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Friedhofskultur ist immaterielles Kulturerbe  Friedhofskultur ist immaterielles Kulturerbe : Ort mit vielen Gesichtern

Von Constanze Matthes 24.09.2020, 06:40
Friedhofsverwalter Andreas Legall befestigt am Eingangsbereich des Neuen Friedhofs ein Schild, das  auf  das Immaterielle Erbe Friedhofskultur  hinweist.  Auch Aushänge informieren darüber.
Friedhofsverwalter Andreas Legall befestigt am Eingangsbereich des Neuen Friedhofs ein Schild, das  auf  das Immaterielle Erbe Friedhofskultur  hinweist.  Auch Aushänge informieren darüber. Torsten Biel

Naumburg - Er ist Ort der Trauer und der Erinnerung, aber auch der Erholung. Er gibt Einblicke in interessante Kapitel der Geschichte und bietet reichlich Lebensraum für Flora und Fauna. Gemeint ist der Friedhof, dessen vielfältige Aufgaben und Wirkung nun mit einem besonderen Titel gewürdigt werden. Die Friedhofskultur in Deutschland ist von der Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.

Ein großes Schild im Eingangsbereich des Neuen Friedhofs in Naumburg sowie Aushänge auf dem Gelände an der Weißenfelser Straße machen darauf aufmerksam und erklären den Hintergrund. Wie in anderen Städten und Orten deutschlandweit auch. „Das ist eine großartige Sache und schon etwas Besonderes. Wir versuchen, diese Kultur zu bewahren“, so Friedhofsverwalter Andreas Legall, der neben dem rund 13 Hektar großen städtischen Friedhof noch 16 weitere in den Ortsteilen von Naumburg und Bad Kösen betreut.

Alle unterliegen dabei Veränderungen, wandelt sich mit der Zeit die Gestaltung aus ganz verschiedenen Gründen. Nicht nur andere Grabformen oder das Aussehen des jeweiligen Grabes nach dem Geschmack der Hinterbliebenen beweisen dies. Vor allem das umgebende Grün wird von den Mitarbeitern des Friedhofs intensiv gepflegt, was auch Neuanpflanzungen einschließt. Im Herbst sollen auf dem Neuen Friedhof Hängeulmen in den Boden gebracht werden. Auch neue Nistkästen würden auf dem Gelände angebracht, blickt Legall voraus. Er hofft vor allem, dass mit dem Titel sich auch das Bewusstsein um den Wert der Friedhöfe und deren Bedeutung verstärkt.

Das 1901 vom einstigen Naumburger Oberbürgermeister Emil Kraatz (1848 - 1921) eröffnete Areal umfasst heute ein Mehrfaches seiner einstigen Größe. Aus 2,4 Hektar wurden mit der Zeit 13 Hektar. Rund 200 Bestattungen werden jährlich durchgeführt. Neben den Ruhestätten Naumburger Persönlichkeiten wie dem Unternehmer Adolph Dattan (1854-1924) finden sich auf dem Neuen Friedhof auch rund 550 Gräber von gefallenen Soldaten beider Weltkriege.

Die Aufnahme der deutschen Friedhofskultur in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes geschah im Frühjahr dieses Jahres auf Empfehlung der Deutschen Unesco-Kommission. Diese betrifft zwei Themenfelder: Zum einen geht es um den Umgang mit den Toten, mit Vorfahren und Ahnen als eine Tradition über Jahrhunderte hinweg, zum anderen mit Blick auf die Bedeutung der Friedhofskultur aus kultureller, historischer und sozialer Sicht.

Weltweit besonders ist die Gestaltung als Park beziehungsweise Gärten der Erinnerung. Mit der Aufnahme in das Verzeichnis erkennt die Bundesrepublik deren Schutzwürdigkeit an. Die Ernennung wurde sowohl von Christen als auch von Juden und Muslimen unterstützt. Auf vielen Friedhöfen finden sich Grabfelder unterschiedlicher Religionen.

Weitere Informationen im Internet unter: www.kulturerbe-friedhof.de

Christine Schütze (l.) und Silke Ernst pflegen die Blumenbeete auf dem Neuen Friedhof in der Weißenfelser Straße.
Christine Schütze (l.) und Silke Ernst pflegen die Blumenbeete auf dem Neuen Friedhof in der Weißenfelser Straße.
Torsten Biel