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Kirche Langendorf Kirche Langendorf: Alte Glocken in neuem Stuhl

Von Andreas Richter 16.02.2016, 12:25
Uwe Erfurth schließt den Motor für eine der Glocken an.
Uwe Erfurth schließt den Motor für eine der Glocken an. Peter Lisker

Langendorf - „Das ist ein schöner Arbeitsplatz“, findet Gerd Lamkowski, Monteur für Glocken und Turmuhren. Dabei ist es in dem Geflecht aus hölzernen Balken einigermaßen eng. Für Lamkowski und seinen Kollegen Frank Kübitz kein Problem. Die Mitarbeiter der Firma Christian Beck aus dem thüringischen Kölleda sind seit Jahren in Gotteshäusern und Türmen beschäftigt.

Nicht selten geht es viel höher hinauf als in der kleinen Untergreißlauer Dorfkirche. Und doch finden die beiden Männer hier etwas Besonderes vor. „Fünf mittelalterliche Bronzeglocken in einer Dorfkirche, das ist schon etwas sehr Seltenes“, sagt Architektin Lydia Quäschling, die die Sanierung der Dorfkirche im Langendorfer Ortsteil Untergreißlau begleitet. Nur in Förderstedt im Salzlandkreis sei Ähnliches zu finden.

In drei Bauabschnitten wurde das Gotteshaus saniert. Zuerst das Dach, dann das Mauerwerk, und nun der Glockenstuhl. Im Frühjahr vergangenen Jahres wurde der stählerne Glockenstuhl ausgebaut, um ihn durch einen hölzernen zu ersetzen. Bei Untersuchungen sei festgestellt worden, dass es Probleme mit der Statik gibt, erklärt die Architektin. Holz liefere zudem eine bessere Akustik.

Terminverzögerung

Nachdem es zwischenzeitlich die eine oder andere Terminverzögerung gegeben hatte, hat das neue Tragwerk aus Eichenholz nun seinen Platz in der Glockenstube der Kirche gefunden. Jeder Balken musste einzeln durch das Fenster nach oben transportiert werden. Oben wurden die Einzelteile mit Holzdübeln verzapft, so dass sie bei Bedarf auch wieder auseinander gebaut werden können. An einem Tag seien die fünf Felder des Glockenstuhls zusammengebaut worden, berichtet Lamkowski. Für jede der Glocken ein Feld. Dabei sind die Teile ganz unterschiedlich. Die größte wiegt 850 Kilo und wurde 1523 in Schleiz gegossen, die kleinste ist immerhin noch rund zwei Zentner schwer. „Bronzeglocken haben eine Lebensdauer über Jahrhunderte hinweg“, weiß der Fachmann.

Mehrere Tage lang waren die Handwerker damit beschäftigt, die Glocken im neuen Tragwerk akkurat in die richtige Position zu bringen. Wichtig war, dass die Klöppel - alle fünf neu von Hand geschmiedet - gleichmäßig anschlagen.

Ein bisschen Nostalgie geht mit dem neuen Tragwerk allerdings verloren. Werden doch künftig vier Glocken elektrisch betrieben. Nur noch die kleinste, die Taufglocke, soll weiterhin per Hand in Gang gesetzt werden. Da wird der klassische Glöckner kaum noch gebraucht. Nun muss die Elektrik programmiert und funktionstüchtig gehalten werden. Wochentags zum Feierabend, sonntags und zu besonderen Anlässen wie Gottesdiensten und Beerdigungen sollen die Untergreißlauer Glocken künftig wieder läuten, kündigt Pfarrer Frieder Wisch an. Und einen Termin für die Inbetriebnahme des neuen Geläuts gibt es auch schon. Am Ostersonntag, dem 27. März, sollen um 10.30 Uhr die alten Glocken im neuen Stuhl offiziell zum ersten Mal zu hören sein. (mz)