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Kroppental bei Schönburg Kroppental bei Schönburg: Seltener Albino-Rehbock gesichtet

Von Harald Boltze 22.02.2018, 08:24
Eine so genannte „Stange“ weniger und Naumburg würde mit dem ersten je entdecktem Einhorn weltberühmt werden: Doch auch so ist das im Kroppental entdeckte Albino-Reh ein sehr seltener und noch dazu süßer Hingucker.
Eine so genannte „Stange“ weniger und Naumburg würde mit dem ersten je entdecktem Einhorn weltberühmt werden: Doch auch so ist das im Kroppental entdeckte Albino-Reh ein sehr seltener und noch dazu süßer Hingucker. P. Draht

Schönburg - Sie sind fast so selten wie ein Fünfer im Lotto. Wunderschön und mindestens so putzig anzuschauen wie der verstorbene Kult-Eisbär Knut. Die Rede ist von Albino-Rehen. Der Naumburger „Felsenkeller“-Wirt Peter Draht hatte von Schönburgern irgendwann einmal gehört, dass mal eines in den Wäldern ringsum gesichtet worden sei. Aber ob das wohl stimmte? Doch vergangenen Sonntag kam plötzlich Drahts Sohn aufgeregt vom Spielen herein und berichtete: „Ich habe ein Albino-Reh gesehen!“ Draht schnappte sich seine Jacke und seinen Sohn und zog auf die Pirsch ins Kroppental. Erst wurden drei braune Reh erspäht, dann machte ein Radfahrer Krach, doch eine halbe Stunde später war es soweit. Der weiße Rehbock ließ sich am Waldesrand blicken. „20, vielleicht 30 Sekunden stand er vor uns“, erzählt Draht. Zeit genug, um die seltene Laune der Natur für immer per Foto festzuhalten.

„Das ist tatsächlich eine große Seltenheit, auch wenn mal nahe Spielberg ein ähnliches Tier gelebt hat und auch bei Balgstädt einst ein Albino-Damwild gesichtet worden ist“, meint der Prießnitzer Hartwig Jork, der bis vor Kurzem an der Spitze der Jägerschaft Burgenlandkreis stand, auf Anfrage unserer Zeitung. „Von den Jägern aus dem Burgenlandkreis hat sich aber noch nie einer gerühmt, ein solches Albino-Tier geschossen zu haben“, so Jork weiter.

Das könnte damit zu tun haben, dass es in Jägerkreisen den Aberglauben gibt, der Abschuss der seltenen Tiere bringe Pech. Nichtsdestotrotz beginnt für den weißen Rehbock, den Hartwig Jork aufgrund seiner weit entwickelten „Stangen“ auf dem Kopf auf mindestens drei Jahre alt schätzt, bald eine gefährliche Zeit. Ab Mitte April ist die Jagd auf Rehwild wieder erlaubt. Und nicht alle Jäger sind abergläubisch. Im Gegenteil: Es gab in Deutschland bereits Albino-Abschüsse von Jagdpächtern, die Angst hatten, der Gendefekt würde sich in der Population durch Fortpflanzung festsetzen.

Verboten ist der Abschuss nicht. Der damalige Präsident des sächsischen Jagdverbandes, Günter Giese, sagte im Jahr 2006 über ein im Erzgebirge gesehenes Albino-Reh sogar: „Ich würde das anomale Tier in meinem Revier nicht dulden. Es passt nicht in meine Vorstellung, wie Rehwild aussehen sollte.“

Bleibt zu hoffen, dass kein hiesiger Jäger die Ansichten des Sachsen teilt. Dummerweise kann sich das süße Tier nämlich deutlich schlechter tarnen - es sei denn, es entdeckt durch Zufall das Naumburger Birkenwäldchen für sich als Versteck.