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Zu teuer! Landesweingut Kloster Pforta zu teuer: Pläne für Ausbau gestoppt

Von Steffen Höhne und Michael Heise 07.12.2018, 09:00
In Schulpforte unterhält das Landesweingut bereits einen Verkaufsladen. Geplant war, dass das gesamte Weingut an den Standort zieht.
In Schulpforte unterhält das Landesweingut bereits einen Verkaufsladen. Geplant war, dass das gesamte Weingut an den Standort zieht. Picture Alliance

Naumburg - Auf dem Schreibtisch von Fritz Schumann stapeln sich die Pläne zum Neubau des Landesweingutes Kloster Pforta. Auf Papierrollen sind die geplanten Gebäude als Modell gezeichnet. Der ehemalige Chef des Landesweingutes betreut das Projekt seit Monaten intensiv. Dafür hat er eigens ein kleines Büro auf dem ehemaligen Klostergelände in Schulpforte vor den Toren Naumburgs bezogen. Nur einen Steinwurf von seinem Arbeitsplatz entfernt sollte ab dem kommenden Jahr gebaut werden. Doch vorerst sind die Pläne für den ersten, großen Weingut-Neubau an Saale und Unstrut seit der Wende Makulatur.

Die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt als Eigentümerin des Weingutes hat das zehn Millionen Euro teure Projekt überraschend gestoppt. Als Grund wird angegeben, dass „extrem schwierige und so nicht vorhersehbare Bodenverhältnisse“ zu erheblichen Mehrkosten geführt hätten.

Komplizierter Baugrund - Pläne wurden deutlich teurer

„Die erste einfache Sondierung des Baugrundes sei positiv ausgefallen“, erklärt Schumann. „Eine vertiefte Baugrund-Untersuchung hat jedoch ergeben, dass nur mit hohem finanziellen Aufwand eine Bebauung möglich ist.“ Der 66-Jährige, der einst Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes war, ist sichtlich enttäuscht. „Doch es ist richtig, die Reißleine zu ziehen, um ausufernde Kosten zu vermeiden.“

Doch waren die Probleme nicht abzusehen? Warum wurde für das Prestige-Projekt ein unsicherer Standort überhaupt gewählt? Seit mehr als zehn Jahren gibt es Überlegungen zu einem Neubau.

Das Landesweingut Kloster Pforta bei Bad Kösen ist mit einer Rebfläche von knapp 50 Hektar das größte Einzelweingut im Saale-Unstrut-Anbaugebiet. Wichtige Weinlagen des Unternehmens mit 26 festen Mitarbeitern sind das Naumburger Paradies, der Eulauer Heidelberg, und der Köppelberg. Die verschiedenen Weine des Hauses werden sowohl im Fachhandel als auch in Supermarktketten wie Rewe und Edeka verkauft.

Das Anbaugebiet Saale-Unstrut ist mit einer Rebfläche von 760 Hektar das kleinste und nördlichste Weinanbaugebiet Deutschlands. Drei Länder teilen sich die Weinregion: Sachsen-Anhalt (642 Hektar), Thüringen (108) und Brandenburg (zehn). Es gibt etwa 50 private Weingüter. Das größte Unternehmen ist die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut. Die Genossenschaft lässt 400 Hektar bewirtschaften.

In Schulpforte befindet sich das einstige Zisterzienser-Kloster Sankt Marien zur Pforte, das 1137 gegründet und bereits 1543 zur Fürstenschule wurde. Es ist damit die älteste Bildungseinrichtung in Mitteldeutschland. Die Landesschule Pforta mit etwa 300 Schülern hat dort ihren Sitz. Die Stiftung Schulpforta mit einem Besucherzentrum bietet Führungen durch klösterliche Gebäude wie Kirche, Abtskapelle und Kreuzgang an.

Das Landesweingut befindet sich seit Jahrzehnten in den Saalhäusern bei Bad Kösen. Das Gebäudeensemble liegt malerisch oberhalb der Saale, doch ist der Platz begrenzt und Hochwasser eine stete Gefahr. Als das Hochwasser 2013 den Weinkeller flutete, wurden die Neubaupläne intensiv vorangetrieben. Mehrere Standorte wurden geprüft, unter anderem ein teils unterirdischer Bau am Köppelberg. Das Gelände des ehemaligen Klosters in Schulpforte wurde schnell die bevorzugte Variante.

Geschichte des Landesweingutes reicht über 800 Jahre zurück

Der Ursprung des Landesweingutes Kloster Pforta geht auf die Zisterzienser-Mönche zurück, die ab dem 12. Jahrhundert in der Region Wein anbauten. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde aus dem Kloster eine Fürstenschule errichtet, heute befindet sich auf dem Gelände die Landesschule Pforta.

Das Weingut sollte somit zu seinen Wurzeln zurückkehren - schon immer unterhält es dort ein Verkaufsgeschäft. Der Standort liegt mitten im Weinbaugebiet und ist verkehrlich gut zu erreichen. Als größte Hürde galt lange Zeit der Denkmalschutz. Das Weingut sollte sich im nordöstlichen Teil des einstigen Klosters baulich einpassen.

Landesweingut: Seit 2016 wird am Standort des alten Klosters geplant

Im Jahr 2016 wurde der neue Standort endgültig festgelegt und ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. 24 Büros reichten ihre Entwürfe ein, im April 2018 kürte eine Experten-Jury den Siegerentwurf des Berliner Teams „Formation A“. Dieser sieht drei sich leicht berührende Gebäude vor, die als Produktionshaus und Vinothek dienen sollten. Die granitfarbene Fassade ist durch große Fenster unterbrochen. Gebaut werden sollte vor allem aber tief in die Erde.

Doch genau das geht nicht. Die ersten fünf Meter des Bodens bestehen laut Schumann aus einer wasserreichen Kies- und Geröllschicht. Es folgt eine harte Tonfelsschicht. „Die bietet zwar einen festen Bauuntergrund, ist aber nicht rammbar“, erklärt der Projektkoordinator. Es wären aufwendig einzelne Bohrungen notwendig gewesen. „Das ist zu teuer“, so Schumann. Zahlen nennt er nicht. Nach MZ-Informationen hätte allein die Baugrube drei Millionen Euro gekostet.

Baugrund für Landesweingut entpuppt sich als extrem schwierig

Tiefergehende Baugrunduntersuchungen waren laut Landgesellschaft erst nach dem Architektenwettbewerb möglich. Mit diesem sei die Lage des Kellers festgelegt worden und eine Berechnung der Statik erfolgt. Eine unabhängige Architektin sagt auf MZ-Anfrage: „Der Untergrund ist oft ein schwieriges Thema. Spezielle Gutachten sind mit hohen Kosten verbunden, man kann sie auch vor einem teuren Architektenwettbewerb machen lassen.“ Wie teuer die bisherigen Planungen waren, dazu äußert sich die Landgesellschaft nicht.

Die Stiftung Schulpforta als Eigentümerin der Flächen räumt ein, von der Absage kalt erwischt worden zu sein. „Wir befanden uns nach zähem Ringen um das Projekt auf der Zielgeraden. Das hätte keiner gedacht“, so Prokurator Arndt Gerber, der die Entscheidung aber als „wirtschaftlich richtig“ beurteilt.

Schulpforte soll für Landesweingut ein wichtiger Standort bleiben

Er setzt nun darauf, dass wenigstens Pläne zum Zuge kommen, wonach die Vinothek in einem anderen Gebäude vergrößert wird. Dass Schulpforte für das Landesweingut auch weiter wichtig ist, daran will Geschäftsführer Björn Probst keine Zweifel aufkommen lassen: „Dort haben wir unsere Wurzeln, dort bleiben wir. Wenngleich die jetzige Entscheidung für alle schmerzlich ist, so sehr sehen wir nach vorn“, so Probst.

Nun wird nach einem Plan B gesucht. An dem Neubauprojekt wird laut Schumann festgehalten, jedoch soll es an einem anderen Platz entstehen. Womöglich wird ein Standort gewählt, der bereits untersucht wurde. Es sollen zügig Entscheidungen getroffen werden. In welcher Form der bisher geplante Bauentwurf noch umsetzbar ist, hängt stark vom gewählten Gelände ab. Einen neuen Zeitrahmen kann und will von den Verantwortlichen niemand nennen. Der Neubau dürfte sich sicher um Jahre verschieben.

(mz)