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Gosecker Schloss Gosecker Schloss: Mauerwerk muss für 400.000 Euro saniert werden

Von Holger Zimmer 12.05.2016, 08:10
Ralf Pohl von der Possenhainer Firma SIB Wawrik ist hier beim Verfugen des Mauerwerks.
Ralf Pohl von der Possenhainer Firma SIB Wawrik ist hier beim Verfugen des Mauerwerks. Peter Lisker

Goseck - Tagelange Bohrungen stehen im Gosecker Schloss ins Haus. Nicht wie im Vorjahr, um die Stützwände im Zuge der Trockenlegung verankern zu können, sondern diesmal gehen sie bis zu 13 Meter tief ins Mauerwerk. Mehrere solcher Bohrungen sind wegen der Rissbildung im Westflügel notwendig, sollen ab der Nord-West-Ecke mit 28-Millimeter-Ankern die Wände in beiden Richtungen stabilisieren. Wie Vorarbeiter Thomas Hobrack betont, soll so auch eine Innenwand gesichert werden, auf der ein Gewölbe ruht.

Trockenlegung der Keller

Olaf Martin-Knauf, Referatsleiter der Stiftung Dome und Schlösser des Landes, verweist darauf, dass Erfolge zu verzeichnen seien. Denn im ersten Bauabschnitt hatte im Vorjahr die Trockenlegung der Keller stattgefunden. Dort nämlich hatte sich zuletzt immer mehr Wasser gesammelt. Deshalb wurden die freigelegten Fundamente im Spritzverfahren mit wasserundurchlässigem Beton beschichtet und dieser gleichzeitig verankert. Außerdem wurde eine Dränage eingebaut, um das Wasser fernzuhalten und weitere Setzungen zu vermeiden. „Sie ist sozusagen noch der Hosenträger zum Gürtel“, sagt Martin-Knauf. „Nun haben wir kein Wasser mehr im Keller und können deutlich sehen, wie die Wände abtrocknen.“ Jetzt folgt faktisch die statische Sicherung, die wie die Trockenlegung ebenfalls 200.000 Euro kosten wird.

Aufwendige Verfugung

Bereits in der zweiten Aprilhälfte hatten sich zunächst Mauerwerksanierer der Firma Spezialtiefbau Chemnitz die bis zu einen halben Meter tiefen Risse vorgenommen. Da wurden Hohlräume mittels sogenannter Injektionsröhrchen mit rund drei Tonnen Trasskalkmörtel verpresst und verfugt, ein Material, das für historische Bauwerke verwendet wird. Wenn nun die Bohrungen eingebracht werden, dann mit einem dreimal größeren Durchmesser als die Anker. Der Bohrer dringt in die Mauer mit einer sogenannten Luftspülung ein. Die kühlt und trägt gleichzeitig das Bohrmehl nach außen. Zuletzt werden die Anker wegen des Korrosionsschutzes mit Beton ummantelt.

Für Vorarbeiter Hobrack ist das eine Arbeit wie jede andere, aber sie sei abwechslungsreich und man komme herum. So habe er schon im Schloss Lichtenburg bei Torgau gearbeitet, an der Stadtmauer in Bautzen, an der Stiftskirche in Gernrode, dem Dresdener Schloss und der dortigen Frauenkirche. „An der haben wir am Turm gearbeitet und hatten denselben Ausblick umsonst, für den Besucher acht Euro bezahlen müssen.“

Wenn die Arbeiten Ende Mai beendet sein werden, wechselt Harald Hölken von der Possenhainer Firma Wawrik auf das Gerüst an der Nord-West-Ecke. Er hat vom 1636 erbauten sogenannten Standerker die Mauern verfugt. Die bestanden laut seiner Aussage fast nur noch aus Sand und waren völlig marode. Hier konnte Feuchtigkeit eindringen, die die Fugen weiter heraustreibt, wenn die Nässe gefriert. Die Arbeit mache Spaß, meint er, der schon an der Universität in Halle und am Leipziger Gewandhaus tätig war.

Weiterer Fluchtweg geplant

Bei der Stiftung für Dome und Schlösser laufen derzeit Gespräche darüber, wie es weitergehen soll. In den nächsten beiden Jahren soll das Hofmeisterhaus, in dem sich auch die Ausstellung zum Sonnenobservatorium befindet, einen zweiten Fluchtweg erhalten. Danach soll es als Herberge des Schlossvereins ausgebaut werden, so dass Zimmer vermietet werden können, wenn die im Trakt der Ex-Jugendherberge wegen der Dachsanierung wegfallen, betont Martin-Knauf. Robert Weinkauf, Vorsitzender des Schlossvereins, sieht es mit lachendem und weinendem Auge. „Eine Baustelle ist eben eine Baustelle, aber sie zeigt Besuchern, dass es vorwärtsgeht.“ Auch er selbst sei ja über jeden Baufortschritt froh. (mz)

Die eingerüstete Hofseite des Schlosses.
Die eingerüstete Hofseite des Schlosses.
Peter Lisker