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Jugendmeisterschaft im Gasthaus "Zur Henne" Jugendmeisterschaft im Gasthaus "Zur Henne": "Einmal tranchieren bitte!"

Von Franziska Fiedler 15.03.2017, 08:04
Johannes Schmidt (18, r.) macht gerade seine Ausbildung zum Koch im Gasthaus Pretzsch in Zscheiplitz. Seine Eltern haben kürzlich eine Gaststätte eröffnet. Wenn alles nach Plan läuft, wird er dort einsteigen.
Johannes Schmidt (18, r.) macht gerade seine Ausbildung zum Koch im Gasthaus Pretzsch in Zscheiplitz. Seine Eltern haben kürzlich eine Gaststätte eröffnet. Wenn alles nach Plan läuft, wird er dort einsteigen. Biel

Naumburg - Geringe Wertschätzung, schlechte Bezahlung, gewöhnungsbedürftige Arbeitszeiten mit Bereitschaft zur Wochenendarbeit und Stress zu den Stoßzeiten: Das Image des Berufes „Koch“ hat in den letzten Jahren gelitten, was - abgesehen vom demografischen Wandel - dazu führte, dass die Branche heute Schwierigkeiten hat Nachwuchs zu finden. „Vor allem auf dem flachen Land schließen immer mehr Gasthäuser, kulinarische Highlights werden seltener“, erklärt Michael Schmidt, Geschäftsführer des Gasthauses „Zur Henne“ in Naumburg und Präsident der Dehoga Sachsen-Anhalt.

Trotzdem werden gut ausgebildete Fachkräfte gesucht. Finden könnte man sie bei regionalen Wettbewerben wie etwa der „Regionalen Jugendmeisterschaft im Gastgewerbe Sachsen-Anhalt Süd“, die am Montag im Gasthaus „Zur Henne“ stattgefunden hat. Seit 16 Jahren wird die Jugendmeisterschaft ausgetragen. Unter Köchen, Hotel- und Restaurantfachleuten wird jeweils der oder die Beste des jeweiligen Faches ermittelt. Den Teilnehmenden werden dabei theoretische und praktische Kenntnisse abverlangt.

Dieses Jahr nahmen vier Köche, vier Hotelfachleute und ein Restaurantfachmann an der Jugendmeisterschaft teil. So mussten die Hotelfachleute unter anderem eine Marketingaufgabe lösen, Blumengestecke anfertigen und bei der Warenkunde verschiedene Lebensmittel und Esswerkzeuge benennen können. Für die vier Köche hatte die Jury einen bunt gemischten Warenkorb zusammengestellt. Mit den Lebensmitteln sollte ein Vier-Gänge-Menü für jeweils acht Personen zubereitet werden. Die Herausforderung: Alle Lebensmittel sollten verarbeitet werden. Die Prüfungskommission, unter der Schirmherrschaft von Ines Bauer, bewertet am Ende und unter Berücksichtigung fachlicher Aspekte, die Zubereitung der Gerichte. Selbst für Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz und für einen Ressourcen-schonenden Umgang mit den Lebensmitteln wurden Punkte vergeben.

Der Wettbewerb ist der Vorausscheid für die Landesjugendmeisterschaft 2017 in Magdeburg, an die sich die Deutschen Jugendmeisterschaft anschließen wird. Durch die Teilnahme am Wettbewerb können sich die jungen Leute aber nicht nur qualifizieren. Sie lernen viel Neues und bekommen durch den direkten Leistungsvergleich mit den anderen Azubis ein Gefühl für ihre Stärken und Schwächen. „So ein Wettbewerb kann sehr motivierend sein und die, die sich auszeichnen, haben später bessere Berufschancen“, so Lutz Lehmann (48), einer der Juroren.

Kulminierender Höhepunkt des Tages sollte der Abend werden. Geladene Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem Kreis der Sponsoren bekamen die Gelegenheit, das bisherige Können der jungen Menschen mit allen Sinne zu erfahren.

Gewonnen haben am Ende: Johannes Schmidt, Regionalmeister Koch, Marvin-Max Fahnert, Regionalmeister Restaurantfach (beide Gasthaus Pretzsch in Zscheiplitz), Lisa Heinzelmann, Regionalmeister Hotelfach (Parkhotel Güldene Berge in Weißenfels). Alle Teilnehmenden konnten sich über Preise und Gutscheine freuen.

„Ein Haus, das gut läuft, hat auch einen guten Personalstamm“, sagt Michael Schmidt, der für ein flexibles Arbeitszeitgesetz ist und auf übertarifliche Bezahlung setzt, um Fachkräfte zu binden. Seiner Meinung nach muss sich die Wertschätzung gastronomischer Berufe auch in höheren Preisen ausdrücken, „denn wenn wir weg wollen von den Dumpinglöhnen, dann muss klar sein, dass der Gast am Ende etwas mehr bezahlen muss.“

Marvin Fahnert, einziger Restaurantfachmann bei der Jugendmeisterschaft, bereitet vor den Augen der Jurorin Cornelia Dietze einen Irish-Coffee zu.
Marvin Fahnert, einziger Restaurantfachmann bei der Jugendmeisterschaft, bereitet vor den Augen der Jurorin Cornelia Dietze einen Irish-Coffee zu.
Biel