Junge Liebe auf dem Land Junge Liebe auf dem Land: Warum ein junges Paar in der Elsteraue baut

Minkwitz - Christian Seyfarth und Kathleen Gruszka trotzen Wind und Wetter. Gemeinsam mit ihren Familien und ihren Freunden erfüllen sie sich einen Traum und bauen in Minkwitz ein neues Haus. Sie stammt aus Reuden, er aus Minkwitz. „Ich bin hier aufgewachsen und es war schon immer mein Wunsch, ein eigenes Haus zu bauen und ein anderer Ort kam dabei für mich nie in Frage“, sagt der 28-Jährige.
Er arbeitet in Leuna und sie als Krankenschwester in Altenburg. Die Elsteraue liegt praktisch in der Mitte, jeder hat die gleiche Entfernung bis zum Arbeitsort. „Wir lieben die ländliche Ruhe, das Grün rundherum, das Miteinander im Dorf. Hier kennt jeder jeden, ein Leben in der Stadt würde für mich nicht in Frage kommen“, sagt der Bauherr.
Hausbau auf dem Land: Was zieht junge Leute in die Elsteraue?
Am Wochenende trifft man sich mit Freunden, werkelt am Haus und im Garten. „All unsere Freunde wohnen auch auf dem Land“, sagt Christian Seyfarth. Und seinem Vater Andreas Seyfarth stehen ein wenig die Tränen in den Augen. „Ich bin so froh, dass die Kinder hier im Dorf bleiben“, sagt der 61-Jährige. Nur die Mutter meldet Bedenken an: hier gibt es nichts mehr im Ort, keine Einkaufsmöglichkeiten, keinen Kindergarten, keine Schule.
Doch die unbekümmerte Jugend wischt die Bedenken weg. Zwei Kinder sind in der Familie fest geplant, der nächste Kindergarten befindet sich nicht weit weg in Könderitz, die Schule in Rehmsdorf. und da gibt es dann die Großeltern, die bei Bedarf helfen können. So wie auf der Baustelle.
Elsteraue hat in 17 Jahren 2.000 Einwohner verloren
Die Gemeinde Elsteraue erlebt einen kleinen Aufwind. Gab es im Jahr 2010 50 Geburten, so waren es im vergangenen Jahr 54. Und seit gut zehn Jahren gibt es kontinuierlich Zuzüge. Das waren im Jahr 2010 genau 287 Zuzüge, vier Jahre später 271 und im vergangenen Jahr 226.
Dennoch ziehen durchschnittlich noch 100 Menschen mehr pro Jahr weg, als dass neue hinzukommen. Und es sterben, statistisch gesehen, fast doppelt so viele wie neue Erdenbürger geboren werden. So hat die Elsteraue in den letzten 17 Jahren dennoch mehr als 2.000 Einwohner verloren.
Vor allem Leipziger zieht es in die Dörfer von Bornitz bis Profen
Andererseits werden vor allem die Dörfer entlang der B2 von Bornitz bis Profen für Leute aus Leipzig als Wohnort immer attraktiver. Waren es im Jahr 2010 noch 31 Zuzüge aus Sachsen, so erhöhte sich die Zahl im vergangenen Jahr auf 57 Menschen. Allein nach Profen sind in jüngster Vergangenheit mehrere Sachsen gezogen, darunter beispielsweise Schriftsteller und Künstler, der Betreiber des neuen Zeitzer Bioladens, eine ganze Kommune, die einen Bauernhof saniert und „Luftschlösser“ baut.
So werden alte, leerstehende Höfe saniert und neue Ideen in das Dorfleben hereingetragen. Allerdings zogen im vergangenen Jahr auch 63 Einwohner aus der Elsteraue nach Sachsen, 40 nach Thüringen und 13 nach Bayern.
„Leipzig ist uns viel zu teuer und mittlerweile auch zu laut.“
„Ich bin im vergangenen Jahr mit meinem Freund aus Leipzig-Liebertwolkwitz nach Reuden gezogen. Wir haben uns ein Eigenheim gekauft und wollen es sanieren“, sagt Jennifer Lederer. Ihr Mann arbeitet in Leipzig als Busfahrer und pendelt jeden Tag in die Messestadt. „Leipzig ist uns viel zu teuer und mittlerweile auch zu laut. Wir fühlen uns wohl auf dem Land, genießen das Grün und die Ruhe, gehen in der Elsteraue und in Richtung Tagebau spazieren“, erzählt die 32-Jährige. Und in zwei, drei Jahren will sich das Paar ihren Kinderwunsch erfüllen.
Diesen Zuzug spürt auch Lothar Stahl, Ortsbürgermeister von Reuden. „Der Zuzug in leerstehende historische Gebäude ist deutlich zu erkennen. Viele kommen aus Leipzig“, sagt Stahl. Er freut sich, über das Engagement, mit dem alte Bausubstanz erhalten wird. „Ich wünsche mir, dass auf den großen Grundstücken wieder mehrere Generationen leben und vor allem das Bauen in die Grundstückstiefe möglich ist“, sagt Stahl. Dass soll heißen, dass es möglich ist, dass alte Stall- und Nebengebäude zu Wohnzwecken umgenutzt werden. Ein neues Baugebiet sieht Stahl für Reuden nicht. (mz)
