Handwerk Handwerk: Fahrer und Technikfreak

Naumburg/Weißenfels - Manche vergleichen das Leben mit einer Motorrad-Fahrt. Man braust durch die Jahre, hält an schönen Orten an, hat dann und wann eine Panne, um sich vielleicht an anderen Stellen wiederum für einen Umweg zu entscheiden. Martin Behrens könnte dieser Vergleich wohl gefallen. Der 33-Jährige ist ein Fan der stattlichen Zweiräder und hat im Leben einen kleinen Umweg in Kauf genommen. Ehe er seine dreijährige Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker im Autohaus Eichhorn 2013 begann, hat er nach seinem Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz in Naumburg einige Semester lang Medizin an der Universität Leipzig studiert und nebenbei für den Rettungsdienst des Arbeiter-Samariter-Bunds als Sanitäter gearbeitet.
Fühlt sich wohl im Unternehmen
Doch dann kam die Entscheidung für eine berufliche Komplett-Wende: „Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und diese ist meine größte Motivation. Ich habe bemerkt, ich würde beruflich gern etwas Handwerkliches tun“, sagt Behrens, der zurzeit in Nebra lebt, jedoch bereits plant, in Kürze wieder in seine Heimatstadt Bad Kösen zu ziehen. Obwohl er nicht mehr ganz „tauffrisch“ ist, wie er schmunzelnd betont, gelang es Behrens, seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker mit der Spezialisierung auf Motorräder als Jahrgangsbester abzuschließen. Zur Gesellenfreisprechung im Leipziger Congress-Center wurde er ausgezeichnet. Corina und Dietmar Eichhorn freuen sich über den Erfolg ihres einstigen Lehrlings, den sie nun für den Service im Honda-Autohaus in Weißenfels weiter beschäftigen. „Er hat bereits während seines Praktikums sehr gute Leistungen gezeigt“, erinnert sich Dietmar Eichhorn. „Deshalb beschäftigen wir ihn natürlich sehr gern weiter.“ Behrens, der im Übrigen zur Freisprechung nicht einmal der älteste Geselle seiner Zunft war, zeigt sich zufrieden mit seinem Arbeitsplatz: „Ich fühle mich hier sehr wohl, sowohl was die Qualität der Arbeit als auch die Kollegialität untereinander angeht.“ Mehrere Unternehmen hatte er sich im Vorfeld angeschaut.
Tücken während der Ausbildung
Doch die Ausbildung bereitete Martin Behrens sowie Corina und Dietmar Eichhorn nicht nur Freude. Sie erzählen enttäuscht und auch frustriert über das „Durcheinander“ in der Handwerkskammer Halle. So wurden laut Behrens für die Ausbildung wichtige Lehrgänge, in denen Prüfungsstoff vermittelt wird, nicht angeboten, der Lehrling aufgrund seines speziellen Arbeitsgebietes an die Handwerkskammer Leipzig übergeben. „Ich hätte meine Zwischenprüfung nahezu nicht bestanden“, erzählt Behrens. Dass alles schließlich doch ein gutes Ende gefunden hat, ist dem Engagement des Unternehmens und dessen Lehrlings zu verdanken. In der Ausbildung habe vor allem sein naturwissenschaftliches Vorwissen helfen können.
Behrens Passion reicht dabei weit zurück, in die Kinderjahre. Gemeinsam mit Vater und Großvater war er oft auf Mopeds und Motorrädern unterwegs. „Es ist einfach ein Traum - wie fliegen flach über dem Boden. Es weckt Emotionen und bietet ein ganzheitliches Erlebnis“, schwärmt der Mechatroniker. Vor 15 Jahren kaufte er sich dann seine erste Maschine. Doch vor allem die Arbeit an den Motorrädern fasziniert ihn: die sichtbare Technik, die Möglichkeit, ihr ein längeres Leben zu schenken. In der Weißenfelser Werkstatt kann er zudem persönlich die Resonanz des Kunden erfahren. Seinen früheren Job als Rettungssanitäter hat er im Kopf abgehakt. „Ich habe es hingenommen und verarbeitet. Darunter waren auch tragische Erlebnisse. Ich brauche sie nicht mehr“, erzählt der 33-Jährige.
Eines stellt er indes über seine Leidenschaft für Motorräder: „Erst kommt die Familie“, sagt der zweifache Vater. Einem Hobby will er sich indes bald wieder widmen: In der Vergangenheit war er einige Zeit im Armbrust- und Bogensportverein in Meyhen aktiv.