Jubiläum Jubiläum : Mit Länderkampf gegen Schweden fing alles an

Naumburg - Es ist nur eine Randsportart, oder besser gesagt: eine leichtathletische Disziplin, die immer wieder um ihre Daseinsberechtigung bei Olympischen Spielen kämpfen muss - das Gehen. Doch in Naumburg hat der Gehsport eine ganz besondere Tradition. Diese wurde bereits im Jahr 1953 von Horst Astroth und Dieter Lindner sowie dem aus Laucha stammenden Max Weber begründet. Ein Jahr später fanden in der Domstadt die DDR-Jugendmeisterschaften statt. Lindner holte die Silbermedaille, und fortan war Naumburg ein regelmäßiger Ausrichter von Bahnwettkämpfen. Ab 1963 kam dann das Straßengehen in Mode; die Strecke führte durch das Siedlungsviertel.
Start 1970 mit Länderkampf
Als Geburtsstunde des Internationalen Naumburger Straßengehens gilt der Länderkampf zwischen der DDR und Schweden, der 1970 mit Start und Ziel in der Müntzerstraße vor dem heutigen Domgymnasium ausgetragen wurde. Er lockte damals immerhin 8000 Zuschauer an; beim Länderkampf gegen die Sowjetunion im selben Jahr zählte man sogar 10000 Zaungäste. Zu Vorwendezeiten blieb das Gehen in der Domstadt ein Publikumsmagnet, wozu sicher der feste Termin - 1. Mai - beitrug. Inzwischen ist der Traditionswettkampf fester Bestandteil der Naumburger Sporttage, die seit dem vergangenen Jahr an nur noch einem Tag „durchgezogen“ werden.
Am kommenden Sonnabend, 13. April, nun ist es wieder soweit, dann mit dem Jubiläum 50. Internationales Straßengehen. Sporttage-Gesamtleiterin ist seit einigen Jahren Heike Börner. Sie hat dieses Amt im wahrsten Sinne des Wortes geerbt: von ihrem Vater Dieter Risch, der zu den Gründungsvätern des Naumburger Gehens gehörte und 2011 völlig überraschend verstarb. „Ich erinnere mich gut an meine Kindheit. Da zog mein Vater quasi immer am 26. April zu Hause aus und im Goldenen Löwen in der Salzstraße ein. Dort befand sich zu DDR-Zeiten das Organisationsbüro“, blickt Heike Börner zurück.
Inzwischen ist sie es, die tagelang in ihrer Freizeit in Sachen Gehen und Sporttage unterwegs ist. Unterstützt wird Heike Börner dabei von ihrer Tochter Sophie und zahlreichen freiwilligen Helfern. „Den Einsatz dieser Leute kann man gar nicht genug würdigen. Aber auch auf die Feuerwehr Bad Kösen und den Naumburger Bauhof können wir uns jederzeit verlassen“, lobt die Sporttage-Chefin, die im Berufsleben als Lehrerin in der Naumburger Salztorschule tätig ist.
Trautmann lädt Ex-Trainer ein
Zum bevorstehenden 50-jährigen Jubiläum des Internationalen Naumburger Straßengehens haben sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen lassen: eine Begegnung von früheren und aktuellen Gehsportlern. Diese findet am kommenden Sonnabend ab 14.30 Uhr im Architektur- und Umwelthaus in der Wenzelsgasse statt. Organisiert wird das Treffen von Mike Trautmann.
Der frühere Gleinaer, der inzwischen in Naumburg lebt, hat selbst zig-mal an der Traditionsveranstaltung im Herzen der Domstadt teilgenommen. Sein größter Erfolg: Im Jahr 2000 unterbot er in Naumburg zusammen mit seinem Bruder Denis die Norm für die Olympischen Spiele; beide starteten dann im selben Jahr in Sydney über 50 Kilometer.
Klar, dass Mike Trautmann auch seine ehemaligen Trainer Dieter Linder (Silbermedaillengewinner bei Olympia 1964 in Tokio) und Hans-Joachim Pathus (Vorgänger des heutigen Bundestrainers Ronald Weigel) eingeladen hat. „Alles, was im deutschen Gehsport Rang und Namen hat, will am Sonnabend nach Naumburg kommen“, berichtet Trautmann. Er nennt in diesem Zusammenhang auch die Olympiasieger Christoph Höhne (1968 in Mexiko), Peter Frenkel (der Eckartsbergaer holte 1972 Gold in München) und Hartwig Gauder (1980 in Moskau), den zweifachen Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, Hans-Georg Reimann, natürlich den 50-km-Weltmeister von 1983, Ronald Weigel, und auch Robert Ihly, der in Russland geboren wurde, aber als Spätaussiedler in den 90er Jahren für die Bundesrepublik bei internationalen Meisterschaften startete.
Zudem hofft Mike Trautmann, dass auch die aktuelle deutsche Nationalmannschaft um Christopher Linke den Weg zum Empfang finden wird. Der Potsdamer belegte am vergangenen Wochenende beim Meeting im tschechischen Podebrady in 1:20:33 Stunden einen starken dritten Platz über 20 Kilometer. Linkes Teamkollegen schonten sich da für die Deutschen Meisterschaften in Naumburg (siehe auch Kasten „Sporttage-Programm...“)

