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Lebensbilder: Hans Kathe aus Saubach Lebensbilder: Hans Kathe aus Saubach: Ein Hansdampf im Glück

Von Andreas Löffler 28.10.2019, 08:16
Hans Kathe an seinem Lieblingsplatz in der Wurstküche. Im Alter von nur 20 Jahren hat er 2016 die Fleischerei mit fünf Mitarbeitern übernommen.
Hans Kathe an seinem Lieblingsplatz in der Wurstküche. Im Alter von nur 20 Jahren hat er 2016 die Fleischerei mit fünf Mitarbeitern übernommen. A. Löffler

Saubach - Mit wie viel Lob ihn seine Kunden bedenken, wenn sie ihm an der Ladentheke begegnen, bringt Hans Kathe fast ein wenig in Verlegenheit. Und dass sich für die von ihm kreierte Grill-Spezialität mit aufgerollten dünnen Kammscheiben, Käse und Salami im Handumdrehen die Bezeichnung „Hans-Spieße“ einbürgerte, geschah unter dem ausdrücklichen Protest des gerade einmal 23-jährigen Fleischermeisters. Wenn für seinen Geschmack mal wieder zuviel Aufhebens um seine Person gemacht wird, dann wehrt Hans Kathe dies mit einem freundlich-bescheidenen Dauerlächeln und einer Miene à la „Keine Ahnung, was jetzt so besonders an all dem sein soll“ ab.

Dabei ist Hans Kathe sehr wohl eine Ausnahmeerscheinung. In einer Zeit, in der allenthalben beklagt wird, dass nur noch wenige junge Leute ins Handwerk gingen und sich erst recht kaum noch jemand den Unwägbarkeiten und Belastungen als selbstständiger Unternehmer aussetze, hat er das Fleischerei-Fachgeschäft seines Opas Erich Kathe in Saubach übernommen. Vor ziemlich genau drei Jahren, am 1. Oktober 2016, war das.

Seitdem hat der junge Mann in ähnlicher Weise Dampf gemacht wie schon in den Jahren zuvor, als er unmittelbar an seine drei Lehrjahre im Kaufland-Zentrallager in Osterfeld gleich die Qualifizierung zum Fleischermeister anschloss. „Ich habe ganz bewusst einen Vollzeitkurs und Leipzig als Ausbildungsort gewählt. Dadurch, dass ich dort sogar ins Internat gezogen bin, konnte ich mich voll aufs Lernen konzentrieren“, schildert Hans Kathe den Temporitt, der ihm 1996, mit gerade 20 Jahren, bereits den Meisterbrief einbrachte.

Dass sein Opa Erich die Zeit für ihn als Nachfolger nur kurze Zeit später gekommen sah, sei zwar etwas überraschend gewesen, „aber dass ich das Geschäft übernehme, war immer klar“, erklärt er. „Ich habe großen Respekt vor dem, was meine Groß- und Urgroßeltern hier aufgebaut haben, möchte die handwerkliche Tradition unbedingt fortführen“, nennt er die Motivation. Mit seinem Großvater habe ihn ohnehin von Kindesbeinen an ein besonders enges Verhältnis verbunden.

„Ich bin ja praktisch in der Fleischerei aufgewachsen, fand die ganzen Abläufe total spannend und bin ihm gern zur Hand gegangen“, berichtet Hans Kathe, der mit zweitem Vornamen - wie wohl? - richtig: Erich heißt. Mit seinem Opa fachsimpele er bis heute so leidenschaftlich wie ausgiebig über neue Trends im Fleischerhandwerk - und die eigenen neuen Ideen. An letzteren hat es seit der Übernahme beileibe nicht gefehlt: „Ich habe in der Grillsaison etliche neue Rostbratwurst-Varianten wie beispielsweise mit getrockneten Tomaten, Mozzarella und Basilikum oder mit Bärlauch und Edamer-Käse angeboten - sowie außerdem die, nun ja, ,Hans-Spieße’“, zählt der Fleischermeister auf.

Eine wesentliche Neuerung betreffe das verwendete Rindfleisch, das nunmehr ausschließlich von der Färse stammt. „Färsen sind weibliche Rinder, die noch nicht gekalbt haben. Da sie langsamer wachsen als Jungbullen, weist ihr Fleisch besonders feine Fasern und delikate Marmorierung auf“, so der Experte.

Opa Erich sehe die Innovationen - es werden jetzt zum Wochenende hin auch fix und fertig zubereitete Rouladen, Braten oder Entenbrüste angeboten; für die Werbung gibt es einen Facebook-Auftritt - mit der gleichen Sympathie und Anerkennung für die Tatkraft des jungen Fleischermeisters wie auch die Kunden. „Wir sind dankbar und froh, dass wir weiterhin ,vor der Haustür’ echt handwerklich erzeugte Fleisch- und Wurstwaren kaufen können. Ich finde auch den frischen Wind schön, den ein junger Mann wie Hans hier reinbringt“, meint stellvertretend Jacqueline Reiche aus Wohlmirstedt.

Jacquline Reiche (l.) mit Hans Kathes Mutter Angela, die in der Firma für Verkauf, Partyservice und die rund 100 täglich ausgelieferten Mittagessen zuständig ist.
Jacquline Reiche (l.) mit Hans Kathes Mutter Angela, die in der Firma für Verkauf, Partyservice und die rund 100 täglich ausgelieferten Mittagessen zuständig ist.
Löffler