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Historisches Camp in Thalwinkel Historisches Camp in Thalwinkel: Im Biwak der Hitze getrotzt

Von Gisela Jäger 23.07.2018, 08:03
Leben wie um 1813 - die Mitglieder der Bad Bibraer Interessengruppe „Historisches Biwak-Leben 1813“ verbringen eine Urlaubswoche im Biwak in Thalwinkel.
Leben wie um 1813 - die Mitglieder der Bad Bibraer Interessengruppe „Historisches Biwak-Leben 1813“ verbringen eine Urlaubswoche im Biwak in Thalwinkel. Jäger

Thalwinkel - Eine Woche Urlaubsbiwak lag am Sonnabend fast hinter den Teilnehmern der Historiengruppe „Historisches Biwak-Leben 1813“ auf der Thalwinkler Wiese. Zum Ausklang waren Gäste willkommen, um mal hinter die Kulissen beziehungsweise in die Zelte zu schauen, wie der Alltag im Heeresfeldlager rund um die damaligen kriegerischen Ereignisse ausgesehen haben könnte.

Doch zum sechsten Urlaubsbiwak waren einige Abstriche im Programm und beim Betreiben des Biwaks wegen hoher Waldbrandgefahr vorzunehmen, wie Kerstin Ritzau, Leiterin der Historiengruppe unter dem Dach des Vereins Bad Bibraer Kultur- und Literaturfans, einräumte. „Der eigens für das Lager gebaute Backofen aus Lehm durfte nicht betrieben werden und auch Grillen und Kochen mit offenem Feuer waren problematisch.“ Für die Würste kam somit ein Räucherofen zum Einsatz und auch auf das Feuerwerk musste verzichtet werden. Immerhin gab es für die Gäste noch genügend Gelegenheit, das Zeltlager mit vielen original nachgebauten Utensilien in Augenschein zu nehmen.

Vom Wachposten mit Schranke und Truppenfahne bis zu Uniformen, Kleidung, Ausrüstung und Alltagsleben im Zelt hatten die Frauen und Männer ein sehr authentisch gestaltetes Lager auf der Wiese am Ortsrand von Thalwinkel aufgebaut. Zinngießen, musikalische Höhepunkte, Salutschießen und Kanonendonner ließen in eine weit zurückliegende Zeit eintauchen, in der gekämpft, aber auch gelebt beziehungsweise überlebt werden musste. So gehörte zum Biwak mit den Marketenderinnen auch ein Tross dazu, der sich um Kochen, Nähen, das Versorgen von Wunden und vieles mehr zu kümmern hatte. Bäcker, Feldschmiede, Barbiere, Handwerker und Schirrmeister lebten ebenso im Lager vor gut 200 Jahren.

Die Bad Bibraer Historiengruppe betreibt eine besondere Form der Brauchtumspflege, die in die unruhigen Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen vor gut 200 Jahren eintaucht. Ihrem außergewöhnlichen Hobby gehen die zwölf Mitgliedern aus Bad Bibra und Umgebung nach, die sich in der Interessengruppe „Historisches Biwak-Leben 1813“ zusammengefunden haben und unter dem Dachverein Bad Bibraer Kultur- und Literaturfans auf diesen Spuren der Geschichte aktiv sind.

Einiges davon war hautnah in Thalwinkel zu erleben. Im vorigen Jahr hatte sich die Gruppe um eine kämpfende Einheit erweitert, so dass auch Teilnehmer mit der Schwarzpulverberechtigung sich im Umgang mit dem Geschütz und mit historischen Waffen darstellen konnten.

Eröffnet worden war das Biwak-Leben eine Woche zuvor mit Salutschießen und einer Kranzniederlegung am Denkmal. Auch zum Abschluss am Wochenende krachte Kanonendonner über die Wiese. Dazwischen mischten sich Dudelsackklänge.

Eigens aus Irland war Mac Gregory angereist, der in schmucker Paradeuniform sein Instrument vorstellte. Ein historisches Kaffeekränzchen brachte die Historiengruppe und Besucher ins Gespräch. Am Abend versetzten weitere musikalische Beiträge in Begeisterung. Zunächst erfreuten die „Trommelpiraten“ mit ihrem Auftritt, bevor Chris Lunatis harmonische Melodien auf der Harfe präsentierte. Erstmals wirkte am Biwak aktiv René Gießner aus Leipzig mit, der als Schirrmeister für ein geordnetes Lagerleben im Biwak zuständig war. Im Range eines Unteroffiziers war er für die waffentechnische Vorbereitung auf die Schlacht sowie für den Drill der Truppe zuständig. Reparaturen an Wagenrädern und anderem Zubehör gehörten ebenfalls zu seinem Ressort.

Gießner, in Leipzig Mitglied im Bürger- und Förderverein Körnerhaus, fand viele lobende Worte für das Biwak und den guten Zusammenhalt der Gemeinschaft. Während der Biwak-Woche gab es für die Teilnehmer, darunter auch gleichgesinnte Gäste aus Schrenz, ein abwechslungsreiches Ferienprogramm. Dazu gehörten Ausflüge zur Eckartsburg mit Besuch des Napoleonzimmers in Eckartsberga, eine Bootstour auf der Unstrut und andere Aktivitäten. Am Freitag machte sich die Truppe auf den Weg zum „Plündern“ - nach Vorabinformation der Thalwinkler Bürger - und am Abend gab es Live-Musik mit „B 87“.

„Insgesamt hatten wir trotz aller Umstände eine gute Zeit und Ferienwoche, auch mit viel Spaß für unsere Kinder und Jugendlichen. Auch wenn das eine oder andere improvisiert wurde und auch nicht alle kommen konnten, die eingeladen waren, so hat es uns gut gefallen“, so Kerstin Ritzau mit einem großen Dankeschön an alle Helfer, Unterstützer, Trägerverein und Agrarbetrieb Nebra für die Bereitstellung der Wiese. Die Interessengemeinschaft „Historisches Biwak-Leben 1813“ wird in diesem Jahr noch zu weiteren Treffen mit ähnlichen Vereinen fahren. Abschluss ist alljährlich in Leipzig die Erinnerung an die Völkerschlacht von 1813.

Justin nimmt seinen Dienst als Wachposten sehr genau.
Justin nimmt seinen Dienst als Wachposten sehr genau.
Jäger