Landesschule Pforta Landesschule Pforta: Die Poesie des Augenblicks

Schulpforte - Die Aula in der Landesschule Pforta ist gefüllt. Erster Applaus setzt ein. „Ich grüße auch die letzte Reihe“, sagt Deutschlehrerin Silke Mertins und stellt den besonderen Gast vor, dem der Beifall gilt. Die Pädagogin reicht das Wort weiter an Bastian „Bas“ Böttcher. Der Berliner zählt zu den bekanntesten Slam-Poeten Deutschlands. Silke Mertins bezeichnet ihn als Urvater des Poetry Slams.
In den kommenden eineinhalb Stunden stellt er eigene Texte vor, erzählt, was diese Form ausmacht, welche Bedeutung Rhythmus und Wortspiel haben. „Poetry Slam ist die Poesie des Augenblicks. Die Stücke wirken nur in der Minute, in der sie präsentiert werden“, sagt Böttcher. Auf der Suche nach Texten wirft er manchmal einen Blick auf einen kleinen Zettel, den er aus der Hosentasche fischt, oder schaut auf den Bildschirm seines Laptops.
Witzig wie klug
Auch auf Zurufe kann er reagieren, präsentiert Beiträge über Essen, Freundschaft, Neugier, Freiheit. Langer Beifall und die eine oder andere interessante Frage sind für ihn Lohn, während Schüler und Lehrer staunen - über weise wie witzige Sätze sowie die Erfahrung, wie reich die deutsche Sprache ist.
Wobei es nicht immer darauf ankommt, den Inhalt zu begreifen. „Wenn man ein Gedicht nicht versteht, muss man es fühlen“, bemerkt der Gast aus der Hauptstadt, der die Region durch sein Studium in Weimar kennt und von weiteren Anekdoten zu erzählen weiß. So tritt er den Beweis an, dass die deutsche Sprache nicht wie Rammstein klingt, blickt zurück auf seine fehlgeschlagene Hymne für die Fußball-WM und erzählt, dass der Vorname Klaus auch doppeldeutig und eine Aufforderung zu einer Straftat sei.
Kontakt auf der Buchmesse
Dass Böttcher in der Landesschule gastiert - nach seinem Vortrag leitet er noch einen Workshop -, hat einen Grund. „Poetry Slam ist mittlerweile Thema im Deutschunterricht und bietet die Möglichkeit, die Lyrik von einer anderen Seite, anders als im Lehrbuch, kennenzulernen“, erläutert Silke Mertins. Der Kontakt zwischen der Landesschule und dem Berliner kam dabei schon vor gut drei Jahren zustande, als Schüler den Slam-Poeten und Autor auf der Leipziger Buchmesse angesprochen haben.
Dort treten die kreativen Köpfe in der Textbox, ein Stand in der Glashalle der Messe, live auf. Bas Böttcher besucht regelmäßig Schulen. Seine Texte haben mittlerweile den Weg in ein Schulbuch gefunden, und Schulen bitten verstärkt um Vorträge, wie er sagt. „Ich trete gern vor Jugendlichen auf und bin immer gespannt auf ihre Reaktionen, weil sie ehrlicher sind.“
