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Meister Adebar Meister Adebar: Die Störche sind da!

Von Andreas Löffler 13.04.2019, 08:02
Im bei Wethau gelegenen Storchenhorst wird derzeit kräftig gebalzt und geschnäbelt.
Im bei Wethau gelegenen Storchenhorst wird derzeit kräftig gebalzt und geschnäbelt. Löffler

Memleben/Wethau - „Bei uns läuft keine Bundesliga, bei uns läuft Storchen-TV“, sagt Katrin Nimmler mit Blick auf den Bildschirm im Gastraum ihres Restaurants „Zum Storchennest“ in Memleben lachend. Vor gut 15 Jahren hat ihr Vater am Kirchengebäude eine auf den Horst auf dem gegenüberliegenden Wohnhaus gerichtete Webcam installiert. „So sehen wir in Echtzeit, was bei den Adebaren los ist; auch unsere Gäste sind ganz versessen aufs Storchen-TV“, erklärt Gastwirtin Nimmler. „Muss wohl der Vorführeffekt sein, dass unser Storchenpaar nun ausgerechnet beim Tageblatt-Besuch ausgeflogen ist. Ich schwöre aber Stein und Bein, dass die Störche in Memleben wieder da sind - wie übrigens jedes Jahr seit 1972.“

Erstes Ei im Nest

Der erste Storch sei am 16. März angekommen; der zweite knapp zwei Wochen später. „Jetzt wissen wir auch, dass es ein Paar ist, denn ein erstes Ei ist bereits im Nest zu erkennen. Im vorigen Jahr hatten unsere beiden Störche nämlich keinen Nachwuchs – ja, nicht einmal Eier“, erzählt die Memlebenerin bedauernd. „Jedes Jahr ist es nämlich ein richtiges Highlight, wenn die Eier im Horst drin liegen und wir alle raten, wie viele Schnäbel sich bald über den Rand des Nest emporrecken werden“, bekräftigt Katrin Nimmler. Ihre Faszination für die majestätischen Zugvögel hat nie nachgelassen: „Ein Storch ist für mich etwas Exotisches, wie aus tausendundeiner Nacht.“

Und in Wethau ganz offenbar - zumindest dieses Jahr - ein echtes „Sonntagskind“. „Der erste Storch ist Anfang März gekommen, der zweite 14 Tage später - kurioserweise war es beide Male Sonntag“, berichtet Timo Kirmeß, der auf seinem Balkon im Wohnhaus an der Untergasse einen „Logenplatz“ mit allerbestem Blick auf den nicht mal 30 Meter Luftlinie entfernten Horst genießt. Und der in diesem Jahr bereits ein tüchtiges Storchendrama hinter sich hat: „Vor 14 Tagen, es war wieder Sonntag, war nur noch einer der Störche im Horst. Und als ich eine Runde auf der Wiese zwischen der Wethau und der Nautzschke drehte, saß da der zweite, der sich bereitwillig fangen ließ. Ich bin mit dem Storch zum Tierarzt nach Naumburg; da man dort aber die Hände hob, am Montagabend noch weiter zum Spezialisten Dr. Niels Mensing nach Magdeburg gefahren“, berichtet Timo Kirmeß.

Drama: Kropf des Tieres verstopft

Der Veterinärmediziner habe direkt noch Röntgenaufnahmen angefertigt, auf denen zu sehen gewesen sei, dass der Kropf des Tieres total verstopft war – mutmaßlich auch durch nahrungsfremde Kunststoffteile. Leider sei das Tier in der Nacht zu Dienstag, an dem ein operativer Eingriff beabsichtigt war, verendet. „Zum Glück ist kurze Zeit später ein weiterer Storch bei uns gelandet. Das Duo, ganz offensichtlich ein Paar, schnäbelt und balzt nach Kräften, so dass wir uns wohl auch auf Nachwuchs freuen können“, hebt der Anwohner hervor.

Nach zwölf Jahren ununterbrochenem Storchen-Besuch in Wethau spürt der Inhaber eines Motorradladens ein richtiggehendes Verantwortungsgefühl für die weiß-schwarz gefiederten Kreaturen. Er hat auch schon einmal einen vom Auto angefahrenen Adebar mit Eintagsküken und Fisch wiederaufgepäppelt. „Ich empfinde das als großes Privileg. Wie oft sieht man eigens auf Wagenrädern eingerichtete Horste, die nicht angenommen werden“, gibt er zu bedenken. Und in der Tat, nur einige Hundert Meter weiter östlich, auf halbem Weg zwischen Wethau und Gieckau, steht ein Horst leer – heute und seit Jahren schon.

Da ist es Gerald Becker und seinen Mitstreitern in Reinsdorf bei Nebra wesentlich besser ergangen. „1998 haben wir auf unserem Feuerwehrhaus einen Horst eingerichtet – der bereits 1999 und dann auch in allen Folgejahren wieder von Störchen in Beschlag genommen wurde. Wir feiern also 20-jähriges Storchenjubiläum“, meint der frühere Bürgermeister augenzwinkernd. Wobei er die beschriebene Problematik kennt: „Wir hatten auch mal ein zweites Nest aufgestellt, das nicht angenommen wurde.“

Männchen schon im Februar gelandet

Beseitigt ist inzwischen zum Glück der größte Teil der Strom-Freileitungen, welche früher in Reinsdorf eine große Gefahrenquelle darstellten und leider auch einigen der Flugtiere bei Kollisionen das Leben kosteten. „Aber in diesem Jahr läuft quasi alles wie am Schnürchen. Das Storchenmännchen war bereits Ende Februar hier, das Weibchen nicht viel später. Und da letzteres oftmals nur noch knapp mit dem Kopf über dem Rand des Horstes auszumachen ist, gehen wir davon aus, dass schon gebrütet wird“, frohlockt Becker.

Bei Katrin Nimmlers „Storchen-TV“ in Memleben war während der Tageblatt-Visite der berühmte Vorführeffekt eingetreten, das bereits ansässige Storchenpaar kurzzeitig ausgeflogen.
Bei Katrin Nimmlers „Storchen-TV“ in Memleben war während der Tageblatt-Visite der berühmte Vorführeffekt eingetreten, das bereits ansässige Storchenpaar kurzzeitig ausgeflogen.
Löffler
Auf dem Feuerwehrhaus in Reinsdorf haben sich ebenfalls zwei Adebare niedergelassen.
Auf dem Feuerwehrhaus in Reinsdorf haben sich ebenfalls zwei Adebare niedergelassen.
Löffler