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Karneval in Naumburg Karneval in Naumburg: Nicht zum Lachen: Keine Sitzungen der Narrenzunft

Von Michael Heise 05.02.2018, 08:40
Der Schlüssel ist übergeben, doch Sitzungen gibt’s nicht: NNZ-Präsidentin Gabriele Rückert, OB Bernward Küper.
Der Schlüssel ist übergeben, doch Sitzungen gibt’s nicht: NNZ-Präsidentin Gabriele Rückert, OB Bernward Küper. Archiv (Biel)

Naumburg - Der Karneval erlebt gerade seine Hoch-Zeit, die Prießnitzer machen Zusatzsitzungen, die Großjenaer feiern mit großem Gefolge den „50.“. In Freyburg und Bad Kösen sind die Säle voll. Nur in Naumburg nicht. Die an Saale-Unstrut größte Stadt ist närrisch in der Versenkung verschwunden. Es scheint zumindest so. Noch am 11.11. war traditionell die aktuelle Session samt Schlüsselübergabe eingeläutet worden, doch schon wenige Tage später, zu einer Veranstaltung der Naumburger Narrenzunft im Ratskeller, ein ernüchterndes Bild: kaum Programm, ein fast leerer Saal. Und wie symptomatisch für die Situation saß auf der Bühne nicht das hiesige Prinzenpaar, sondern das des befreundeten Vereins aus Naumburg in Hessen.

Die Krux mit dem Publikum

Gibt es den Naumburger Karneval noch? „Ganz klar ja“, sagt NNZ-Präsidentin Gabriele Rückert, „wir wollten es diesmal nur etwas ruhiger angehen lassen“. Und kommenden Donnerstag stünde immerhin die Weiberfastnacht im Ratskeller an. Doch Probleme will sie nicht verhehlen. „Ja, es ist tatsächlich so, dass unsere Sitzungen zum Schluss nicht mehr so gut besucht waren. Und das, obwohl wir ein gutes tänzerisches Programm haben und aus meiner Sicht auch eine gute Bütt. Doch Karneval in Naumburg ist schwierig“, meint Gabriele Rückert, die die Narrenzunft seit 2014 führt. Die Interessen der Menschen seien offenbar andere, einer Büttenrede werde kaum noch zugehört. Im Mittelpunkt stünde das Feiern. Hinzu komme, dass man die Bewirtschaftung des Ratskellers aus eigenen Kräften stemme, die Leute fehlten dann auf der Bühne.

Ob viele NNZ-ler, vor allem ehemalige, die Argumentation, Karneval in Naumburg sei schwierig, mittragen? Bernd Martin, Präsident von 2005 bis 2014, nicht, er spricht vielmehr von einem „Niedergang“, einen, den er - mittlerweile in Dresden lebend - mit einem „weinenden Auge“ verfolge. „Der Verein hatte enormes Potenzial, karnevalistisches Brauchtum in Naumburg zu etablieren. Höhepunkt war 2007, als er die Landesmeisterschaften der karnevalistischen Tänze ausrichtete. Da kamen 42 Vereine aus ganz Sachsen-Anhalt“, verdeutlicht Martin. Er meint, das Verhängnis der NNZ - und weswegen er und viele andere dem Verein den Rücken gekehrt hätten - sei: „Wenn man den Karneval nicht wirklich lebt, merkt das das Publikum. Die Zugpferde des Vereins konnten sich nicht mehr durchsetzen, die Haltung der ’Alten’, Programmpunkte müsse man akribisch üben, wurde belächelt. Es musste so kommen“, so sein Urteil. Fatal sei die Entwicklung für den Nachwuchs, in diesen werde viel Arbeit investiert, doch das drohe nun zu verpuffen.

Vorstandswahlen im April

Wie es weiter geht, wird die Zukunft zeigen. Diese Session jedenfalls ist gelaufen, das Naumburger Publikum amüsiert sich anderswo oder bleibt zu Hause. Manche Naumburger Narren haben in anderen Vereinen ein Zuhause gefunden.

Eine Wende für die NNZ soll deren routinemäßige Vorstandswahl im April bringen. Dann sei darüber zu beraten, wie die Naumburger Narrenzunft weitermachen will. Gabriele Rückert: „Wir werden uns neu formieren müssen, das steht fest. Ich bin optimistisch, dass das klappt.“ Außer Frage stehe die freundschaftliche Verbindung zu den Karnevalisten im hessischen Naumburg. Die Präsidentin selbst wird nicht wieder als solche antreten, nennt dafür als Grund aber nicht die Situation im Verein, sondern persönliche Verpflichtungen, die eine gute Karnevalsarbeit nur schwer möglich machten. Der Narrenzunft werde sie aber weiter angehören.

Andere Zeiten: Bernd Martin, NNZ-Präsident bis 2014 (l.), hat Spaß mit einer Abordnung aus Bad Kösen.
Andere Zeiten: Bernd Martin, NNZ-Präsident bis 2014 (l.), hat Spaß mit einer Abordnung aus Bad Kösen.
Archiv (Biel)
Der Schein trügt: Auf dem Thron hat nicht das Prinzenpaar der Naumburger Narrenzunft Platz genommen, sondern das der hessischen Naumburger. Und das sitzt vor einem beinah komplett leeren Ratskellersaal.
Der Schein trügt: Auf dem Thron hat nicht das Prinzenpaar der Naumburger Narrenzunft Platz genommen, sondern das der hessischen Naumburger. Und das sitzt vor einem beinah komplett leeren Ratskellersaal.
Archiv (Torsten Biel)