Kabarett in Hohenmölsen Kabarett in Hohenmölsen: Uwe Steimle im Bürgerhaus mit politisch bissigem Programm

Hohenmölsen - Scharfzüngig, feinsinnig und rhetorisch auf den Punkt. So lässt sich Uwe Steimle wohl am besten beschreiben. In den Genuss seines Programmes kamen am Freitagabend 600 Besucher in Hohenmölsen.
Uwe Steimle im ausverkauften Bürgerhaus Hohenmölsen
Sie ließen sich im ausverkauften Bürgerhaus mitreißen vom unverfälschten Charme des Kabarettisten. Mit sächsischer Mundart legte er seinen Finger in die Wunden, die seiner Meinung nach Merkel, Gauck und von der Leyen in ihrem politischen Wirken aufgerissen haben.
Immer wieder aber kam er auf die Verbundenheit zur Heimat zu sprechen. Er machte oft auf tragikomische Art klar, dass nicht alles schlecht war in der DDR.
„Seid bereit!“, begrüßte er das Publikum. „Immer bereit!“, antwortete es. Steimle ging noch weiter und sagte russische Sätzen wie, „Menja sawut Uwe.“ „Sie hier verstehen das. Da lacht da drüben kein Mensch“, sagte er mit Blick auf die alten Bundesländer. Steimle war verzückt.
„Es ist noch alles da. Ich bin begeistert, ist das nicht herrlich?“, schwärmte er. Der Mann macht aber auch klar, dass die Gäste nichts von dem vergessen sollen. „Dass wird uns das Überleben sichern, wenn der Russe wiederkommt.“
Witze über DDR, derzeitige Politik und Gesellschaft
So schlecht sei die Diktatur in der DDR nicht gewesen, war er sich sicher. „Wir waren nach einem Jahr sauber.“ Heute tragen die Kinder mit vier Jahren noch eine Windel, weil sie so schön warm sei, beschrieb der Mann die Gegenwart.
Mit dem, was er in seinem Programm über die DDR-Zeiten erzähle, wissen viele in den alten Bundesländern nichts anzufangen, teilte der Künstler mit. Trotzdem trete er dort auf. „Da kommen nämlich zum Teil auch noch welche von uns. Wie Vertriebene.“
Die Menschen sollen stolz auf das sein, was sie sind und woher sie kommen, sagt er dann überraschend ernst. „Heimat, das ist so viel. Das ist ein bestimmter Duft, dass sind die Eltern, das ist Sprache. Sprache muss man pflegen.“ Jeder Dialekt ist auch Heimat. Der Sachse sagt zum Beispiel nu. Das ist auch gut so. Der Sachse sage aber auch „nja“, wenn er etwas befürworte oder „nej“, wenn er etwas nicht so gut finde und zum Schluss sei er wieder beim „nu“.
Das herzhafte Lachen seines Publikums zeigte, dass er den richtigen Nerv getroffen hatte. Prägnant sei auch das Wort „furschtbar“. So oft, wie andere den Rosenkranz beten, sagt der Sachse „furschtbar“. „Selbst wenn wir etwas schön finden, sagen wir furschtbar - furschtbar schön.“
Kritik an Gauck und seinen Umgang mit DDR-Vergangenheit
Dann schlug er wieder den Bogen zu Politik. Die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sollte ja auch mal Bildungsministerin werden. „Gott sei Dank ist dieser Kelch an uns vorüber gegangen.“
Aber er glaubte es kaum, als er hörte, was sie vorhatte. „Kostenlose Kindergartenplätze und für jedes Kind ein warmes Mahl. Da wurde mir ganz schwummrig. Da gab es doch schon mal. In Norwegen!“ Damit kritisiert er brillant, dass genau dieses Bildungssystem aus der DDR stammt, heute aber totgeschwiegen wird.
Der bis dahin noch im Amt befindliche Bundespräsident Joachim Gauck bekam auch eine Schippe ab. Für Steimle ist es nicht nachzuvollziehen, wie manche Menschen es nach der Wende geschafft haben, politisch oben zu bleiben. „Er war der letzte, der auf den Zug der Freiheit aufgesprungen ist, aber der erste, der behauptet hat, er hat den Zug geführt.“ Tosender Applaus.
Bei der Kanzlerin verstehe er nicht, wie sie nach der Aussage Donald Trumps, sie sei geisteskrank, sagen konnte, sie strebe eine gute Zusammenarbeit mit ihm an. „Die Politiker brauchen uns. Sie brauchen unsere Stimme. Und zwar nur so lange, bis sie gewählt sind“, machte er klar.
Das Publikum war begeistert. Für Kai Bandke aus Naumburg hatte sich die Fahrt gelohnt. „Er trifft den Humor“, hatte er schon vor Beginn gesagt - und Recht behalten. Petra und Jonny Pietschmann aus Teuchern hatten sich die Karten schon im November gesichert. Sie hatten sich auf den scharfzüngigen Humor gefreut - und wurden nicht enttäuscht. (mz)