Kurort Bad Kösen Kurort Bad Kösen: Bis heute keine Lösung gefunden

Bad Kösen - Das Bad Kösener Medizinerehepaar Dietlind und Kurt Belkner geht in Rente. Damit gibt es in der Kurstadt auch keinen Badearzt mehr. Was das bedeutet, darüber sprach Holger Behrens mit Kurt Belkner.
Ihre Gemeinschaftspraxis haben Sie aufgelöst?
Kurt Belkner: So ist es. Zum 1. April ist sie im neuen Hausärztlichen Medizinischen Versorgungszentrum Primedus aufgegangen. Damit haben wir unsere kassenärztliche Zulassung und auch jene als Badearzt zurückgegeben. Unser Bestreben, die Funktion des Badearztes noch bis zu unserem direkten Ausscheiden aus dem Berufsleben zum 30. Juni aufrecht zu erhalten, wurde von der Kurärztlichen Verwaltungsstelle in Dortmund negativ beschieden. Es bestand lediglich die Möglichkeit, für dieses Quartal einen einwöchigen Lehrgang zu absolvieren und die Zulassung neu zu beantragen. Das aber war keine Option, denn die hausärztliche Versorgung in der neuen Praxis hatte Vorrang.
Wie war die Resonanz auf das Angebot von Badekuren?
Anfang der 90er-Jahre waren es durchschnittlich rund 60 Patienten, die wir als Badeärzte pro Quartal betreut haben. Im Laufe der Jahre ging die Nachfrage zurück. Letztlich weilten durchschnittlich nur noch 25 Patienten im Vierteljahr zur offenen Badekur in Bad Kösen.
Wie wird man Badearzt?
Damit ein Mediziner als Badearzt tätig werden kann, muss er mehrere Wochenlehrgänge absolvieren. Hinzu kommt ein praktischer Teil in einer Reha-Klinik mit physikalischer Therapie und Balneologie, also Bäderkunde. Am Ende stehen eine theoretische und eine praktische Prüfung. Das alles kann sich durchaus bis zu zwei Jahre hinziehen. Ein langer Weg also, ehe man den Abschluss in der Tasche hat.
Welche Aufgaben sind mit dem Titel verbunden?
Der Badearzt nimmt die Erstuntersuchung vor. Die Patienten der offenen Badekur erhalten entsprechend ihres Krankheitsbildes Behandlungen, die sie im Ort wahrnehmen können. Auch bei Beschwerden ist der Badearzt Ansprechpartner. Am Ende steht eine Abschlussuntersuchung mit Bericht für den Hausarzt. Die Funktion des Badearztes haben wir neben unserer hausärztlichen Versorgung im Alltag bewältigt - oft eine große Herausforderung.
Ingolf Hinkel, Chefarzt der Median-Klinik I, gegenüber unserer Zeitung zur Problematik des fehlenden Badearztes: „Wir suchen nach einer Möglichkeit, um weiter Patienten bei ihrer Badekur zu betreuen.“
Ulrich Klose, Chef der Kurbetriebsgesellschaft, im Ortschaftsrat dazu: „Das Fehlen eines Badearztes ist ein Ausschlusskriterium für den Heilbadstatus. Doch wir sind nah an einer Lösung.“ (be/mhe)
Sie haben schon vor über drei Jahren intensiv darauf verwiesen , dass Sie 2017 in den wohlverdienten Ruhestand gehen...
So ist es. Die Leitung der Reha-Kliniken wurde wiederholt davon in Kenntnis gesetzt. Auch in der Tourist-Information haben wir mehrfach mitgeteilt, dass unsere Tätigkeit als Hausärzte in der Gemeinschaftspraxis und als Badeärzte endet. Gespräche hat es beispielsweise mit dem Ortsbürgermeister und dem Chefarzt der Reha-Klinik I gegeben, da dieser im Vertretungsfall ein zuverlässiger Partner war. Es gab auch unsererseits die Anregung, eine Lösung im Bäderdreieck zu finden. Beispielsweise in der Form, dass die ärztliche Betreuung in Bad Sulza erfolgt und die Verordnungen in Bad Kösen eingelöst werden, die Behandlung also hier erfolgt. Aber: Über Landesgrenzen hinweg ist das nicht möglich. Einen neuen Badearzt jedenfalls gibt es bis heute nicht.
Was bedeutet das für den Kurort Bad Kösen?
Es ist nicht mehr möglich, Patienten, die eine offene Badekur absolvieren, vor Ort zu betreuen. Auswirkungen dürfte das auch auf den stationären Bereich haben, denn schätzungsweise 80 Prozent jener, die Badekuren in Anspruch nehmen, sind als Begleiter von Familienangehörigen in Bad Kösen, die stationär behandelt werden. Privatvermieter müssen wohl mit Einbußen rechnen, damit gingen auch die Einnahmen aus der Kurtaxe zurück.