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Literatur Literatur: Karl May trifft auf die schöne Uta

Von Albrecht Günther 18.07.2017, 06:21
Plakat zum Kongress: Karl May und die Naumburger Stifterfigur Uta. Zum 24. Kongress der Karl-May-Gesellschaft, der vom 5. bis 8. Oktober im Naumburger Ortsteil Bad Kösen stattfinden wird, treffen beide aufeinander.
Plakat zum Kongress: Karl May und die Naumburger Stifterfigur Uta. Zum 24. Kongress der Karl-May-Gesellschaft, der vom 5. bis 8. Oktober im Naumburger Ortsteil Bad Kösen stattfinden wird, treffen beide aufeinander. Tageblatt/MZ

Naumburg - Das wäre es gewesen: Hätte Karl May doch nicht nur über Winnetou und Old Shutterhand, über Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar geschrieben, sondern auch über die Naumburger Uta! Was wäre das für ein Roman geworden! Nun jedoch kommen die berühmte Stifterfigur des Doms und der sächsische Vielschreiber doch noch zueinander. Auf dem Plakat des 24. Kongresses der Karl-May-Gesellschaft, der vom 5. bis 8. Oktober im Naumburger Ortsteil Bad Kösen stattfinden wird, lässt sich der stolze Westmann vor dem Dom von Uta von Ballenstedt über die Schulter schauen.

Ein langer Ritt war nötig

Dabei war ein langer Ritt notwendig, um diese Begegnung zu ermöglichen, wie Reinhard F. Gusky zu berichten weiß. Das Naumburger Mitglied der in Radebeul ansässigen und rund 1600 Mitglieder zählenden Gesellschaft informierte jüngst auf Einladung des Lions Clubs Naumburg während eines Clubabends in der Bad Kösener „Villa Ilske“ über den bevorstehenden Kongress. Von ihm erhoffen sich Naumburg und Bad Kösen einen Schub für die Tourismus-Werbung, wie Club-Mitglied Gerd Förster sagte. Der frühere Bad Kösener Ortsbürgermeister und ehemalige Naumburger Oberbürgermeister-Stellvertreter hat die Vorbereitungen des Kongresses über mehrere Jahre begleitet. „Erwartet werden über 200 Teilnehmer aus allen Teilen der Bundesrepublik. Ihnen wollen wir unsere Region präsentieren und sie einladen, uns auch später nochmals zu besuchen“, so Förster, der derzeit am Rahmenprogramm des Kongresses feilt.

Erster Kontakt bereits 1995

Dass sich die Karl-May-Gesellschaft nach einigem Hin und Her für Naumburg entschieden hat, sieht Reinhard F. Gusky durchaus als sein Verdienst an, wie er gegenüber den Lions sagte. So habe er bereits 1995 dem damaligen Präsidenten des Oberlandesgerichts Jürgen Goydke vorgeschlagen, den renommierten Rechtswissenschaftler und damaligen Vorsitzenden der Karl-May-Gesellschaft, Claus Roxin, zu einem Vortrag im Rahmen der OLG-Mittwochsgespräche einzuladen. „Dies ist gelungen, im September 1996 referierte Roxin über das Thema ’Karl May - ein Straftäter als Dichter’ vor vollem Saal“, blickte Gusky zurück.

Der damalige Naumburger Oberbürgermeister Curt Becker sei es dann gewesen, der in einem Brief an Roxin vorgeschlagen hatte, den Karl-May-Kongress 2001 in Naumburg stattfinden zu lassen. Da bereits Luzern zugesagt worden war, lehnte die Karl-May-May-Gesellschaft allerdings ab.

Einige Zeit im „Abseits“

Oberbürgermeister und Vorstand der Gesellschaft wechselten, „so rückte Naumburg ins Abseits“, wie Gusky schilderte. 2009 zog der May-Fan von Bochum wieder zurück in seinen Heimatort Naumburg und kurbelte die Bemühungen erneut an, wurde zum lautstarken Fürsprecher des Tagungsortes Naumburg, auf den sich die Gesellschaft zu einem früheren Zeitpunkt bereits schon einmal verständigt hatte. Mit Hilfe Beckers und Försters sei es dann gelungen, den Kontakt zu den Karl-May-Freunden neu zu knüpfen und für Naumburg zu werben. Die Verbindung zwischen Naumburg und Karl May (1842-1912) sieht Gusky im bildenden Künstler Sascha Schneider (1870-1927). Der wiederum hatte im 1920 in Großjena gestorbenen Max Klinger einen Mentor gefunden. Nach 1904 schuf Schneider auf Vorschlag von Karl May die Einbände zu dessen „Gesammelten Reiseerzählungen“, die noch heute als Sascha-Schneider-Ausgabe bekannt sind.

Im Lions Club berichtete Gusky auch über seine Idee, im Großjenaer Max-Klinger-Haus könne im Zusammenhang mit dem Kongress unter dem Titel „Drei Griffelkünstler“ eine Sonderausstellung zum Thema Klinger-Schneider-May stattfinden. Er habe dazu mit verschiedenen Museen und Sammlungen zwecks Leihgaben Kontakt aufgenommen.

„Kapitel ist nicht neu“

Siegfried Wagner, Leiter des Naumburger Stadtmuseums, zu dem das Max-Klinger-Haus gehört, verwies auf Tageblatt/MZ-Nachfrage dagegen darauf, dass es nicht sinnvoll sei, eine solche Ausstellung auszurichten. „Für die Mitglieder der Karl-May-Gesellschaft ist das Kapitel Sascha Schneider nicht neu, eine solche spezielle Schau würde kaum auf großes Interesse stoßen“, so Wagner. Außerdem würden für das Ausleihen und Versichern von Kunstwerken und Dokumenten Kosten entstehen, die aufgrund der Kürze der Schau nicht zu rechtfertigen seien.

Wechsel an der Spitze

Am Ende seines Vortrags lud Gusky nicht nur die Naumburger Lions zum Besuch des Kongresses ein, sondern auch alle interessierten Bürger der Saale-Unstrut-Region. „Der Kongress ist öffentlich, Gäste sind willkommen, der Eintritt ist frei“, antwortete der Naumburger auf eine der Fragen der Club-Mitglieder. Begrüßt worden waren die über 40 Lions von ihrem neuen Präsidenten Klaus Mischke. Der Geschäftsführer der Medizinischen Berufs-Akademie Naumburg GmbH hatte bisher an der Seite von Club-Präsidentin Kerstin Bleymehl als Vize-Präsident fungiert und nun zum 1. Juli das neue Amt übernommen. Während der Sommerzeit, so informierte Kerstin Bleymehl, trifft sich der Club auch außerhalb seines Naumburger Tagungslokals „Zur Henne“. „Da es um den Karl-May-Kongress in Bad Kösen ging, haben wir uns dieses Mal für die Kurstadt entschieden“, so Kerstin Bleymehl abschließend.

Klaus Mischke (l.), neuer Präsident des Lions Clubs Naumburg, und Vorgängerin Kerstin Bleymehl sowie der frühere Ortsbürgermeister Gerd Förster und Reinhard F. Gusky präsentieren das Plakat zum Karl-May-Kongress.
Klaus Mischke (l.), neuer Präsident des Lions Clubs Naumburg, und Vorgängerin Kerstin Bleymehl sowie der frühere Ortsbürgermeister Gerd Förster und Reinhard F. Gusky präsentieren das Plakat zum Karl-May-Kongress.
Albrecht Günther