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Sie will Klempnerin werden Hohenmölsen: 17-Jährige Klemptner-Azubine behauptet sich allein unter Männern

Von Petra Wozny 09.09.2017, 17:00
Celine Mohaupt scheut sich nicht vor harter Arbeit. Sie erlernt einen bislang typischen Männerberuf.
Celine Mohaupt scheut sich nicht vor harter Arbeit. Sie erlernt einen bislang typischen Männerberuf. Peter Lisker

Hohenmölsen - Celine Mohaupt ächzt. Sie schiebt sich unter ein Waschbecken und hantiert mit dem Werkzeug. Ein paar kräftige Handbewegungen und schon hat sie das Becken abgeschraubt. Jetzt ist das Klo dran. Die Ecke ist klein, wo es steht. Die 17-Jährige rutscht auf ihrer Arbeitshose an die Verschraubungen. Lange hat das Porzellan keine Chance, weiter standhaft zu sein.

Celine Mohaupt ist Auszubildende im ersten Lehrjahr für Dachklempner und Installation. Damit ist die Hohenmölsenerin eine Exotin in dieser Handwerksrichtung. In der Ausbildungsklasse ist sie unter 19 Jugendlichen die einzige junge Frau. „Die Jungs haben am Anfang des Lehrjahres gefeixt und Späße gemacht“, schildert sie. Die hat jedoch die Ruhe weg und ließ die „Spaßvögel“ einfach stehen.

17-jährige Hohenmölsenerin ist eine von wenigen weiblichen Azubis im Handwerk

Für sie gibt es schon seit vielen Jahren nichts Besseres, als mit der Bohrmaschine zu hantieren und Dinge im elterlichen Haushalt zu reparieren. Schon lange vor dem Schulende suchte sie sich Praktika im Hohenmölsener Handwerksbetrieb für Dachklempner und Installation von Udo Junghans. „Das hat mich überzeugt, hier auch meine Ausbildung zu machen“, meint die hochgewachsene, junge Frau.

Mit dem neuen Ausbildungsjahr haben im Bereich der Handwerkskammer Halle, zu dem auch der Burgenlandkreis gehört, 954 Jugendliche eine Lehre aufgenommen. Das Positive: Es ist eine Steigerung um 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Negative: Nur 189 davon sind weiblich.

Typische Frauen- und Männerberufe gibt es immer noch

Ein Blick in die einzelnen Branchen von über 100 Berufen macht deutlich, dass es immer noch typische Frauen- und Männerberufe gibt. Im vergangenen Jahr wählten im Hausbau 158 Jugendliche eine Ausbildung, davon waren lediglich vier weiblich. In die Holzbearbeitung wagte sich ein Mädchen - insgesamt suchen hier seit dem Vorjahr 52 Jugendliche einen Beruf. Ähnliche Tendenzen gibt es auch in der Glas- und Metallbranche.

Anders sieht es aber bei den Frisören aus. Hier sind 73 Prozent der Auszubildenden, die im Vorjahr ihre Lehre begannen, Mädchen. In den „Weiße Kragen-Berufen“ wie Pflege, Verkauf oder auch Kosmetik sind es sogar 76 Prozent Mädchen. Zum Girls Day locke die Handwerkskammer jedes Jahr Jungs wie Mädchen zum Schnuppern, ist aus der Presseabteilung zu hören. Grundsätzliche Veränderungen habe dies jedoch noch nicht gebracht. Einzig bei den Bäckern und Konditoren steige der weibliche Anteil in den berufsbildenden Schulen.

Klempner-Ausbildung in Hohenmölsen: Ein Mädchen im Handwerksbetrieb ist für Chef Udo Junghans etwas ganz

Für Udo Junghans ist die Einstellung eines Mädchens in seinem Handwerksbetrieb etwas ganz Normales. Der 64-Jährige hat sein Unternehmen zur Wende gegründet. „Seitdem bilde ich auch aus“, schildert der Handwerksmeister.

Eigenen Nachwuchs zu haben und den jungen Leute in der Region einen Job zu geben, hält er für wichtig. „Ein Azubi muss bei mir handwerkliches Geschick zeigen und im Kopf eine Vorstellung davon haben, wie er beispielsweise ein Bad umbaut. Er oder sie muss auf die Kunden zugehen und flexibel auf die Wünsche reagieren“, macht der Handwerker deutlich, was er von einem Lehrling erwartet. Mit der Einstellung von Celine Mohaupt habe sich daran nichts geändert. Im Betrieb habe die junge Frau ihren eigenen Umkleideraum, das ist das einzig besondere.

„Mir macht es Spaß hier. Ich habe meine Berufswahl nicht bereut. Das Team ist wirklich nett“, ist von Celine Mohaupt zu hören und schon kniet sie wieder unter einem Waschbecken, um es abzumontieren. Die Schuhe sind klobig, die blaue Hose längst eingedreckt. Die Fingernägel sind lackiert.

(mz)