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Keramik-Handwerk  Keramik-Handwerk : Fantasie keine Grenzen gesetzt

Von Michael Heise 16.11.2016, 09:10
Zeigt in Naumburg ihr handwerkliches Geschick an der Töpferscheibe: Frances Führer aus Bayern.
Zeigt in Naumburg ihr handwerkliches Geschick an der Töpferscheibe: Frances Führer aus Bayern. Biel

Naumburg - Im Juni waren es die letzten Gesellenprüfungen, jetzt standen die letzten Bundeswettbewerbe von Jung-Keramikern an der Naumburger Berufsschule an. Sie setzten den Schlussstrich unter die 31-jährige Tradition des Ausbildungsstandorts, geschuldet der Rotstiftpolitik der Landesregierung. 2014 war das Aus besiegelt worden (wir berichteten). Ausbildungen für sachsen-anhaltische Lehrlinge finden künftig in Rheinland-Pfalz statt, Wettbewerbe wohl an der Keramikschule Landshut.

Nun also die letzten Wettstreite am Traditionsstandort im Markgrafenweg. Während der eine mit „Profis leisten was“ (PLW) tituliert ist und vornehmlich das handwerkliche Geschick im Fokus hat, liegt bei „Die gute Form im Handwerk - Handwerker gestalten“ der Schwerpunkt auf Ästhetik und schöpferischer Fantasie. In beiden Wettbewerben trat Frances Führer aus dem bayerischen Heimenkirch an, die auch vor Ort in Naumburg mit dem Drehen einer Serie von Krügen, Schalen und dem Fertigen einer Dose mit Doppelfalz ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellte; für die „Gute Form“ waren es zudem Jung-Keramikerinnen aus Schleswig-Holstein, Bremen und Sachsen-Anhalt. Sie alle hatten ihre Arbeiten zur Bewertung eingeschickt. Martha Zitzow, die ihre Ausbildung in einem Betrieb in Havelberg und an der Berufsschule in Naumburg absolviert, konnte diesen Wettbewerb für sich verbuchen. Sie hatte Vogelhäuser, Futterplätze und anderes mehr für den Garten kreiert. Alles teils im Naturton Terrakotta gehalten, teils glasiert gestaltet. „Ein außergewöhnliches Thema. Die Arbeit hat uns gezeigt, dass sich die Keramikerin nicht nur viele Gedanken gemacht, sondern diese auch gut umgesetzt hat“, sagt Fachlehrer Christian Wolff, der zusammen mit Sven Schlönvoigt aus Thüringen und Lutz Pflugk aus Bayern die Jury stellte - eine gewollt länderübergreifende „Mischung“ aus Fachlehrer sowie angestelltem und selbstständigem Meister. Im Falle von Frances Führer begeisterte die Jury maßgeblich das handwerkliche Geschick, die saubere Ausführung der Formen und deren praktische Handhabe im Alltag. Beide Damen sind nunmehr Bundessieger in den jeweiligen Wettbewerben.

Was nach diesen in Naumburg bleibt, ist eine gewisse Leere in punkto Handwerk, denn die Berufsschule wird sich fortan auf das Berufsvorbereitende Jahr und die Ausbildung von Migranten konzentrieren. Mithin auch der Part von Christian Wolff, der damit Abschied von der Keramikerausbildung im Markgrafenweg nimmt. Eine, die - wie er sagt - lupenrein war, fern der Einflüsse der Industrie, wie heute an anderen Standorten praktiziert. Für ihn steht außer Frage, dass der traditionsreiche Ausbildungsstandort Naumburg als einzig verbliebener in den neuen Bundesländern hätte erhalten werden müssen - trotz rückläufiger Lehrlingszahlen.

Sieger-Kollektion im Wettbewerb „Gute Form“: Martha Zitzow aus Havelberg gestaltete Vogelhäuschen, -schalen und mehr.
Sieger-Kollektion im Wettbewerb „Gute Form“: Martha Zitzow aus Havelberg gestaltete Vogelhäuschen, -schalen und mehr.
Biel