Kirche Kirche: Familie Schlauraff sagt servus

Bad Bibra - Es ist unübersehbar. Ein Umzug steht an. Im Pfarrhaus der Familie Schlauraff in Bad Bibra stapeln sich die Kisten. Schere und Zettel mit der Aufschrift wie „Küche“ und „Kinderzimmer“ liegen auf einem Stuhl. „Am 30. Juni steht der Umzugswagen vor der Tür“, sagt Bettina Schlauraff.
Wunsch: Neue Herausforderungen
Nach elf Jahren verlässt die Familie die Finnestadt in Richtung Thüringen. „Ein Wechsel kam schon immer in Betracht - wegen neuer Aufgaben und neuer Herausforderungen. Der Gedanke war stets im Hinterkopf. Wir haben in den vergangenen Jahren tolle persönliche Beziehungen aufgebaut. Diese werden wir nicht beenden, nur weil wir umziehen“, erklärt die 44-Jährige. Der Großteil der insgesamt fünf Kinder im Alter zwischen 21 und sechs Jahren seien groß und aus dem Haus, nur die jüngste Tochter Eva und Jakob, der Benjamin der Familie, werden mitkommen, berichtet die Pfarrerin weiter.
Der Name des neuen Ortes ist leicht zu merken und erscheint nicht wie ein Zufall, sondern nahezu wie eine Schicksalswendung. Die Familie zieht nach Bibra, ein Dorf im Landkreis Schmalkalden-Meiningen im Süden des Freistaates. Eine bewusste Entscheidung, denn in Meiningen leben die Eltern von Michael Schlauraff und dessen Bruder. Der Vater war 27 Jahre als Pfarrer tätig.
Beim Studium kennengelernt
Bettina Schlauraff hat indes ihre Wurzeln in Potsdam-Babelsberg. Während des Studiums an der Kirchlichen Hochschule in Naumburg lernten sich beide kennen. Es folgten Studienjahre in Marburg und Halle. Beide absolvierten ihr Vikariat in Laucha bei Pfarrerin Anne-Christina Wegner. Im Februar 2005 kamen sie nach Bad Bibra. Bis Michael Schlauraff die Pfarrstelle in Braunsroda 2012 übernehmen konnte, teilten sie sich das Amt in der Finnestadt. Bettina Schlauraff wirkte zudem im Johanniter-Haus in Nebra als Seelsorgerin. „Als wir nach Bad Bibra gekommen sind, war unsere wichtigste Aufgabe, erst einmal die Gemeindearbeit zu stabilisieren“, erzählt die Pfarrerin. Gemeinsam mit der Saubacher Gemeindepädagogin Elvira Tschinkl wurden Kinder-Angebote entwickelt. Auch die Familien wurden bedacht, unter anderem die Krabbelgruppe ins Leben gerufen. Als neue Formen und Veranstaltungen fanden Taufen unter freiem Himmel am Biberbach und das Friedensgebet statt. Innerhalb der Gemeindearbeit entstand das Seniorenbegleiter-Projekt. „Hauptsächlich war es jedoch wichtig, in den Orten wieder regelmäßig Gottesdienste anzubieten. Die Identifizierung mit der Kirche ist wegen den traditionellen volkskirchlichen Strukturen noch in vielen Dörfern groß. Die Kirche sollte präsent sein, in die Orte gehen, dort, wo die Menschen sind“, sagt Michael Schlauraff, der sich zudem in der Pfadfinder-Gruppe des Regionalverbandes Saale-Unstrut-Finne (Surf) einbrachte. Seine Frau engagierte sich hingegen im Naumburger Hospiz-Verein. Beide bekleideten zudem Leitungsfunktionen innerhalb des Kirchenkreises Naumburg-Zeitz, betreuten als Pfarrer insgesamt 20 Orte. Aber auch Baustellen gehörten zur Amtszeit, allen voran das Mammutprojekt vor der eigenen Haustür: Sanierung und Umbau der historischen Scheune im Bad Bibraer Pfarrhof zu einem modernen Gemeindezentrum.
Abschiedsfest am 26. Juni geplant
Die Nachricht des Umzugs löste Betroffenheit aus; viele reagierten indes auch mit Verständnis, unter anderem als Bettina Schlauraff einen Zeitungsbericht über ihren Vorstellungsgottesdienst in Queienfeld auf ihrer Facebook-Seite postete. „ Es schade, dass Schlauraffs gehen - beruflich wie privat schade. Gerade bei der Regionalarbeit war immer zu spüren, dass ihnen dieses Arbeitsfeld am Herzen liegt“, sagte Bettina Plötner-Walter, Pfarrerin in Eckartsberga, auf Tageblatt/MZ-Anfrage, und betonte die gute Zusammenarbeit.
Bettina und Michael Schlauraff werden am 26. Juni zu einem Abschiedsfest einladen. In ihren neuen Gemeinden in Berkach beziehungsweise Queienfeld werden sie sich am 6. August beziehungsweise am 4. September jeweils 16 Uhr mit einem Einführungsgottesdienst vorstellen. Neben der Arbeit in den Gemeinden wird die Pfarrerin zudem als Seelsorgerin im Klinikum Meiningen tätig sein. Auf die Frage, was sich beide von ihrem Nachfolger wünschen, sagt Michael Schlauraff: „Jeder hat seinen eigenen Stil und soll das machen, was er besonders gut kann.“
Das Abschiedsfest am Sonntag, 26. Juni, in Bad Bibra beginnt 15 Uhr, der anschließende Gottesdienst 17 Uhr.

