Handball-Oberliga Handball-Oberliga : Das Freiwurf-Drama

Plauen/Niederndodeleben - Der Handballsport ist immer gut für neue spektakuläre Geschichten. In den letzten Sekunden eines Spiels gibt es oftmals noch drei mögliche Szenarien: Sieg für den Gastgeber, Sieg für die Gäste oder ein Unentschieden. Manchmal - wie es jüngst erst der EM-Auftritt der deutschen Mannschaft gegen Slowenien gezeigt hat - fällt die Entscheidung sogar erst nach der Schlusssirene. Was jedoch für das Prokop-Team durch den von Tobias Reichmann verwandelten Siebenmeter noch einigermaßen gut, nämlich mit einem Punktgewinn, ausging, endete für die Männer des HC Burgenland am Sonnabend im Oberliga-Auswärtsspiel beim bisher punktgleichen SV Plauen-Oberlosa tragisch: Den letzten Freiwurf der Partie, als die Zeit schon abgelaufen war, verwertete Friedrich Kleinert direkt zum 27:26-Siegtreffer der Hausherren.
„Das ist unfassbar. Nach einem sehenswerten Handballspiel, in dem du vor vollem Haus mit toller Stimmung eine gute kämpferische Leistung zeigst, zwischenzeitlich mit vier Toren führst und mit den Gastgebern immer auf Augenhöhe bist, stehst du am Ende mit leeren Händen da“, zeigte sich HCB-Trainerin Ines Seidler enttäuscht.
Kleinert wie einst Dober
Die Schlussphase dieser irren Partie hatte es in sich gehabt. 32 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit nimmt Seidler beim Stand von 26:25 für die Gastgeber ihre letzte Auszeit. Im anschließenden Angriff setzen die HCB-Männer die Anweisungen ihrer Trainerin super um, und Jan Höhne erzielt 13 Sekunden vor Schluss den Ausgleichstreffer. Auf der Uhr steht „59:51“, als Plauen-Oberlosas tschechischer Coach Petr Hazl die grüne Time-out-Karte auf den Zeitnehmertisch legt. Zwei Sekunden vor Schluss bekommt Burgenland-Kapitän Ants Benecke eine Zeitstrafe aufgebrummt; die beiden Schiedsrichter unterbrechen das Spiel nicht mehr, und die Uhr läuft runter. Den Einheimischen bleibt aber noch der Freiwurf, der direkt ausgeführt werden muss. In der HCB-Mauer, die wegen Beneckes Zeitstrafe auf fünf Mann geschrumpft ist, fehlt mit Jan Schindler, der drei Minuten zuvor mit der Roten Karte des Feldes verwiesen worden war, ein weiterer großer Spieler. Die Mauer ist zu klein oder nicht optimal gestellt - jedenfalls schlägt der Ball nach Kleinerts hartem Wurf im Winkel ein.
„Das ist total bitter. Wir waren am Boden zerstört, denn wir hätten uns den einen Punkt auf jeden Fall verdient gehabt“, meinte später Kenny Dober, der neben Schindler (je sechs Treffer) erfolgreichster Torschütze der Gäste war. Dober hatte einst ein ähnliches Kunststück vollbracht wie der Plauener Kleinert. In einem Oberliga-Heimspiel gegen die HSG Werratal war er ebenfalls nach Ablauf der Spielzeit mit einem direkten Freiwurf erfolgreich gewesen. „Allerdings war das nach der ersten Halbzeit, und ich habe um die Mauer herum geworfen“, erinnert sich der Toptorjäger, der bekanntermaßen nicht zu den körperlich größten Akteuren gehört.
Ines Seidler meinte: „Wir haben den zwischenzeitlich klareren Vorsprung in der ersten Halbzeit etwas zu leichtfertig verspielt und dann nach dem Seitenwechsel im Angriff oft zu ungeduldig gespielt und die falschen Entscheidungen getroffen. Zudem haben wir drei hundertprozentige Torchancen liegen gelassen.“ Das habe sich am Ende ein wenig gerächt.
MÄNNER: SV Plauen-Oberlosa - HC Burgenland 27:26 (14:14). HCB: Max Neuhäuser, Michal Galia; Kenny Dober 6/3, Ants Benecke 3, Hendrik Taube 1, Stephan Fichtner, Stephan Meyer 1, Jan Schindler 6 (Rote Karte/57. Minute), Max Weber 2, Jan Höhne 2, Hannes Zerrenner 4, Benedikt Schmidt 1.
Spielfilm: 2:6 (5.), 6:9 (10.), 9:11 (15.), 11:12 (20.), 13:12 (25.), 17:16 (35.), 18:17 (40.), 21:19 (45.), 23:20 (50.), 25:24 (55.) - Siebenmeter: Plauen 3/1, HCB 3/3; Zeitstrafen: Plauen 5, HCB 5 (1 Rote Karte).
Trotzdem noch Tabellenführer
Ebenfalls mit nur einem Tor verloren die Frauen des HC Burgenland am Sonntagnachmittag beim Tabellenzweiten TSV Niederndodeleben. Trotz der 22:23-Niederlage bleiben die Schützlinge von Trainer Steffen Baumgart nach Abschluss der Hinrunde zwar an der Spitze, das Geschehen auf den ersten Plätzen ist dadurch aber noch spannender geworden. Nach Minuspunkten (je vier) liegt der Thüringer HC II, der eine Partie weniger ausgetragen hat, nun gleichauf mit den Burgenländern. Niederndodeleben hat fünf Minuspunkte. „In der ersten Halbzeit haben wir noch flüssig gespielt und verdient mit zwei Toren in Führung gelegen“, berichtet Coach Baumgart. Nach der Pause habe man aber zu oft zu undiszipliniert agiert. Zweieinhalb Minuten vor Schluss kamen die Gäste durch den Treffer von Carolin Konrad auf 23:22 heran. „Wir hatten auch noch die Chance zum Ausgleich, vertändelten aber den Ball“, so Baumgart, der Torhüterin Marie Schuhknecht für ihre gute Leistung lobte.
FRAUEN: TSV Niederndodeleben - HC Burgenland 23:22 (11:13). HCB: Marie Schuhknecht, Jessica Plitz; Caroline Rosiak, Melanie Steinbach, Jessica Stiskall, Julia Luther, Theresa Gering 1, Vivien Walzel 3 (Rote Karte/58. Minute), Victoria Hasselbusch 4, Anna-Maria Schulz 1, Jurate Kiskyte 6/3, Charlotte Wojna, Carolin Konrad 3, Thea Schwarz 4.
Am kommenden Sonnabend, 27. Januar, 19 Uhr, empfangen die HCB-Männer in der Sporthalle Seminarstraße in Naumburg den HC Glauchau/Meerane, und die Burgenländerinnen bestreiten ihr nächstes Spiel erst am Sonntag, 4. Februar, ab 16 Uhr in Plotha gegen den HC Rödertal II.
