Fußball Fußball: Semiprofi statt Bundeswehr
WEISSENFELS/MZ. - Besser kann es fast nicht laufen. Als Tom Unholzer mit den A-Junioren des 1. FC Weißenfels beim Fußball-Hallenturnier im vergangenen Winter zum wiederholten Mal die meisten Tore schoss und zudem zum besten Spieler des Tages gekürt wurde, machte er den Trainerstab des Regionalliga-Clubs ZFC Meuselwitz auf sich aufmerksam.
"Die haben mich zu einem Probetraining bei der zweiten Mannschaft eingeladen", erzählt der 19-jährige Blondschopf. Natürlich nahm er das Angebot an und im Januar kam es zur Bewährungsprobe. Im tiefsten Schnee und vor den Augen des Ex-Zweitligaspielers Holm Pinder, der zu diesem Zeitpunkt noch für die Reserve des ZFC, die U 23, der verantwortliche Trainer war, überzeugte Unholzer erneut. "Er ist seiner Altersklasse technisch und taktisch ein paar Schritte voraus", erkannte Pinder. Danach ging alles sehr schnell. Der ZFC einigte sich mit dem Weißenfelser Club auf einem sofortigen Wechsel. Als Ablöse gab es ein Freundschaftsspiel, das am vergangenen Mittwoch im Weißenfelser Stadion ausgetragen wurde (die MZ berichtete).
Für Unholzer geht indes ein Traum in Erfüllung. Denn anstatt wie geplant nach seinem Abschluss an der Wirtschaftsschule für Informatik mit anschließender Weiterbildung in Halle nun zur Bundeswehr zu gehen, bekam der Mittelfeldspezialist seitens des ZFC eine Ausbildungsstelle angeboten. "Da konnte ich sogar zwischen mehreren Jobs wählen", betont Unholzer. Er entschied sich für eine Lehre als IT-Systemkaufmann, die er im September beginnen wird. Der Betrieb arbeite eng mit dem Verein zusammen, so dass sich Spieler keine Gedanken um die Vereinbarkeit von Beruf und Leistungssport machen müssen.
"Bis zum Ausbildungsstart jobbe ich am Mondsee, um mir ein bisschen Taschengeld zu verdienen", fährt Unholzer fort, der derzeit keinesfalls auf der faulen Haut liegt. Dreimal in der Woche fährt er die rund 43 Kilometer in die thüringische Kleinstadt zum Training seines neuen Teams. In der Rückrunde lief er bereits einige Mal für den ZFC in der Landesklasse Ost auf. Die U 23 stieg sogar auf und tritt nun in der Verbandsliga an.
Im Verein tritt Unholzer gegen das runde Leder, seit er fünf Jahre alt ist. Floorball und Basketball habe er auch mal gemacht, aber Fußball sei bei ihm immer die Nummer eins gewesen. Sein Talent wurde größtenteils beim SV Rot-Weiß Weißenfels gefördert. Als A-Junior wechselte er dann zum Stadtrivalen 1. FC. Hier spielte er in der Nachwuchs-Verbandsliga und kam bei den Männern zum Einsatz.
ZFC-Trainer Pinder, der in der kommenden Spielzeit Coach des Regionalliga-Kaders ist, sieht viel Potenzial in Unholzer. "Wenn er kontinuierlich und diszipliniert an sich arbeitet, dann kann sein Weg durchaus weiter nach oben führen", schätzt der 40-Jährige ein. Doch nur auf sein Talent ausruhen, das würde eine Weiterentwicklung im Wege stehen, mahnt der Übungsleiter.
Das scheint Unholzer aber bereits selbst erkannt zu haben. "Das Niveau der thüringischen Landesklasse war ja schon etwas höher als in Sachsen-Anhalt und in der Verbandsliga wird es noch härter zur Sache gehen", ist er sich bewusst. Neben eigenem Lauf- und Kraftraining außerhalb der Übungseinheiten des Vereins achtet Unholzer verstärkt auf seine Ernährung. "Da steht uns der Club beratend zur Seite", erzählt er und ergänzt lachend: "Vor dem Training noch schnell einen Döner essen, das ist nicht mehr drin."
Dem Weißenfelser Fußball bleibt Unholzer aber treu, zumal ihm beim Wechsel keine Steine in den Weg gelegt wurden. "Wenn ich Zeit habe, schaue ich mir die Heimspiele an", sagt der Junior. Er meint, dass der FC in die Landesliga gehört und sich langfristig in die Verbandsliga hochspielen kann. Zudem verfolgt er mit Interesse den Werdegang seines jüngeren Bruder Maximillian (8) der bei der
F-Jugend 1. FC spielt.