Fußball Fußball: Der Ersatz-Tormann trifft
Wengelsdorf/MZ. - 84. Minute. Ein Foul im Strafraum, ein Pfiff, Elfmeter für den SV Wacker Wengelsdorf. Mit einmal fordern die Akteure des Gastgeberteams ihren Tormann, Christian Plath, zur Ausführung dieses Strafstoßes auf. Die Fans auf der Tribüne stimmen lautstark ein. Ein kurzer Blick zum Trainer Enrico Thurm, der nickt lächelnd und schon trabt Plath im gemütlichen Dauerlauf-Tempo quer über den Platz. Schiedsrichter Wolfgang Franke (Lützen) gibt den Ball drei, Plath holt kurz Anlauf und verwandelt flach rechts zum 6:0-Zwischenstand.
Zu diesem Zeitpunkt war das Fußball-Kreispokalspiel gegen den Spitzenreiter der Kreisliga-Staffel 1, die SG Finne Billroda, längst zugunsten der Einheimischen entschieden, die derzeit in der Staffel 2 auf Rang zwei liegen. "Das war eine spontane Idee der Mannschaft, dass Christian den Elfer schießen soll", sagte Wacker-Coach Thurm. Es war ein kleines Dankeschön an den Schlussmann, der eigentlich der Reservemannschaft angehört, die in der Kreisklasse, Staffel 2, auf Rang acht liegt.
"Christian hat bereits im vergangenen Kreisligaspiel gegen Burgwerben II eine Urlaubsvertretung für unseren Stammtorhüter Hannes Schunke gemacht und beim 4:0 nichts reingelassen", lobte Thurm. So cool wie Plath gegen Billroda seinen Kasten sauber hielt, so locker gab er sich auch nach seinem allerersten Tor überhaupt. "Einen Elfmeter habe ich in einem Pflichtspiel noch nie geschossen. Ich habe mir einfach den Tormann ausgeguckt und das Ding rein gemacht", erzählte er.
Bereits zur Halbzeit hatte Wengelsdorf mit einer 3:0-Führung die Weichen zum erneuten Einzug ins Viertelfinale gestellt. Im zweiten Durchgang nahmen die Gastgeber zwischenzeitlich etwas Tempo aus dem Spiel, nachdem Uwe Becker das 4:0 erzielt hatte (55. Minute). Lange passierte nichts. Weder das Wacker-Team noch Billroda hatte nennenswerte Chancen. Und die zwei, drei Bälle, die als Freistoß oder Flanke auf Tormann Plath zuflogen, waren leichte Beute für den 33-Jährigen.
Erst als sich Christopher Lorenz, der in der 6. Minute das 1:0 markiert hatte, auf der rechten Seite durchsetzte und mit einem strammen Schuss den Gästetorhüter in Bedrängnis brachte, der nur abklatschen konnte, staubte Carsten Jäschke mit seinem dritten Treffer zum 5:0 ab (82.). Schon in der 8. und 26. Minute hatten ihm seine Teamkollegen symbolisch seinen goldenen Fuß geputzt. Er war es auch, der mit dem 7:0 den Schlusspunkt setzte (87.).
"Wengelsdorf hat verdient gewonnen", gratulierte Gäste-Trainer Willi Aschbrenner. "Wir haben es leider nicht geschafft, unsere fünf fehlende Stammkräfte zu ersetzen. Schade, dass wir das hohe Ergebnis am Ende nicht mehr verhindern konnten."