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Landesweingut Kloster Pforta Landesweingut Kloster Pforta: Leidenschaft für den Wein

Von Stefan Michaelis 08.01.2018, 09:22
Christoph Bittkau im Fasskeller des Landesweingutes Kloster Pforta. Der 27-Jährige erlernt den Beruf des Winzers.
Christoph Bittkau im Fasskeller des Landesweingutes Kloster Pforta. Der 27-Jährige erlernt den Beruf des Winzers. Biel

Bad Kösen - Durchgefroren ist man auch an Wintertagen, wenn die Sonne die Weinberge an der Saale in warmes Licht hüllt. Winzer-Azubi Christoph Bittkau (27) sagt selbst: „Der Rebschnitt bei Minusgraden und Schnee ist harte Arbeit.“ Doch dafür entschädigt nicht nur der Wein, der später als Lohn der Plackerei im Landesweingut Kloster Pforta aus Holzfässern fließt. Die Ausbildung bietet eine Fülle von Perspektiven.

Wenn man Christoph Bittkau im Weinkeller in Bad Kösen über den Blauen Zweigelt reden hört, der im kommenden Frühjahr einer der Top-Rotweine aus dem Landesweingut Kloster Pforta sein wird, spürt man Leidenschaft. Viel Leidenschaft. Auch seine glänzenden Augen verraten: Da hat einer Spaß an der Sache. Ja, sagt der Azubi im zweiten Lehrjahr, die Winzerei sei etwas, in das man sich verlieben könne.

Dabei ist dieser Beruf nicht nur für ihn eine Liebe auf den zweiten Blick. Christoph Bittkaus Ausbilderin und Winzermeisterin Anja Weißwange wollte ursprünglich Krankenschwester werden. Der 27-Jährige war indes auf dem Weg zum Lehrer. Doch beim Lehramtsstudium in Leipzig für die Fächer Sport, Englisch und Geschichte erlitt er einen schweren Sportunfall. Mit dem Knorpelschaden im Knie war die Tür zum angestrebten Beruf zu.

„Wissen, was dahinter steckt“

Gut, dass Christoph Bittkau da schon seit sechs Jahren mit großem Engagement in der Weinstube am Brunnen in Leipzig gearbeitet hatte. „Wein hat mich immer fasziniert. Die sechs Jahre haben mich geprägt und die Leidenschaft für die Winzerei geweckt“, erinnert er sich und fasste den Entschluss: „Ich möchte wissen, was hinter dem Wein in der Flasche steckt.“

Christoph Bittkau wurde vom Landesweingut Kloster Pforta zu einer Probewoche eingeladen. Zwei Tage lang Arbeit im Weinberg, zwei Tage im Keller und einen Tag in der Vinothek Schulpforte in Naumburg überzeugten den jungen Mann: „Darauf lässt sich aufbauen.“ Inzwischen weiß er: „Winzer werden zu wollen, ist eine enorm gute Basisausbildung.“ Sein großes Ziel ist es, Sommelier zu werden. Christoph Bittkau: „Ich möchte Menschen den Wein näher bringen.“ Fortbildungen in Australien und Neuseeland schweben ihm vor, und er blickt mit großer Freude in die Zukunft. Man könne nach der Ausbildung den Wein-Techniker machen, Winzermeister werden, ein eigenes Weingut betreiben, Vertriebschef eines Weingutes werden. „Selbst die Lufthansa braucht Winzer, die ihre Weine betreuen“, sagt der junge Mann.

Bis dahin hat er seine Winteraufgabe vor sich, den Rebschnitt. Trotz der Kälte, des Regens und all den anderen Witterungshärten, die er erlebt, bestätige sich seine romantische Vorstellung von der Winzerei, schwärmt Christoph Bittkau: „Wenn man auf dem Weinberg steht und unten den Nebel sieht, ist das einfach nur schön. Und man freut sich, wenn man einen Hasen erblickt.“ Nach zehn Wochen Rebschnitt wisse man und könne anfassen, „wofür man sich mit der handfesten Arbeit gequält hat.“

Spannend ist die Ausbildung vor allem auch dank eines kleinen Weinberges von knapp 1000 Quadratmetern. Den bewirtschaften die Winzer-Azubis Kimberley Langlotz und Christoph Bittkau selbstständig. Alles, was sie lernen, wenden sie hier praktisch an, um am Ende rund 400 Liter - etwa 800 Flaschen - Azubi-Wein abfüllen zu können. Soviel verrät er: „Wir wollen einen Weißwein aus würzigem Traminer und fruchtigem Riesling herstellen.“

Gesamtprojekt der Azubis

Im Moment laufen die Diskussionen über das Mischungsverhältnis der Trauben, die Hefe-Typen mit den unterschiedlichen Aromen und die Frage, ob der junge Wein in Edelstahltanks oder Holzfässern reifen soll. Die Art des Rebschnitts, der Grad des Entblätterns der Rebe, der Spritzplan für den Pflanzenschutz und viele Arbeitsschritte mehr werden gemeinsam entschieden. „Am Ende wird es wohl ein Gesamtprojekt aller Azubis im Landesweingut Kloster Pforta sein“, sagt Christoph Bittkau. Die Auszubildenden in der Verwaltung sollen mit ins Boot, um von der Etiketten-Idee über die Präsentation bis hin zum Verkauf alles für den Azubi-Wein zu tun.

Der Winzer-Azubi schwärmt von seinem Ausbildungsplatz: „Ich habe das Gefühl, dass ich hier sehr viel lerne.“ Das Landesweingut Kloster Pforta zeige ihm auch, dass die Zeit bei den Winzern nicht stehengeblieben ist. „Man sieht es an diesem Team. Fast alle sind unter 40 Jahre alt, die Kellermeister zum Beispiel 29 und 36.“ Das Gefühl für lokale Produkte wachse, „und wir rücken immer mehr ins Bewusstsein, dass es gute Weine aus dem Dreieck Leipzig-Dresden-Chemnitz gibt“.

Fruchtig, bekömmlich, vollmundig und doch leicht, so wird der nächste Blaue Zweigelt aus dem Landesweingut Kloster Pforta sein. Winzer-Azubi Christoph Bittkau weiß es durch die täglichen Sicht- und Riech-Proben. In seinem Blick auf das kleine Gläschen Rotwein sieht man dann wieder die Leidenschaft, jene Leidenschaft, das Naturprodukt Wein zu einem unverwechselbaren regionalen Genuss zu machen.