Jahrzehntelange Tradition Jahrzehntelange Tradition: Darum sind Osterlämmer aus Droßdorf bedeutender denn je

Droßdorf - „Vielleicht ist Regionalität in Zeiten der Corona-Krise wichtiger denn je?“ fragt sich Henriette Müller. Die 21-Jährige ist die Schwester von Julius Müller, dem Geschäftsführer des Agrarbetriebes Droßdorf. In den Semesterferien hilft die Studentin für Lebensmittelmanagement ihrem Bruder und unterstützt ihn, neue Absatzmöglichkeiten zu finden. So würden sich die Müllers freuen, wenn die eigenen Osterlämmer noch mehr in die Region verkauft werden.
Schafhaltung ist eine aufwendige Angelegenheit
„Zu 99 Prozent gehen die an Großhändler. Aber seit dem vergangenen Jahr arbeiten wir mit der Fleischerei Merkel aus Golben zusammen. Wer also leckeres Lammfleisch direkt vom Erzeuger haben möchte, sollte da mal vorbeischauen“, wirbt Julius Müller.
Henriette Müller studiert in Bayern und erfahre dort wesentlich mehr regionale Produkttreue als hierzulande. Damit würden die Mühen ihres Bruders belohnt werden. „Die Schafhaltung ist eine aufwendige Angelegenheit. Es ist schwierig, das Ganze ohne Verlust durchzuhalten. Aber es ist eine Herzenssache und wir haben hier in Droßdorf auch eine jahrzehntelange Tradition“, so Julius Müller.
800 von 1.000 Lämmer aus Droßdorf werden verkauft
Seit mehr als 20 Jahren kümmert sich Ralf Engel um die Herde, einer der letzten Schäfer in Deutschland (siehe „Weniger als...“). Mehr als 1.000 Tiere betreut er, davon 600 Mutterschafe. Fünf Monate sind diese trächtig, im Januar oder Februar bekommt jedes im Schnitt zwei Lämmer.
„800 davon verkaufen wir mit einem Gewicht von 40 bis 50 Kilo, der Rest kommt wieder in die Zucht“, zeigt der Geschäftsführer die nackten Zahlen auf. Dahinter stecke aber viel Arbeit in dem großen Stall bei Bergisdorf und den 200 Hektar Weideland rundherum in der Elster- und der Aga-Aue.
In Zeiten der Corona-Krise ist alles ein wenig vage
Weitere 800 Hektar bewirtschaftet der Agrarbetrieb Droßdorf mit dem Ackerbau. Weizen, Gerste, Mais, Raps, Zuckerrüben und seit dem vergangenen Jahr auch Sonnenblumen werden angebaut. „Die Sonnenblumenkerne verkaufen wir an regionale Geflügelzüchter als Futter“, erklärt Julis Müller. Dazu braucht er natürlich die Saat und Düngemittel.
„Wir haben vorsorglich auf Vorrat gekauft und erstmal ausreichend gelagert. Normalerweise lösen wir kurzfristige Aufträge aus, die dann in ein bis zwei Tagen erfüllt werden“, sagt der 27-Jährige. Doch in Zeiten der Corona-Krise ist alles ein wenig vage. „Zählen wir als Lebensmittelbetrieb, wenn wir im Sommer unsere Ernte haben?“ fragt sich Müller, und auch, ob er zur Not staatliche Unterstützung bekommen würde.
Betrieb ist auf Fördermittel angewiesen
Denn ohne finanzielle Hilfe kann auch ein Agrarbetrieb wie der in Droßdorf nur schwer überleben. „Wir sind auf Fördermittel angewiesen. Aber das entsprechende Programm läuft 2021 aus und keiner weiß, wo es hingeht“, macht sich Julius Müller Sorgen.
Die Tiere müssen ja versorgt und die Äcker bestellt werden. Und die vier festangestellten Mitarbeiter wollen genauso ihren Lohn wie die Saisonarbeiter. „Die aktuelle Situation macht das für uns nicht leichter. Aber wir sind gespannt, wie es weiter geht und in Hab-Acht-Stellung“, erklärt der Geschäftsführer. (mz)