1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Finnebahn: Finnebahn: Nostalgie auf totem Gleis

Finnebahn Finnebahn: Nostalgie auf totem Gleis

Von Gudrun Schröder 01.10.2018, 07:14
Die gute alte Dampflok zischt und faucht während des Bahnhoffestes auf der Strecke zwischen Karsdorf und Naumburg. Im Hintergrund die ICE-Brücke.
Die gute alte Dampflok zischt und faucht während des Bahnhoffestes auf der Strecke zwischen Karsdorf und Naumburg. Im Hintergrund die ICE-Brücke. Schröder

Laucha - Ein Zischen und Fauchen, Schnaufen und Rauchen ließ die Herzen der Fans an der Strecke von Naumburg nach Karsdorf höher schlagen. Denn mit diesen typischen Merkmalen versprühte die gute alte Dampflok ihren ganz eigenen Charme. Aber auch wegen einer Diesellok mit ihren zwei Städteexpresswagen wurden die Fotoapparate gezückt, surrten die Kameras, um die Stahlrösser im Bild festzuhalten. Denn, wenn sich historische Züge über die Gleise im Unstruttal schieben, ist die Faszination groß. Schließlich ist ein solches Schauspiel nicht jeden Tag live mitzuerleben.

Der Förderverein Finnebahn hatte an die Schnittstelle Laucha zu seinem Bahnhofsfest eingeladen. Dieses stand unter der Thematik „50 Jahre V100 Diesellok“. Die 1000 PS starken Diesellokomotiven prägten mehr als 25 Jahre den Personenverkehr auf der Unstrutbahn und läuteten das Ende der Dampfloks ein. „Seit 2014 führen wir regelmäßig unser Bahnhofsfest in Laucha durch“, verdeutlicht Vereinsvorsitzender Ruppert Schlosser. Den Veranstaltungsort hatten die Mitglieder des Finnebahnvereins vor vier Jahren aus gutem Grund ausgesucht. Hier zweigt die Finne- von der Unstrutbahn ab. Beide Bahnstrecken begingen 2014 ein Jubiläum. Die Unstrutbahn blickte auf eine 125-jährige Geschichte zurück,die Finnebahn wurde 100.

„Wir setzen uns beharrlich für den Erhalt der Bahnstrecke von Laucha nach Bad Bibra ein. Auch, wenn der Bahnverkehr hier inzwischen der Vergangenheit angehört, ist es wichtig, das Teilstück zu erhalten. Unser Ziel bleibt weiterhin, zumindest Sonderzüge, beispielsweise zum Märchenumzug oder zum Kneippfest, fahren zu lassen“, meint Schlosser. Und er weist darauf hin, dass seitens des Vereins noch ein Verfahren gegen eine Entwidmung der Bahnstrecke läuft. Somit könnten die Gleise von der Bahn nicht abgebaut werden. Schlosser macht kein Hehl daraus: „Ist die Strecke erst einmal weg, wird sie nicht wieder zugelassen“. Der Vereinsvorsitzende macht klar, dass das Besondere dabei sei, dass es einst Landwirte waren, die die Strecke bauten. Das passierte von 1912 bis 1914 mit dem Zweck, Zuckerrüben von Lossa nach Laucha zu transportieren. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden diese enteignet. Der Personenzugverkehr zwischen Bad Bibra und Lossa war dann 1968, jener zwischen Laucha und Bad Bibra 1973 eingestellt worden.

Leider spielte das Wetter zum Bahnhofsfest nicht mit. Kühle Temperaturen und Regen lockten nicht allzu viel Besucher an. Doch die Nostalgie und das Treffen mit früheren Arbeitskollegen und Lokführern hat Lothar Kapgenoß nach Laucha geführt. Der Nebraer kennt sich aus mit Dampf- und Dieselloks. Er selbst arbeitete ab 1961 im Anschlussbahnbetrieb der Zementwerke Karsdorf und gehörte nach der Wende der Karsdorfer Eisenbahngesellschaft an. Der Eisenbahn-Fan erzählt: „Ich besaß einen Dampflok-Führerschein und fuhr anfangs noch Dampfloks sowie eine Kleindiesellok.“ Ende der 60er Jahre kamen nach Karsdorf die Messemodelle aus Prag, die Dieselloks V75. Kapgenoß freute sich jetzt, wieder eine Dampf- und Diesellok der Reihe V 100 zu sehen. Die Loks stellte die Erfurter Bahnservice GmbH in Karsdorf für die Fahrten zum Bahnfest bereit. Viermal fuhr die V 100 von Karsdorf bis Naumburg und zurück. Gern nutzte auch Dorothea Kern aus Karsdorf mit ihren Enkelkindern das Angebot der Sonderfahrten. Der Dampfzug pendelte zwei Mal.

Neben den Informationsständen des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes und Abellio waren die Interessengemeinschaft „Weißenfelser Eisenbahnfreunde“ sowie der Verein „Pfefferminzbahn“ aus Buttstädt in Laucha vertreten. „Mit den beiden Eisenbahnvereinen aus der Region arbeiten wir gut zusammen und unterstützen uns gegenseitig“, ist vom Finnebahn-Vorsitzenden zu hören. Mitglieder des Finnebahnvereins boten ihren neuen Eisenbahnkalender für 2019 an mit Diesel- und Dampfloks auf den Monatsbildern. Eine Modellbahn-Schauanlage von den Buttstädtern zog die Gäste ebenso an wie der Verkaufsstand mit Modellbahnen verschiedener Spurweiten. Im Festzelt nahmen die Besucher Platz, um sich Kaffee und Kuchen oder Gegrilltes schmecken zu lassen und zu unterhalten. Auch Lothar Kapgenoß saß nach der Stärkung noch lange mit seinen Arbeitskollegen fachsimpelnd zusammen.

Lothar Kapgenoß aus Nebra trifft sich mit Steffen Riediger aus Bad Bibra und Christian Höhndorf aus Naumburg (v.r.) in Laucha, um zu fachsimpeln.
Lothar Kapgenoß aus Nebra trifft sich mit Steffen Riediger aus Bad Bibra und Christian Höhndorf aus Naumburg (v.r.) in Laucha, um zu fachsimpeln.
Schröder
Alles auch in Spielzeuggröße: Der Verein „Pfefferminzbahn“ aus Buttstädt ist mit einer Modellbahnanlage samt Dampf- und Dieselloks vertreten.
Alles auch in Spielzeuggröße: Der Verein „Pfefferminzbahn“ aus Buttstädt ist mit einer Modellbahnanlage samt Dampf- und Dieselloks vertreten.
Schröder