Kadette in Naumburg Kadette in Naumburg: Neues Leben in Schwimmhalle

Naumburg - Gebäude 16 heißt sie recht nüchtern für alle, die auf dem Gelände der Kadette in der Kösener Straße arbeiten oder als Lehrgangsteilnehmer an der Bundeswehrfachschule lernen. Viele Naumburger kennen sie unter ihrer ursprünglichen Bestimmung - als Schwimmhalle. Gestern ist das unter Denkmalschutz stehende Haus seiner neuen Funktion übergeben worden. Im Jugendstil 1903 errichtet, wird es künftig ein Ort des Lernens sein, wenn am 14. August für 180 Schüler der Bundeswehrfachschule das neue Schuljahr beginnt. In dem nunmehr behindertengerechten Gebäude entstanden zwei moderne Fachkabinette für den Physik- sowie den Chemie-Unterricht.
Seit 1990 geschlossen
Rund 1,96 Millionen Euro wurden für die Sanierung und den Umbau des Hauses zu einem Lehrgebäude investiert. „Es ist die sinnvollste und wirtschaftlichste Alternative“, bemerkte Haik Müller, Abteilungsleiterin in der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die Bundesbehörde mit Hauptsitz in Bonn ist seit 2012 Eigentümerin des Geländes in der Kösener Straße und war damit Bauherrin des Vorhabens, das den Dornröschenschlaf des Kleinods beenden sollte.
Mehr als 25 Jahre vergingen zwischen der Schließung der Schwimmhalle im Jahr 1990 und dem Baustart im Herbst 2015. Viele Optionen standen im Raum, die jedoch wieder verworfen worden, wie Gerd-Albrecht Engelmann, Leiter Kompetenzzentrum Baumanagement in der Wehrbereichsverwaltung in Strausberg, in seinem Grußwort, in dem er die Kadette als Deutschlands schönste Kaserne bezeichnete, zurückblickte: „Lesesaal, Kantine, Gastronomie, interkulturelle Begegnungsstätte. Manchmal muss man halt warten“, zählte Engelmann auf und verwies gleichzeitig auf einen Zufall, der letztlich den Stein ins Rollen brachte. Aus brandschutzrechtlichen Gründen war es notwendig geworden, die Fachkabinette im Haus 4 auszulagern. Als neues Domizil rückte die Schwimmhalle ins Blickfeld. Etwas mehr als anderthalb Jahre dauerte der Umbau - mit Abschluss im Juli. Rund 40 Unternehmen waren als Auftragnehmer beteiligt, der überwiegende Teil stammt aus Sachsen-Anhalt, weitere aus den Bundesländern Sachsen und Thüringen sowie Bayern.
Historisches Foto an der Wand
Zu den besonderen Arbeiten zählten neben der Beseitigung der vorhandenen Schadstoffe die Errichtung einer Konstruktion aus Stahltragwerk und Fachwerk in dem Becken, das den Boden der Kabinette hält, die Sanierung der Decke und der Einbau eines Hohlraum-Fußbodens. Einige Rundbogen-Fenster enthalten Glasbausteine, die an die damals von Gustave Falconnier (1845-1913) entworfenen Stücke erinnern, von denen nur noch wenige vorhanden waren und die nun nachgebaut worden sind. „Glücklicherweise existiert die Manufaktur noch, die schon damals die Glasbausteine hergestellt hat,“ erzählte Sabine Spansel vom Landesbetrieb Bau- und Liegenschaftsmanagement.
Ein historisches Foto im Großformat im Eingangsbereich sowie ein Glasboden, der einen Blick in das Becken gewährt, lässt an einstige Zeiten erinnern. Das Haus 4, in dem einst die Fach-Kabinette zu finden waren, wird zu einem Unterkunftsgebäude umgebaut.