Krieg zwischen Preußen und Frankreich Krieg zwischen Preußen und Frankreich: Tage des Schreckens im Oktober

Zeitz/Weissenfels - Das Territorium des heutigen Burgenlandkreises wurde seit dem Mittelalter mehrmals direkt in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen. Das Jahr 1806, als die sogenannte „Franzosenzeit“ begann, war auch der Beginn einer Zeitenwende. Wie die Menschen diese turbulenten Tage erlebten, daran wird hier erinnert. Die MZ veröffentlicht eine Serie zu den Ereignissen:
Nach der Schlacht von Austerlitz, als Napoleon die Österreicher schlug, änderten sich die politischen Verhältnisse in Europa ganz entscheidend. Mit der Gründung des Rheinbundes entstand ein Gegengewicht: Im Juli 1806 unterstellten sich 16 deutsche Fürstenstaaten dem napoleonischen Protektorat und das morsche Heilige Römische Reich Deutscher Nation brach endgültig zusammen. Dadurch sah sich Preußen durch seine bisherige Unentschlossenheit politisch zunehmend isoliert. Nach einigen diplomatischen Verwicklungen um die Rückgabe von Hannover an England erklärte Preußen Frankreich den Krieg. Einzig Sachsen blieb als Verbündeter übrig, wenn auch das Bündnis halbherzig geschlossen wurde. Da entschloss sich der König von Preußen zu einem folgenschweren Schritt. Am 1. Oktober ging ein Ultimatum an den Franzosenkaiser, in dem dieser aufgefordert wurde, er solle seine Truppen aus Süddeutschland abziehen. Frankreich sollte außerdem einem Norddeutschen Bund unter Preußens Vorherrschaft zustimmen. Preußen machte mobil und sammelte seine Armee in der hiesigen Region. Daraus ergab sich, dass das preußische Hauptquartier in den letzten Septembertagen nach Naumburg verlegt wurde. Neben dem Oberbefehlshaber Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig beherbergte die Stadt viel preußische Prominenz. So auch den König Friedrich Wilhelm III. mit seiner schönen Königin Luise. Die Stimmung in der Stadt war gelassen und sorglos, denn die Truppen sollten ja weiterziehen. Kaum einer ahnte in jenen Tagen, dass die Region wenig später direkter Kriegsschauplatz werden sollte. Am 8. Oktober begannen die Kampfhandlungen. Nachdem Kaiser Napoleon das herausfordernde Ultimatum der Preußen ignoriert hatte, überschritt er mit drei großen Heeresgruppen den Thüringer Wald. Am 8., 9. und 10. Oktober wurden die preußischen und sächsischen Vortruppen bei Saalburg, Schleiz und Saalfeld mit wuchtigen Schlägen abgedrängt. Strategisches Ziel des Franzosenkaisers war die Ebene von Leipzig, um dort den Gegner zu einer Entscheidungsschlacht zu stellen. Bemerkenswert ist dabei, dass er am Beginn des Feldzuges keine Klarheit über die Bewegungen und die Position des Gegners hatte.
Weißenfels, Sonnabend, 11. Oktober 1806, abends: Der Vormarsch der Franzosen ging mit atemberaubender Schnelligkeit voran. Bereits am Mittag erreichten die ersten Reiterpatrouillen Zeitz. Die Menschen in den Städten hörten zwar von vorangegangenen Gefechten, doch glaubte man die Franzosen noch fern. Durch die Schnelligkeit des Vormarsches trog dieses Bild und in der Tat stürmten die ersten Reiter nach Weißenfels hinein. Es war eine Eskadron der Brigade des Generals Lassalle, die vom Zeitzer Tor her die Burgstraße hinab auf den Markt sprengte. Der letzte Trupp Preußen, der gerade die Stadt verlassen wollte, wurde überwältigt. Ein Teil konnte fliehen, aber 25 wurden gefangen genommen. Dazu eroberten die Franzosen noch über 70 Pferde und zwei beladene Fuhrwerke.
Der kleine Trupp plünderte einige Läden und führte den Postmeister Haack ab. Dieses ortskundigen Beamten habhaft zu werden, zählte zu den wichtigen Aufgaben der Vorhut. Man versprach sich von ihm, Auskunft über die günstigsten Wege der Region zu erhalten. Den Mann schaffte man in Napoleons Hauptquartier bei Gera. Man befürchtete nun, dass die Masse der französischen Einheiten am Morgen in Weißenfels einrücken würde. (wird fortgesetzt)
(mz)