Kloster Memleben Kloster Memleben: Auf Augenhöhe interaktiv

Memleben - Gespannt lauschen die gut 20 Heranwachsenden den Schilderungen ihrer zwei Museumsführer, betasten die Reliefs an Säulen, spitzen die Ohren, als es um die Geschichte des Klostergartens geht. Das Besondere: Die beiden Guides, Henriette Ehring und Anna Scharf, sind ebenfalls noch im jugendlichen Alter.
Die Mädchen aus der Klassenstufe zehn gehören der Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Burgenland-Gymnasiums Laucha an und boten am Wochenende im Rahmen des Saisonauftakts im Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben eine spezielle Schülerführung an. „Das Wichtigste ist, dass sich die Kinder auf unserem Rundgang nicht langweilen“, beschreibt Henriette Ehring den eigenen Anspruch - den sie und ihre Mitstreiterin Anna Scharf ganz offenbar erfolgreich einlösen.
„Mir gefällt, dass es nicht so viele Fachbegriffe gibt und alles gut verständlich ist“, lobt beispielsweise Jonathan Saal. Der Viertklässler aus Saubach, dessen ältere Schwester Emely ebenfalls Mitglied der Geschichts-AG ist, nimmt nicht zum ersten Mal an einer Schülerführung in Memleben teil.
Bereits im Vorjahr hatten Lauchaer Gymnasiasten ihre Altersgefährten durch die damalige Sonderausstellung „Wissen plus Macht. Der heilige Benedikt und die Ottonen“ geführt und ein Quiz für die jungen Museumsgäste ausgetüftelt. In diesem Jahr behandelt jede der allmonatlichen Schülerführungen ein spezielles und stets anderes Thema.
„Wer mehrfach kommt, kann also jede Menge geschichtliches Wissen ansammeln“, betont Museumsleiterin Andrea Knopik, die das Projekt zur altersgerechten Vermittlung historischer Fakten und Zusammenhänge nach Kräften unterstützt. „Immer jeweils sechs Mitglieder unserer Arbeitsgemeinschaft bereiten eine solche Führung vor, wobei zwei der Schüler dann als Guides vor Ort fungieren“, beschreibt Lehrerin Karin König, die Leiterin der Lauchaer Geschichts-AG, die Herangehensweise. „Aufaddiert kommen für die Vorbereitung bestimmt mehrere Tage zusammen“, rechnet Henriette Ehring vor. „Wenn die Inhalte stehen, testen wir Vortrag und Erläuterungen vorab stets erst einmal an den Fünft- und Sechstklässlern unserer eigenen Schule“, schildert Karin König.
„Wenn wir merken, dass wir deren Aufmerksamkeit verlieren, müssen wir noch einmal ans Konzept ran. Ich weise meine Schützlinge dann beispielsweise darauf hin, dass man einen sperrigen Fachbegriff wie etwa Relikt einfacher und verständlicher ausdrückt und eben für die Heranwachsenden ’herunterbricht’“, so die erfahrene Pädagogin, die diesmal gemeinsam mit der neuen Schulleiterin Claudia-Maria Becker vor Ort weilte. „Hier in Memleben wird Geschichte wirklich greifbar - eine wunderbare Ergänzung zur Unterrichtstheorie“, findet Becker, die sich mit Museumsleiterin Andrea Knopik sowie Landrat und Stiftungsvorstand Götz Ulrich über weitere Möglichkeiten austauschte, wie sich Heranwachsende für Geschichte interessieren und begeistern lassen. „Für die sechsten Klassen, bei denen das Thema Mittelalter und Ottonen auf dem Lehrplan steht, wird es spezielle, gemeinsam mit dem Lehrerfortbildungsinstitut Sachsen-Anhalt konzipierte Projekttage hier vor Ort geben“, blickt sie voraus. „Wir wollen zudem vermitteln, dass Klosterleben auch etwas Heutiges und Modernes ist, das sich nicht nur im Mittelalter abgespielt hat“, ergänzt Götz Ulrich. „Wenn dann ein Benediktinermönch, erst recht ein junger, von seinem Alltag berichtet, ist das immer ein Höhepunkt, hängen die Schüler an seinen Lippen.“
Zehn sogenannte „außerschulische Lernorte“ haben der Landrat und seine Mitstreiter im Burgenlandkreis definiert – neben dem Kloster Memleben etwa das Heinrich-Schütz-Haus in Weißenfels oder die einstige Außenstelle des KZ Buchenwald in Rehmsdorf. „Um möglichst vielen Sekundar- und Gymnasialschülern den Besuch zu ermöglichen, stellen wir jeder Schule einen pauschalen Fahrtkostenzuschuss von 800 Euro zur Verfügung“, so Götz Ulrich.
In seiner ehrenamtlichen Funktion als Vorstand der Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben freut er sich ganz besonders auf die für den 2. Juli vorgesehene Eröffnung der neu gestalteten Dauerausstellung. „In diese werden wesentliche Elemente der letztjährigen Sonderexposition ’Wissen plus Macht’ jetzt fest integriert - beispielsweise das Ostensorium mit Benedikt-Reliquie aus der Abtei Münsterschwarzach sowie das Beweinungsrelief und das Marienretabel aus Memlebens Dorfkirche“, erläutert Museumsleiterin Andrea Knopik.
„Es erfüllt uns mit Stolz, dass uns diese bedeutenden und wertvollen Exponate dauerhaft anvertraut wurden.“ Die so genannten Aktivstationen, also etwa das interaktive Landschaftsmodell, an dem sich die Entwicklung der Klöster und Orden an Saale und Unstrut plastisch nachvollziehen lässt, würden erhalten bleiben. Womit sich der Kreis schließt: Auch auf diese Weise wird Geschichte für Heranwachsende ganz greif- und erlebbar.