Jubiläum Jubiläum: Ein ganzes Leben lang Handball

weissenfels/MZ - „Ich vermisse meinen Sport. Aber ich denke, es war der richtige Zeitpunkt, damit aufzuhören“, sagt Hans-Jürgen Hahn und schaut von der dritten Reihe der Zuschauertribüne auf das Parkett in der Sporthalle West. Die, die er kennt, wie kaum ein anderer. Denn über 50 Jahre lang war Hahn Trainer beim Weißenfelser Handball-Verein, hat noch bis zum vergangenen Sommer die zweite Männermannschaft in der Bezirksklasse trainiert. Am Dienstag wird der Mann, der zahllosen Spielern Dreher und Sprungwürfe beigebracht hat, 75 Jahre alt.
Hans-Jürgen Hahn hat mit zwölf Jahren beim SC Fortschritt Weißenfels angefangen, Handball zu spielen. Mit 16 wurde er erstmals in die Bezirksauswahl gerufen, ein Jahr später stand er vor dem Sprung in die DDR-Jugend-Nationalmannschaft. Dazu kam es allerdings nicht, da er zu diesem Zeitpunkt schon im Männerbereich aktiv war, was für eine Auswahlkarriere verboten war.
So ging er mit 18 zum Studium nach Leipzig und spielte dort in der zweiten Mannschaft des SC DHfK Leipzig. „Für die Erste hatte es nicht gereicht, an die Weltklassespieler kam ich nicht heran“, erinnert sich Hahn. Nach seiner Rückkehr nach Weißenfels engagierte er sich als Trainer, machte aber erst 23 Jahre später offiziell seinen Trainerschein. „Den brauchte ich eigentlich nicht.“ (mv)
„Ich bin stolz auf diese 50 Jahre, im Nachhinein würde ich es genauso wieder machen. Schade nur, dass vom ausgebildeten Nachwuchs nicht viel bleibt. Viele gehen wegen des Studiums oder besserer Angebote weg“, so Hahn. Geblieben aber sind unter anderem sein Sohn Torsten (44 Jahre) und Enkel Nils (23), die als Trainer und Spieler in der ersten Mannschaft in der Verbandsliga aktiv sind. Beide hat Hahn mehr oder weniger zum Handball überredet, als sie sich jeweils zunächst dem Fußball zugewendet hatten. „Schon in meinem zweiten Jahr war mein Vater mein Trainer, ein ziemlich harter. Einmal hat er mich sogar vom Training nach Hause geschickt“, erinnert sich Torsten Hahn, der ab Beginn der 1990er Jahre sogar eine Saison mit seinem Vater Hans-Jürgen zusammen spielte und die zweite Mannschaft des Weißenfelser HV aufbaute.
Enkel Nils hatte den Opa ebenfalls sofort als ersten Trainer, nachdem er als Zehnjähriger mit seinen Eltern aus Berlin zurückkehrte, wo er am Prenzlauer Berg mit Handball spielen angefangen hatte. „Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, dass der Opa streng war. Er war mehr der ruhige Erklärer“, so Nils Hahn, der eher in seinem Vater Torsten eine harte Gangart als Trainer sieht. „Aber Ahnung vom Handball haben sie beide.“
Mittlerweile ist die Liebe zum Handball bei allen drei so groß, dass sie neben dem Weißenfelser HV auch internationale Ereignisse in ihrer Freizeit besuchen. 2011 stand der Besuch des Final Four in der Champions League in der Kölnarena auf dem Programm, im vergangenen Jahr ging es sogar nach London. Bei den olympischen Spielen besuchten sie unter anderem ein Halbfinale der Frauen-Handball-Wettbewerbe. Zudem treffen sie sich regelmäßig zum Fernsehschauen, wenn die Bundesliga live übertragen wird.
Dennoch ist oder besser war Handball nicht die ausschließliche Freizeitgestaltung von Hans-Jürgen Hahn. Der ehemalige Lehrerausbilder am Weißenfelser Seminar züchtet Blumen in seinem Garten und geht gern mit seiner Frau auf Reisen, wo ausgiebige Wandertouren auf dem Programm stehen. „Meine Frau hat den Handball immer toleriert, dafür bin ich ihr sehr dankbar. Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit, die jetzt kommt“, so Hahn, der aber dennoch nicht ganz vom Handball lassen will. Denn fast zu jedem Heimspiel der WHV-Männer sitzt er wieder in der Westhalle.