, Kommunalpolitiker und Vertreter der Milchwirtschaft hatten an dem Gespräch ebenfalls teilgenommen. „Da haben wir eine große Unterstützung verspürt“, sagte der Gewerkschafter.

Moderiert worden war das Gespräch von Landrat Götz Ulrich. Dieser hatte zuvor gesagt: „Hier soll niemand an den Pranger gestellt werden, wir brauchen das Milchkontor, um eine Lösung zu finden.“

Molkerei Bad Bibra droht die Schließung: Kommt Käse nun von anderswo?

Zu den Produkten, die die Milchkontor-Gruppe nun anderswo herstellen lassen will, gehören verschiedene Sorten Block-Käse für die Weiterverarbeitung in der Lebensmittelindustrie, aber auch Kräuterkäsespezialitäten. Käse aus Bad Bibra sei nach wie vor gefragt, Absatzprobleme gibt es nicht, schilderte Betriebsrat Ralf Staake. Doreen Kölle, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, machte denn auch noch einmal deutlich, dass die Schließungspläne die Belegschaft völlig überrascht haben. „Dass Veränderungen anstehen, schwante uns. Dass diese so weit gehen, haben wir nicht erwartet. Bisher ist der Standort immer gelobt worden - super Produkte, reißender Absatz.“

Nach einer Unternehmensmitteilung sollen „den von der Schließung betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sozialverträgliche Lösungen angeboten“ werden. Das ist für Betriebsrat und Gewerkschaft aber derzeit nicht das Thema.

„Wir wollen darüber reden, wie man den Standort erhalten kann, nicht wie man die Schließung organisiert“, so Most. Betroffen sind laut Unternehmen in Bad Bibra 106 Mitarbeiter. Da, so macht der Betriebsrat aufmerksam, seien aber vier gekündigte Mitarbeiter, Lehrlinge, die nicht mehr eingestellt werden, und auch Reinigungskräfte aus einer Fremdfirma bereits herausgerechnet. (mz)

Mitarbeiter der Burgenlandkäserei empfangen auf dem Hof der Schule in Bad Bibra  die Vertreter der Unternehmensgruppe Deutsches Milchkontor.
Mitarbeiter der Burgenlandkäserei empfangen auf dem Hof der Schule in Bad Bibra  die Vertreter der Unternehmensgruppe Deutsches Milchkontor.
Biel