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Fußball Fußball: Känguru drückt Daumen

Von JOACHIM BEYER 19.06.2011, 17:37

DÖSCHWITZ/KRETZSCHAU/MZ. - Bei Konfettiregen nahmen die überglücklichen Frauen des TSV Holleben aus den Händen vom Künstler Roland Lindner angefertigten WM-Pokal bei der Siegerehrung in Döschwitz mit lautem Gebrüll in Empfang. Das Team aus dem Saalekreis gewann für Australien angetreten die Vor-Blitz-WM durch einen Treffer im Finale von Christine Misch in der Verlängerung gegen Großgräfendorf 1:0. "Unser Maskottchen, ein Känguru, hat uns die Daumen gedrückt. Das hat geholfen. Wir hätten nie gedacht, dass wir Weltmeister werden", erzählte nach der Pokalübergabe Spielführerin Kristin Arbeiter nach dem zweitägigen Wettbewerb völlig aufgelöst. Der knapp unterlegene "Vizeweltmeister" präsentierte sich in den Länderfarben von Norwegen.

Die vier Vorrundengruppen boten spannende Partien. Da gab es nicht nur Freudentränen. Wie bei der richtigen WM mussten nach den Gruppenspielen am Sonnabend acht Teams ausscheiden. Überraschend betraf das den Kreismeister aus Zorbau (England). Dazu gehörte auch das neu gebildete Team RSK Freyburg (als Brasilien). "Ich bin enttäuscht. Wir haben fast alle Vorbereitungsspiele gewonnen. Fünf Stammspielerinnen waren verletzt, das konnten wir auch mit jungen nachrückenden Aktiven nicht kompensieren", meinte die Trainerin Jaqueline Götze. Doch ihre Mannschaft sammelte trotzdem Erfahrungen. Daher seien die Spiele in Hinblick auf die erste Punktspielsaison 2011 / 2012 für die Weinstädterinnen sehr wichtig gewesen. Großgrimma konnte im Outfit des Frauen-Weltmeisters Deutschland die Vorrundenhürde nicht überspringen. Die 19-jährige Allroundspielerin Miriam Oehler erzählte: "Enttäuscht sind wir schon, ungeschlagen ausgeschieden zu sein. Aber es ist alles nur ein Spiel." Matz, Turnierleiter und auch Trainer der Döschwitzerinnen, die unter Japan spielten, hatten dagegen das Glück des Tüchtigen. In der Staffel B kamen die Platzbesitzerinnen in Döschwitz mit drei Unentschieden ohne Sieg und Niederlage ins Viertelfinale. Matz atmete tief durch: "Glück gehabt", und dachte wohl auch an die Herren-WM 1982 in Spanien. Italien wurde damals ebenfalls mit drei Unentschieden Staffelzweiter, kam weiter und errang den Weltmeistertitel. Den Turniersieg konnten die Döschwitzerinnen nicht einfahren, aber die Platzierung mit Rang sechs stimmte die Frauen des Gastgebers und ihre Fans zufrieden. Für Osterfeld war mit dem Staffelsieg in Gruppe A die Zielstellung erst einmal erreicht. Trainer Maik Seidel sagte nach der Vorrunde: "Was nun kommt, kann nur eine willkommene Zugabe sein und er war mit dem Einzug ins kleine Endspiel zufrieden." Sein Team lief für Nigeria auf und Seidel glaubt, dass seine Spielerinnen bei der Großen-WM auch auf die Ergebnisse dieser Vertretung schauen, obwohl sicher alle Deutschland die Daumen drücken werden.

Das Turnier begann mit der feierlichen Eröffnung. Wie bei der großen Weltmeisterschaft wurde in Döschwitz Großgrimma (als Deutschland) und Wiede / Seehausen (Kanada) sowie in Kretzschau Gröben (als Kolumbien) und Panitzsch / Borsdorf (Norwegen) mit Einlaufkindern der Rasen betreten und die Nationalhymnen gespielt. "Das ging unter die Haut", sagte Turnierleiter Matthias Matz. Das gleiche Zeremoniell gab es vor dem Endspiel.

Matz sprach davon, dass man durch dieses Vor-Blitz WM-Turnier den Frauenfußball in der Region noch populärer machen möchte. Nachdem der Deutsche-Fußball-Bund 1970 das Verbot des Frauenfußballs aufhob, sei es kontinuierlich in dieser Sportart aufwärts gegangen. Bei der Mini-WM in Kretzschau und Döschwitz waren immerhin elf Vertretungen aus dem Burgenlandkreis dabei. Es wurden Mannschaften Länder zugelost, in deren Farben und Trikots die Teams aufliefen. Akkreditierungen von Spielern, Trainern, Ehrengästen und Sponsoren sorgten für zusätzliches WM-Flair. Insgesamt 1 000 Zuschauer sahen an beiden Spieltagen in beiden Spielorten die Begegnungen. Die Gruppeneinteilung und der Modus waren in verkürzter Spielzeit und auf Kleinfeld-Fußballtore ansonsten wie bei der kommenden richtigen WM. Mit diesem Ereignis im Burgenlandkreis könnte bei den Fans die Vorfreude auf die Frauen-WM, die in Deutschland am Wochenende beginnt, gestiegen sein.

Die Frauen WM beginnt für Titelverteidiger Deutschland am Sonntag, 26. Juni, im Spiel gegen Kanada ab 18 Uhr in Berlin.