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Klosterkirche Klosterkirche: Unfrieden in Zscheiplitz

Von Constanze Matthes 12.06.2019, 08:58
Die Klosterkirche Zscheiplitz zählt zur Straße der Romanik. Auf Erlass des Kreisbauordnungsamtes musste eine Absturzsicherung her.
Die Klosterkirche Zscheiplitz zählt zur Straße der Romanik. Auf Erlass des Kreisbauordnungsamtes musste eine Absturzsicherung her. Biel

Zscheiplitz - In den Reihen der Klosterbrüder herrscht Unmut. Es brodelt im Verein, der sich seit 1986 für den Erhalt und die schrittweise Sanierung der Klosterkirche Zscheiplitz engagiert. Die eine Ursache des Unfriedens ist rund 70 Meter lang und zieht sich über das Gelände. Es ist ein Zaun, der auf Erlass des Kreisbauordnungsamtes als Absturzsicherung errichtet werden musste. Eine Mitarbeiterin der Behörde hatte zuvor das Gelände privat besucht und Handlungsbedarf gesehen. Mehrere Monate später fand ein Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Gemeinde, der Kirche, des Bauordnungsamtes und der Unteren Denkmalschutzbehörde statt.

„900 Jahre nichts passiert“

„Da zwischen den zwei aneinandergrenzenden Grundstücken ein Höhenunterschied von zirka 1,80 Meter besteht, wurde die Absturzgefahr für Spaziergänger und Besucher als erheblich eingeschätzt“, teilt der kommissarische Leiter des Amtes, Christian Kah, auf Nachfrage unserer Zeitung mit und weist zudem daraufhin, dass andere historische Anlagen anlassbezogen überprüft würden. Die Klosterbrüder, die beim Zaunbau Hand angelegt haben, um das Areal dadurch erst wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, winken ab.

„In den 900 Jahren ist nichts passiert. Das Gelände ist kein Spielplatz. Außerdem sollten Eltern beziehungsweise Großeltern doch ihrer Aufsichtspflicht nachkommen. Die Unstrut wird ja auch nicht eingezäunt“, meinen Vorstandsmitglied Joachim Götze und Kirchenältester Hubert Skupin. Pfarrer Arvid Reschke - das Gelände samt mittelalterlichem Bau ist Kirchenbesitz - kann den Frust zwar verstehen, bemerkt indes: „Es ist nachvollziehbar, dass eine Sicherung gemacht werden muss.“ Der Zaun sei indes nur provisorisch errichtet worden. An einem dauerhaften Schutz werde noch gearbeitet. „Dabei spielen die Kosten und Fragen des Denkmalschutzes natürlich eine wichtige Rolle“, sagt Reschke. Auch Freyburgs Bürgermeister Udo Mänicke hat sich in diese Sache eingeschaltet und weiß vom Unmut der Klosterbrüder, „die vieles leisten“, wie Mänicke betont. Allerdings verweist er auch auf die Bedeutung des Gotteshauses als Tourismusziel - und als Bestandteil der Straße der Romanik. „Da gehört eine Absturzsicherung einfach hin. Wenn etwas passiert, fällt das auf uns zurück“, so das Stadtoberhaupt, das finanzielle Hilfe in Aussicht stellt. So hat der Hauptausschuss des Freyburger Gemeinderates auf seiner Sitzung am Dienstagabend über die Verteilung des Erlöses aus dem diesjährigen Benefizkonzert der Bundeswehr zu befinden. Zu den Vorschlägen zählt auch die Klosterkirche.

Was wird mit Info-Punkt?

Teil zwei des Ärgers: die Welterbe-Ausstellung des Freyburger Heimatvereins, die sich seit 2016 im Vorraum der Kirche befindet und sich dem Weinbau an Saale und Unstrut widmet. „Sie haben sich ins gemachte Nest gesetzt und in der letzten Zeit nichts getan“, findet Joachim Götze. Die Klosterbrüder, die sich übergangen fühlen, wünschen sich, dass die Schau das Gotteshaus verlässt, unter anderem gebe es ein Feuchtigkeitsproblem in jenem Raum. Zudem habe die Region ja den Titel nicht erhalten.

Arvid Reschke befürwortet den Verbleib der Ausstellung. Es werde hingegen Vertragsanpassungen geben, so Freyburgs Pfarrer. Zu Vertragsdetails machte er keine Angaben. Martin Bertling vom Heimatverein bringt auf Tageblatt/MZ-Anfrage einen neuen Fakt ins Spiel: „Wir haben vor, die Schau dem Welterbe-Förderverein zu übergeben. Dass wir uns nicht um sie gekümmert haben, liegt daran, dass wir keinen Schlüssel für die Kirche hatten.“ Bernward Küper, Vorsitzender des Welterbe-Vereins, bestätigt, dass die Übergabe der Schau geplant sei. Allerdings mit zwei Auflagen. Die Kirche sollte zu den bekannten Öffnungszeiten weiter zugänglich sein. „Und wir werden dem Wunsch des Heimatvereins erst entsprechen, wenn Frieden eingekehrt ist. Damit der Standort erhalten bleibt, werden wir auch versuchen zu vermitteln.“

Die Klosterkirche Zscheiplitz steht täglich von 10 bis 18 Uhr offen. Es kann durch ein Gitter Einsicht genommen werden in das Gotteshaus. Frei zugänglich ist der Welterbe-Info-Punkt. Führungen sind möglich nach telefonischer Vereinbarung unter 034464/27757

Für den bisher provisorischen Zaun soll laut Pfarrer Arvid Reschke noch eine dauerhafte Lösung gefunden werden.
Für den bisher provisorischen Zaun soll laut Pfarrer Arvid Reschke noch eine dauerhafte Lösung gefunden werden.
Biel