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Hohenmölsen Hohenmölsen: Diese Frauen sticken, häkeln und klöppeln gegen den Trend

Von Petra Wozny 11.03.2018, 14:02
Die Damen vom Handarbeitszirkel um Angelika Meinhardt (li.) gehen fleißig und gekonnt ihren kunstvollen Arbeiten nach.
Die Damen vom Handarbeitszirkel um Angelika Meinhardt (li.) gehen fleißig und gekonnt ihren kunstvollen Arbeiten nach. Peter Lisker

Hohenmölsen - Zwei links, zwei rechts, zwei fallen lassen. Nein, auf diese doch recht lapidare Anleitung zum Stricken lassen sich die Damen des Hohenmölsener Senioren-Handarbeitszirkels nicht ein. Wer ihnen über die Schulter schaut, bekommt schnell mit: Hier sind wahre Meisterinnen am Werk. Mit Kreativität, viel Elan, Konzentration und handwerklichem Geschick zaubern sie mittels Strick-, Häkel-, Steck- und Sticknadeln sowie Klöppeln kleine Meisterwerke.

Gegründet wurde der Zirkel vor nunmehr fast 35 Jahren. Seit 21 Jahren ist Angelika Meinhardt dabei. Die heute 68-Jährige leitet den Zirkel, dem 18 rührige Frauen angehören, die nicht nur aus Hohenmölsen, sondern auch den Ortsteilen der Einheitsgemeinde kommen.

Worauf kommt es im Handarbeitszirkel an?

Worauf kommt es im Handarbeitszirkel an? „Nun ja, Interesse für Handarbeit muss schon da sein und sicher auch etwas Fingerfertigkeit“, schildert die Chefin. Da es aber keine Vorgaben gebe, könne jeder in den knapp drei Stunden Zirkelarbeit an seiner Handarbeit werkeln. Hella Walther, Gisela Jahr und Gisela Tittmann waren früher Lehrerinnen an den Grundschulen von Hohenmölsen und Granschütz. Mit dem Ruhestand hätten sie nach einer Beschäftigung gesucht und im Zirkel gefunden.

Hella Walther zum Beispiel sitzt gegenwärtig über einer Tischdecke im Hardanger Stil. Profan gesagt ist das sticken, zählen, schnippeln und wieder sticken. Was da in unendlich vielen Stunden entsteht, zeugt von hoher Kunstfertigkeit. Hella Walther (78) geht davon aus, dass die Tischdecke in einem Jahr fertig sein wird. Neben ihr sitzt die 79-jährige Gisela Jahr. Die Augen sehen nicht mehr so gut, aber sie freue sich auf die Gemeinsamkeit, den Schwatz und den Austausch im Zirkel.

Tischläufer oder geklöppelte Fensterbilder

„Also mache ich etwas Einfaches. Ich häkle Topflappen. “ Auch Gisela Tittmann stickt fleißig, nur selten sieht sie mal hoch. In der Tasche steckt noch eine angefangene, blaue Pudelmütze. Vielleicht schafft sie an diesem Tag auch da noch ein paar Reihen zu stricken. Christine Zimmer ist im Zirkel ein sogenannter Doppelkandidat. Sie kommt montags ins Bürgerhaus zur Handarbeit und zweimal im Monat mittwochs zum Klöppeln. „Ich wollte es unbedingt lernen. Seit 2008 bin ich dabei. Nun kann ich es“, meint die 65-Jährige stolz.

Neben Arbeiten, die die Zirkelmitglieder für ihren eigenen Hausgebrauch und zum Verschenken herstellen, arbeiten sie auch an Tischläufern oder geklöppelten Fensterbildern, die zum Tag der Einheit im Bürgerhaus ausgestellt und zum Verkauf angeboten werden. „Von den Einnahmen finanzieren wir uns dann ein gemeinsames Essen oder wir fahren auch mal weg“, schildert Meinhardt.

Ein kleines Problem hat diese gemütliche Runde dann doch noch: Es sei zwar ein Senioren-Zirkel, nur Neulinge kämen so gut wie gar nicht mehr. „Vielleicht liegt es daran, dass es heutzutage alles zu kaufen gibt“, orakelt Cora Kambach, die unermüdlich an einer Ostertischdecke stickt. Oder Handarbeiten liegen generell nicht mehr im Trend, was die „Strickliesel“ aus Hohenmölsen echt schade fänden. Junges Blut sei herzlich eingeladen. Wolle, Stickgarn und etwas Ausdauer sind mitzubringen. Alles andere findet sich. (mz)

Komplizierte Sticktechnik
Komplizierte Sticktechnik
Peter Lisker