Interview mit Bürgermeister Marcel Schneider Interview mit Bürgermeister Marcel Schneider: "Ein Wandel für Teuchern"

Teuchern - Marcel Schneider wurde am Sonntag zum neuen Bürgermeister der Einheitsgemeinde Teuchern gewählt. Der 36-Jährige arbeitet als Sachbearbeiter im Ordnungsamt der Stadt und lebt in Naumburg. Der ehemalige Zeitsoldat mit dem Dienstgrad eines Hauptmanns ist gelernter Bürokaufmann und absolviert derzeit noch eine Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt. Das Amt des Bürgermeisters übernimmt Marcel Schneider im Februar. Im Interview mit MZ-Reporter Jan Iven spricht er über seine Pläne für Teuchern, Engagement und Loyalität.
Herr Schneider, wie geht es Ihnen wenige Tage nach der Wahl zum Bürgermeister von Teuchern?
Marcel Schneider: Ich hatte eigentlich noch gar keine Zeit, die Wahl so richtig sacken zu lassen. In der Nacht danach habe ich wenig Schlaf bekommen und war am nächsten Tag gleich bei einer Schulung in Magdeburg. Viele Menschen haben mir gratuliert und ich konnte mich noch nicht einmal bei allen bedanken. Das werde ich aber noch nachholen.
Was wollen Sie als erstes angehen, wenn Sie im Februar das Amt des Bürgermeisters übernehmen?
Schneider: Ich möchte zunächst in der Einheitsgemeinde, im Stadtrat und in der Verwaltung für meine neuen Ideen werben. Das wird nicht einfach, weil ich keinen leichten Weg einschlagen werde. Zumal ich im Stadtrat nicht nur Freunde habe. Viele Neuerungen beginnen im Rathaus. Es ist aber auch klar, dass man in einer Verwaltung nicht wie beim Militär Befehle erteilen kann, die sofort umgesetzt werden. Ich muss meine Konzepte so vermitteln, dass sie auch verstanden werden.
Was für Vorstellungen haben Sie denn konkret?
Schneider: Ich möchte, dass wir das Thema Ordnung und Sauberkeit endlich in den Griff kriegen. Wir müssen uns beim Thema ländliche Entwicklung mit dem Burgenlandkreis und dem Land stärker vernetzen, um Fördergelder zu nutzen. Wichtig ist, dass wir den Nahverkehr zusammen mit dem Kreis und den anderen Kommunen in der Region sicherstellen. Auch den direkten Kontakt zu den Bürgern, den ich im Wahlkampf aufbauen konnte, möchte ich weiterhin pflegen.
Wie wollen Sie die Sauberkeit in Teuchern verbessern?
Schneider: Ich werde eine Teilzentralisierung des Bauhofes vorschlagen. Die Mitarbeiter sollen an drei Standorten in der Einheitsgemeinde Teuchern präsent sein, um die Probleme direkter und schneller vor Ort zu beheben. Ich möchte auch, dass wir nach dem Trebnitzer Vorbild Subbotniks organisieren, bei denen Bürger und Verwaltung gemeinsam in den Ortschaften aufräumen. Ich habe im Wahlkampf gemerkt, dass viele Menschen in der Einheitsgemeinde anpacken möchten.
Wir müssen das nutzen und die Bürger bei Einsätzen mit Geräten und Müllcontainer und der Organisation unterstützen. Die Verwaltung sollte auch mal einen Eimer Farbe zur Verfügung stellen, wenn Bürger eine Eigenleistung erbringen wollen. Es muss sich etwas bewegen in Teuchern, aber dafür müssen wir alle zusammen arbeiten. Denn wir werden auch in Zukunft nicht mehr Geld zur Verfügung haben.
Wie wollen Sie denn den Stadtrat überzeugen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten?
Schneider: Ich werde für meine Ideen werben und dafür auch Einzelgespräche mit den Stadträten führen. Der Wahlkampf war zum Teil heftig. Deswegen ist es ganz gut, dass ich das Amt erst in ein paar Monaten übernehme. Bis dahin können sich alle ein bisschen beruhigen. Letztendlich müssen wir alle zusammen für das Wohl von Teuchern arbeiten. Dafür hat schließlich auch mein Mitbewerber Dirk Angermann geworben. Insofern möchte ich ihn dabei auch beim Wort nehmen. Wir wollen doch alle, dass es mehr Miteinander in Teuchern gibt und weniger Konfrontation.
Werden Sie von Naumburg nach Teuchern ziehen?
Schneider: Ich habe immer deutlich gesagt, dass ich auch bei einer Wahl zum Teucherner Bürgermeister weiter in Naumburg wohnen bleibe. Ich lebe dort mit meiner Familie. Ich werde mich aber natürlich trotzdem mit viel Herzblut für die Einheitsgemeinde einsetzen. Mit dem Auto bin ich jederzeit in rund zwanzig Minuten da. Auch als Feuerwehrmann bin ich ja bisher immer nachts bei den Einsätzen dabei gewesen.
Sie bekommen derzeit als Sachbearbeiter des Teucherner Ordnungsamtes noch Anweisungen von Amtsleitern, denen Sie als Bürgermeister ab dem kommenden Jahr Anweisungen geben werden. Wie funktioniert das?
Schneider: Das ist überhaupt kein Problem. Ich bin es von meiner Zeit bei der Bundeswehr gewohnt, dass ich Vorgesetzten gehorche, denen ich ein Jahr später Befehle erteilt habe. Selbst wenn man dabei manchmal ein bisschen gegen seine eigenen Vorstellungen handelt. Das hat viel mit Loyalität und Respekt zu tun. Beides ist mir sehr wichtig und beides erwarte ich als Bürgermeister auch von den Mitarbeitern. Ich möchte die Verwaltung als Team aufstellen, damit sie geschlossen nach außen auftreten kann. Fordern und Fördern ist mein Motto. Aber nach den Signalen, die ich bisher aus der Verwaltung erhalten habe, bin ich da ganz zuversichtlich.
Wie kann man sich Ihre letzten Monate als Sachbearbeiter vorstellen? Werden Sie bei Bürgermeister Frank Puschendorf in die Lehre gehen?
Schneider: Ich habe einen Termin beim Bürgermeister, um die Übergabe von Aufgaben und Kontakten vorzubereiten. Ansonsten werde ich ganz normal meine Arbeit im Ordnungsamt weitermachen. Außerdem besuche ich Seminare für meine Ausbildung zum Verwaltungsfachwirt.
Was möchten Sie am Ende ihrer siebenjährigen Amtszeit erreicht haben?
Schneider: Ich möchte, dass wir die Rahmenbedingungen in Teuchern soweit verbessert haben, dass sich wieder mehr junge Familien in der Einheitsgemeinde niederlassen. Dann können wir auch Unternehmen in der Stadt halten und sogar neue hinzugewinnen. Wichtig ist, dass wir die Einwohnerzahl einigermaßen stabil halten. Dafür müssen wir auch den Nahverkehr sichern, damit die Bürger den Anschluss an die Region, an die Städte und Einkaufsmöglichkeiten nicht verlieren. Mein Wunsch ist es, dass sich alle aus der Mitte der Gesellschaft zusammen für die Einheitsgemeinde engagieren. Denn nur gemeinsam können wir einen positiven Wandel für Teuchern bewirken. (mz)