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Luftschutzbunker Teuchern Luftschutzbunker Teuchern: Was passiert mit dem Krater im Glockenberg?

Von Anka Stolper-Heinike 18.03.2017, 08:00
Das Loch neben der Kirche in Teuchern ist unergründlich und somit gefährlich. Die Absperrung existiert so gut wir gar nicht und einen Plan, wie der Schlund aufgefüllt werden kann, gibt es nicht. Vor knapp vier Jahren brach an dieser Stelle die Erde ein und niemand weiß, wie groß die Hohlräume darunter sind, die auf einen alten Bunker zurückzuführen sein dürften.
Das Loch neben der Kirche in Teuchern ist unergründlich und somit gefährlich. Die Absperrung existiert so gut wir gar nicht und einen Plan, wie der Schlund aufgefüllt werden kann, gibt es nicht. Vor knapp vier Jahren brach an dieser Stelle die Erde ein und niemand weiß, wie groß die Hohlräume darunter sind, die auf einen alten Bunker zurückzuführen sein dürften. Peter Lisker

Teuchern - Die Lage an dem eingebrochenen Luftschutzbunker unter dem Glockenberg in Teuchern wird immer verzwickter. Der Besitzer des Grundstückes, die Kirchengemeinde Teuchern/Stößen, hat keine Möglichkeit, die Gefahrenstelle endlich zu beseitigen. Vier Jahre nach dem Einbruch, bei dem Bäume, Sträucher und Erde in dem Loch verschwanden, droht das Gelände, das für jedermann zugänglich ist, weiter einzubrechen.

Dabei sah es im Frühjahr 2014 noch so aus, als gebe es eine schnelle und wirklich sichere Lösung für das nach schweren Regenfällen im Juni 2013 aufgetretene Problem. Mitglieder der Kirchengemeinde hatten damals beim Kreiskirchenamt Naumburg-Zeitz auf die gefährliche Situation auf dem Glockenberg aufmerksam gemacht und um Hilfe gebeten. Worauf ein Bausachverständiger die Einbruchstelle begutachtet und dann gemeint hat, dass man den rund 27 Kubikmeter Erde fassenden Krater ohne Weiteres mit Erde verfüllen kann.

Der riesige Krater und das tief ins Erdreich führende Loch in Teuchern sind geblieben

Der Mann hatte sich ganz offensichtlich geirrt. Denn als Fachleute der Gala Mibrag Service GmbH am 26. März 2014 den eingestürzten Stollen unter dem Glockenberg mit speziellem Flüssigboden verfüllen wollten, verschwanden rund 75 Kubikmeter davon im Nirwana des Glockenberguntergrundes und damit rund 4.000 Euro aus einem Hilfsfonds der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft Mibrag. Die Aktion wurde daraufhin abgebrochen. Der riesige Krater und das tief ins Erdreich führende Loch sind geblieben.

Die Kirchengemeinde bat daraufhin die Stadt Teuchern um Hilfe bei der Lösung des Problems. Und obwohl der Grund und Boden der evangelischen Kirche gehört, versuchte diese zu helfen, indem sie die Einsturzstelle mit Bauzäunen absperren ließ. Mitglieder der Kirchengemeinde und Helfer aus der Bevölkerung befreiten den Krater von Unrat, altem Holz und Grünschnitt und kontrollierten den abgesperrten Bereich auf dem Glockenberg regelmäßig.

Krater in Teuchern: Gefahrenstelle ist mittlerweile nicht mehr abgesperrt

Heute, vier Jahre nach dem Einbruch der Stollenanlage und des darüber liegenden Glockenberges hat sich die Situation immer noch nicht verändert. Im Gegenteil - die Gefahrenstelle ist mittlerweile nicht mehr abgesperrt. Bauzäune liegen im bis zum Glockenhaus reichenden Krater, in dem noch immer ein im Durchmesser rund einen Meter breites Loch nach unten führt. Kinder oder auch Jugendliche, für die der Teucherner Glockenberg ein beliebter Treffpunkt ist, könnten hineinklettern oder -stürzen und sich dabei schwer verletzen.

Mehrfach versuchte die Mitteldeutsche Zeitung vergeblich, den zuständigen Baureferenten im Kreiskirchenamt telefonisch zu erreichen. Eine ausführliche Anfrage per E-Mail ließ das Kreiskirchenamt unbeantwortet.

Verfüllen und Stabilisieren des Glockenbergs wird rund 60.000 Euro kosten

Von Pfarrer Johannes Rohr aus Hohenmölsen, der auch für die Teucherner Gemeinde zuständig ist, war lediglich zu erfahren, dass versucht wurde, mit einer Kamera die Hohlräume zu erkunden. Das war nach der missglückten Verfüllaktion 2014. Die habe gezeigt, dass viele Hohlräume im Erdreich existieren. Wie viele, sei allerdings nicht bekannt, weil die Kamera nicht überall hin durchgedrungen sei. „Schätzungen zu Folge würde das Verfüllen und Stabilisieren des Glockenbergs rund 60.000 Euro kosten. So viel Geld haben wir nicht“, erklärte Johannes Rohr.

Leider habe man im Bereich des Glockenberges immer wieder mit Vandalismus zu tun. Absperrungen würden eingerissen, Schilder, die auf die Gefahren in dem Bereich aufmerksam machen, verschwinden. „Dabei haben Ehrenamtliche immer wieder versucht, das Gelände aufzuräumen und abzusperren“, betont der Pfarrer.

Krater in Teuchern: Abdeckung mit einer Plattenkonstruktion aus Holz würde rund 10.000 Euro kosten

Weil trotz intensiver Recherchen durch Kirchenvertreter, Stadtverwaltung und auch durch den Heimatverein Teuchern nicht nachgewiesen werden konnte, dass der Bunker unter dem Glockenberg im Zweiten Weltkrieg gebaut wurde, gibt es laut Rohr auch keine Fördermittel für das Verfüllen der Einbruchstelle. Deren Abdeckung mit einer Plattenkonstruktion aus Holz würde rund 10.000 Euro kosten. „Die haben wir auch bloß nicht“, bedauert der Kirchenvertreter.

Hilfe von der Stadt Teuchern erwartet Rohr nicht. Der Glockenberg sei zwar öffentlich genutzter Raum. Aber die Stadtkassen seien auch bloß leer. Nun wollen Gemeindekirchenrat und Pfarrer erneut beraten und sich auf die Suche nach einer Lösung für das Glockenbergproblem begeben.

Meldefrist für alte Bunker abgelaufen

Bis zum Jahr 2002 hätte die Kirchengemeinde Teuchern, die in den 1940er Jahren auf Erlass der damaligen Reichsregierung im Glockenberg eine Luftschutzbunkeranlage für die damalige Schule im Steinweg errichtete, bei einer speziellen Behörde des Bundesministeriums des Innern melden können. Dann hätte der Bund, so die Auskunft aus dem Teucherner Ordnungsamt und vom Vorsitzenden des Heimatvereins Teuchern, für alle später auftretenden Schäden gehaftet. Dies haben die damals Verantwortlichen allerdings versäumt.

Weil sich der für 300 Schulkinder ausgelegte Luftschutzraum auf Kirchenland befindet, muss die evangelische Kirchengemeinde Teuchern für die Einsturzschäden aufkommen. (mz)