Geschichte Geschichte: DDR-Würfelspiel warb für die Region

Naumburg - An warmen Tagen wie den derzeitigen lockt es viele Naumburger und Besucher ins Saaletal und in den Blütengrund. Da lohnt ein Blick in die Geschichte, so ins Jahr 1956. Damals hieß es : „Ahoi Saale abwärts“. Dahinter verbirgt sich ein außergewöhnliches Würfelspiel. Die Idee dazu hatte V. Havranek, der auch die schönen Zeichnungen ausführte.
Als Produzent des Spiels ist auf der Verpackung der Spielehersteller Ruhla angegeben. Weder über den Grafiker noch über den Hersteller ist heute noch etwas bekannt. „Auf dem Staubecken der Saaletalsperre beginnen mehrere Sportgruppen der FDJ eine Paddelbootfahrt mit der Elbe als Ziel“, so die einleitende Spielregel für die Paddel-Tour auf der Saale mit vier klitzekleinen, unterschiedlich farbigen Plastik-Faltbooten. Ein Spiel also, an dem bis zu vier Personen teilnehmen konnten.
Die Quelle der Saale auf dem Spielplan war aus ostdeutscher Sicht „politisch korrekt“ weggelassen worden, da sich diese im fränkischen Fichtelgebirge in Bayern befindet. Seit 1949 lag dieser Gebirgszug hinter der bestehenden Grenze, die beide deutsche Staaten trennte. Und nach dem Start heißt es dann: „Unterwegs gilt es, sich an der vielseitigen Natur sowie an den Kulturdenkmalen zu erfreuen und wichtige Industriewerke kennenzulernen. Die roten Punkte auf dem Spielplan zeigen uns solche Sehenswürdigkeiten an. Wer bei seinem Wurf auf einen roten Punkt gelangt, erhält einen Punkt gutgeschrieben. Wer beim Erreichen der Elbe die meisten Punkte besitzt, ist erster Sieger.“ Mit einer gewürfelten 6 oder einer 1 ging das Spiel entlang der blauen Punktelinie los. Manch blauer Punkt zwang allerdings den Paddler zurück oder der Spieler musste laut Spielplan aussetzen. Wer aber auf dem blauen Punkt 7 in Jena ankam, wurde nahezu beflügelt. „Vor bis Naumburg! Infolge Einsatzes eines Außenbordmotors kommen wir schnell voran.“ In Naumburg warteten dann auf Punkt 8 zwei Bonuspunkte extra „Für die Besichtigung des schönen Unstruttales“.
Pech hatte der Spieler, wenn er dann allerdings auf Punkt 9 gelangte, zwischen Schönburg und Goseck gelegen. „Durch das Schleusen werden wir aufgehalten. Zweimal aussetzen!“ Gemeint war damit die Oeblitzschleuse. Gleich nach der Stadt Jena ist auf dem Spielplan das Burgenpaar Saaleck und Rudelsburg abgebildet. Die schönen Dornburger Schlösser, zuvor an der Saale gelegen, hatte der Zeichner nicht berücksichtigt.
Der Großraum um Bad Kösen, Naumburg und Freyburg ist sehr detailliert im Mittelteil des dreiteiligen Spielplans dargestellt. In Naumburg steht die Stifterfigur Uta vor dem Dom und bei Bad Kösen, in Naumburg, Freyburg und Goseck finden sich zusätzlich „Römergläser“ symbolisch für den Weinbau in der Region. Ausgiebig sind auch die typischen Weinbauterrassen an der Unstrut abgebildet. Ein lehrreiches Würfelspiel, verbunden mit einer guten touristischen Vermarktung.
Nur eine Kleinigkeit hatte offensichtlich die ehemalige Besitzerin des Spiels mit dem Namen Ute gestört. Am Oberlauf der Saale schrieb sie die „Max-Hütte“ bei Unterwellenborn mit Bleistift in „Katz-Hütte“ um.