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Kriminell für den Rausch Kriminell für den Rausch: Wie sich Suchtkranke Geld für Drogen beschaffen

Von Martin Walter 10.07.2020, 15:00
Um an Geld für Drogen oder Alkohol zu kommen, werden viele Suchtkranke kriminell.
Um an Geld für Drogen oder Alkohol zu kommen, werden viele Suchtkranke kriminell. www.imago-images.de

Weissenfels/Zeitz - Eine Reihe von Einbrüchen in Gartenlauben erschütterte in den Jahren 2017 und 2018 Zeitz und das Umland. „Es handelte sich um Drogenkonsumenten, die auf der Suche nach Bargeld oder Wertgegenständen waren, um sie gegen Suchtmittel einzutauschen“, sagte Andreas Krusche, Kriminalrat des Polizeireviers Burgenlandkreis, der von seinen Erkenntnissen zur Drogenkriminalität im jüngsten Jugendhilfeausschuss des Landkreises berichtete.

Illegale Geldbeschaffung mit Waren- und Kreditbetrug

Zwar sei bei den Einbruchsdiebstählen als Form der sogenannten Beschaffungskriminalität ein Rückgang zu verzeichnen. Häufig seien die Konsumenten aber auf andere Wege ausgewichen, um sich auf illegale Weise Geld für Drogen zu besorgen. So seien etwa „Waren- und Kreditbetrug nicht zu vernachlässigen“, sagte Andreas Krusche.

Die Täter würden etwa Dinge im Internet zum Verkauf anbieten, das Geld der Käufer behalten und dann aber die Ware, sofern sie sie überhaupt haben, nicht liefern. Auch Gewaltdelikte hätten zugenommen. „Das ist eng mit der Drogenproblematik verbunden“, sagte der Kriminalrat und ergänzt: „Wenn dann selbst die Geschädigten schweigen, kann man sich dann schon denken, warum.“ Eben, weil sie auch im Drogenmilieu aktiv sind.

Und noch eines machte Andreas Krusche deutlich: „Bei diesen Leuten hilft Haft nicht viel. Da muss gleichzeitig eine Entziehung laufen“. Denn häufig würden die Täter, sobald sie aus dem Gefängnis entlassen werden, wieder der Sucht und in der Folge auch der Kriminalität verfallen.

Weniger Fälle durch Corona

Ob die Corona-Krise einen Einfluss auf die Drogenkriminalität habe, wollte Ausschussmitglied Ronny Okon (parteilos) wissen. „Ja, wir hatten einen Rückgang“, entgegnete Andreas Krusche. Das liege aber nicht an weniger Dealern oder Konsumenten:

„Das hat damit zu tun, dass die Beamten vorwiegend damit beschäftigt waren, die Einhaltung der Eindämmungsverordnungen zu kontrollieren.“ Dadurch hätten sie weniger Zeit, sich der Drogenproblematik zu widmen. Denn, wie sein Kollege, Polizeioberkommissar Silvio Klawonn, deutlich machte: „Drogenkriminalität ist Kontrollkriminalität. Ohne Kontrollen bleiben die Delikte unentdeckt.“

Kindern von Suchtkranken besonders betroffen

Neben der Kriminalität kam im Ausschuss noch eine weitere Problematik mit Bezug zu Rauschmitteln zur Sprache. „Rund 25 Prozent der Kinder in den Heimen kommen aus Drogenfamilien“, sagte Patrick Schatz, vom allgemeinen sozialen Dienst des Jugendamts. Dabei gehe es „in erster Linie um Alkoholmissbrauch“, aber auch um illegale Drogen wie etwa Cannabis und Crystal Meth.

Als Beispiel nannte Schatz einen Fall, der sich vor rund zwei Wochen in Weißenfels abgespielt hat. Dort wurde 2 Uhr nachts ein fünfjähriges Kind von Polizeibeamten auf der Straße entdeckt. Es hatte das Haus verlassen „während die Mutter ihren Rausch ausschlief“, so Patrick Schatz. Die Drogensucht der Eltern habe auch einen gravierenden Einfluss auf die Kinder: „Sie haben geringere Leistungen in IQ-Tests, ein schlechteres Sprachvermögen und sind oftmals hyperaktiv.“ (mz)